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Hat bekannt gegeben, dass er "Team Todenhöfer" wählen werde: Mesut Özil.

© dpa/Martin Rickett

„Deutschlands mutigster Politiker“: Özil will Partei von Jürgen Todenhöfer wählen

Der frühere Fußball-Weltmeister hat seine Wahlentscheidung schon getroffen. Und plant ein gemeinsames Buchprojekt mit dem Ex-CDU-Politiker.

Von Michael Schmidt

Der frühere Fußball-Weltmeister Mesut Özil hat verraten, wem er bei der Bundestagswahl seine Stimme geben will. Er werde am 26. September die Partei Team Todenhöfer wählen, die vom Bestsellerautor und Friedensaktivisten Jürgen Todenhöfer gegründet worden war.

Özil postete bei Twitter zu einem „Treffen mit Deutschlands mutigstem Politiker“ ein gemeinsames Foto mit dem 80-Jährigen. Dieser habe hinter ihm gestanden, als er vor drei Jahren bei der WM in Russland eine schwere Zeit erlebt habe. „Nun stehe ich hinter ihm“, fügte Özil hinzu.

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Todenhöfer reagierte kurz darauf und schrieb bei Twitter, er und Özil würden auch ein gemeinsames Buch planen. „Es wird eine Überraschung.“ Der Publizist gehörte als Christdemokrat von 1972 bis 1990 dem Bundestag an, war aber im vergangenen Jahr aus der CDU ausgetreten.

Der 92-malige Nationalspieler Özil war nach Querelen um ein umstrittenes Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem folgenden Vorrunden-Aus bei der WM 2018 aus der DFB-Auswahl zurückgetreten. Der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler, der in Gelsenkirchen geboren wurde, wechselte zu Jahresbeginn vom FC Arsenal zu Fenerbahce Istanbul.

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Zuletzt hatte der Publizist nach dem faktischen Machtwechsel in Afghanistan Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban für notwendig erklärt. „Ja, natürlich“, sagte Todenhöfer am Mittwoch im Deutschlandfunk auf eine entsprechende Frage. Jetzt sei die Stunde der Diplomatie. Deutschland mit seiner traditionellen Freundschaft zu dem Land sei besonders gefragt. „Jetzt brauchen wir kluge Diplomatie.“ Todenhöfer begrüßte, dass der deutsche Botschafter in Afghanistan, Markus Potzel, im Golf-Emirat Katar mit Taliban-Vertretern sprechen will. Er fügte aber hinzu: „Er müsste nach Kabul.“

Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete, der immer wieder Krieg- und Krisengebiete bereiste, sieht eine „gewisse Chance“, dass die Taliban sich nicht an Afghanen rächen, die für ausländische Streitkräfte oder Organisationen tätig waren. „Keiner weiß es. Und jeder muss es hoffen“, sagte der 80-Jährige. Die Islamisten müssten Interesse an Stