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Demonstranten in der tunesischen Hauptstadt flüchten vor den Tränengasgeschossen der Sicherheitskräfte.

© Reuters

Die Ereignisse vom Freitag zum Nachlesen: Unruhen in der arabischen Welt

Die Proteste in der arabischen Welt sind am Freitag eskaliert, beim Sturm auf die US-Botschaft in Tunis gab es mindestens drei Tote sowie zahlreiche Verletzte. Zuvor wurde die deutsche Botschaft im Sudan in Brand gesetzt. Alle Ereignisse zum Nachlesen im Ticker-Format.

20:55: Die Angaben zur Zahl der Todesopfer beim Sturm auf die US-Botschaft in Tunis schwanken. Einige Agenturen berichten von mindestens drei Toten, andere wiederum nur von Zweien.

20:38: Der Angriff auf die US-Vertretung im libyschen Bengasi mit vier Toten ist nach Erkenntnissen der US-Regierung nun doch nicht von langer Hand geplant gewesen. „Wir haben keine Hinweise darauf, dass es sich um einen vorausgeplanten Anschlag handelte“, sagte Regierungssprecher Jay Carney am Freitag. Zunächst hatte es geheißen, US-Sicherheitskreise vermuteten das Terrornetzwerk Al-Kaida hinter der Attacke. Libysche Ermittler hatten am Donnerstag mehrere Verdächtige festgenommen. Der Vorfall werde weiter untersucht, hieß es aus dem Weißen Haus.

20:07: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht die Ereignisse in der arabischen Welt mit größter Sorge. „Ich verurteile die Angriffe auf die deutsche Botschaft in Khartum sowie auf mehrere amerikanische Botschaften in aller Schärfe. Gewalt darf nie Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Religiöser Fanatismus darf nicht die Oberhand gewinnen“, teilte ein Sprecher der Bundesregierung am Freitag in Berlin mit. Deutschland trete für einen respektvollen Umgang mit allen Glaubensrichtungen und für einen Dialog der Religionen ein. „Ich rufe alle Beteiligten in dieser schwierigen Situation zu Ruhe und Besonnenheit auf. Die arabischen Regierungen müssen alles tun, um die Sicherheit der diplomatischen Vertretungen zu gewährleisten“, appellierte die Kanzlerin.

Video: Deutsche Botschaft im Sudan in Flammen

19:35: Der Sturm auf die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum soll laut einem Bericht der Zeitung "Sudan Tribune" im Vorfeld geplant worden sein. Auf seiner Internetseite berichtete das Blatt von einer Zusammenkunft am Donnerstag, bei der der Gouverneur von Khartum, Abdel Rahman al Chidir, zur Unterstützung des Propheten aufgerufen hatte. Teilgenommen hätten demnach Islamistengruppen und überwiegend mit den extremistischen Salafisten verbundene Imame. Dabei hätten die Anwesenden gefordert, die Botschafter der USA und Deutschlands auszuweisen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Augenzeugen.

Zudem sei entschieden worden, nach den Freitagsgebeten vor den beiden Vertretungen Demonstrationen abzuhalten. Der Aufruf zu friedlichen Protesten sei dabei von der Mehrheit der anwesenden Islamisten abgelehnt worden, hieß es in dem Bericht weiter.

19:17: Nähere Details zu dem Sturm der US-Botschaft in Tunis: Wie die Nachrichtenagentur AFP meldet, waren mehrere Demonstranten waren über eine der Mauern um die in einem Vorort von Tunis gelegene Botschaft geklettert. Nachdem die Menge Molotowcocktails auf das Gelände geworfen hatte, brannten mehrere Fahrzeuge. Die Polizei setzte zunächst Tränengas ein. Später schossen die Sicherheitskräfte. Laut der Agentur TAP setzten Demonstranten auch die wenige Meter entfernte US-Schule in Brand und plünderten die Ausrüstung der Schule. Am Abend kehrte zunächst Ruhe ein.

In Bildern: Demonstranten setzen die deutsche Botschaft in Khartum in Brand:

18:58: Bei dem Sturm der US-Botschaft in Tunis am Freitag sind jüngsten Meldungen zufolge mindestens drei Menschen getötet worden. Mindestens 28 Menschen seien zudem verletzt worden, meldete die Nachrichtenagentur TAP unter Berufung auf vorläufige Angaben des Gesundheitsministeriums.

18:20: Insgesamt fielen bei den Unruhen in arabischen Ländern wegen dem Anti-Mohammed-Schmähvideo und dem Anschlag auf die US-Botschaft in Bengasi bislang zehn Menschenleben zum Opfer.

18:12: In Ägypten, eines der Zentren der Proteste sind bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und SIcherheitskräften vor der US-Botschaft 100 Menschen festgenommen worden.

17:46: Außenminister Guido Westerwelle hat inzwischen mit dem sudanesischem Außenminister telefoniert, wie das auswärtige Amt mitteilte. In dem Gespräch habe er die Gewalt erneut verurteilt sowie „die umgehende und umfassende Sicherung“ der diplomatischen Vertretung verlangt.

17:35: In deutschen Moscheen ist es rund um die Freitagsgebete ruhig geblieben, meldet die Agentur dpa. In vielen Städten riefen Imame die Gläubigen zu Besonnenheit auf. Bundesinnenminister Hans-Peter
Muslime in aller Welt sollten die Provokation durch den antiislamischen Schmähfilm ignorieren und auf keinen Fall mit Gewalt reagieren, sagte der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde im bayerischen Penzberg, Benjamin Idriz..

Bilder: Ausschreitungen vor US-Vertretungen in islamischen Ländern

17:17 Demonstranten legen Feuer in amerikanischer Schule in Tunis

17:04 Uhr: Die Proteste in Afghanistan sind dem US-Verteidigungsministerium zufolge bislang friedlich verlaufen. Dank gebühre dafür den Religionsführern, die sich gegen Gewalt ausgesprochen hätten.

16:45 Uhr: In Tunis bricht Feuer auf dem Gelände der US-Botschaft aus. Mindestens fünf Demonstranten werden durch Gewehrschüsse der Polizei verletzt

16:43 Uhr: Die USA entsenden Marineinfanteristen in den Jemen, um die Sicherheit der US-Botschaft zu gewährleisten, teilt das US-Verteidigungsministerium mit.

16:34 Uhr: Im Sudan springen Demonstranten über die Mauer der US-Botschaft. Gewehrfeuer ist zu hören, berichtet ein Reuters-Reporter.

Lesen Sie hier im Überblick, was am Freitag bisher geschah

Die wütenden Proteste gegen einen islamfeindlichen US-Film in der islamischen Welt haben sich nun auch gegen Deutschland gerichtet. Tausende Demonstranten steckten am Freitag die deutsche Botschaft in Sudans Hauptstadt Khartum in Brand, wie Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bestätigte. In vielen weiteren muslimischen Ländern, darunter der Libanon und Tunesien, gab es teils gewaltsame Proteste.

Die deutsche Botschaft in Khartum sei gestürmt und „teilweise in Flammen gesetzt worden“, sagte Westerwelle in Berlin. Einige der rund 5000 Demonstranten rissen auf dem Gebäude zudem die deutsche Flagge herunter und hissten eine islamistische Fahne, wie ein AFP-Reporter berichtete. Zum Glück seien die Botschaftsmitarbeiter nicht zu Schaden gekommen und in Sicherheit, sagte Westerwelle.

Das Auswärtige Amt warnte auf seiner Webseite vor einem weiteren Aufruf islamistischer Gruppen zu einer Demonstration am Sonntag vor der deutschen Botschaft. Angesichts der gewalttätigen Proteste gegen den islamfeindlichen US-Film „Unschuld der Muslime“ hatte die Bundesregierung am Freitag die Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Auslandsvertretungen in islamischen Ländern verschärft.

Auch die nahe gelegene britische Botschaft in Khartum wurde am Freitag angegriffen. Danach versuchten etwa 10.000 Demonstranten, zur US-Botschaft vorzudringen. Die Sicherheitskräfte feuerten Warnschüsse ab, wie ein AFP-Reporter berichtete. Ein Demonstrant starb, als ein Polizeifahrzeug ihn überfuhr.

Video: Wütender Mob stürmt US-Botschaft im Jemen

Zu gewaltsamen Ausschreitungen kam es auch im Libanon, wo Papst Benedikt XVI. sich zu einem Besuch aufhielt. Etwa 300 Islamisten zündeten ein US-Schnellrestaurant in Tripoli an, wie ein AFP-Journalist berichtete. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein Demonstrant erschossen, 25 weitere Menschen wurden verletzt.

Über dem Gelände der US-Botschaft in einem Vorort von Tunis stieg dichter schwarzer Rauch auf, nach Polizeiangaben hatten Demonstranten Molotowcocktails auf den Parkplatz geworfen. Die Polizei feuerte Warnschüsse ab. Auch in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gab die Polizei Warnschüsse ab und setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, als hunderte Demonstranten zur US-Botschaft marschieren wollten. Am Donnerstag waren vier Menschen bei Protesten vor der US-Botschaft in Sanaa getötet worden.

In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka versammelten sich etwa 10.000 Demonstranten und verbrannten israelische und US-Flaggen. Das iranische Staatsfernsehen meldete tausende Demonstranten in Teheran, in der syrischen Hauptstadt Damaskus organisierten knapp 200 Demonstranten ein Sit-in vor der derzeit geschlossenen US-Botschaft. Im Gazastreifen demonstrierten tausende Menschen, in Ost-Jerusalem gab es bei Zusammenstößen zwischen hunderten Palästinensern und der israelischen Polizei fünf Verletzte.

Weitere Kundgebungen fanden in Marokko, Indonesien, Jordanien, Pakistan, Indien und im Irak statt. In Afghanistan waren die Behörden in erhöhter Alarmbereitschaft, im Osten des Landes wurden bei Protesten Bilder von US-Präsident Barack Obama verbrannt.

Die Proteste hatten am Dienstag in Kairo begonnen, wo Islamisten die US-Botschaft stürmten. In der libyschen Küstenstadt Bengasi wurden am selben Tag bei einem Angriff auf das US-Konsulat der US-Botschafter Chris Stevens und drei Mitarbeiter getötet, auch libysche Sicherheitskräfte starben.

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo gab es am Freitag weiter wiederholt Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten vor der US-Botschaft. Die mächtige Muslimbruderschaft nahm einen Aufruf zu landesweiten Protesten angesichts der Gewalteskalation der vergangenen Tage zurück. Staatschef Mohammed Mursi, früher selbst Mitglied der Muslimbruderschaft, warnte, der islamfeindliche Film sei eine „Aggression“, die „Zwietracht säen“ solle und von den wirklichen Problemen im Nahen Osten ablenke.

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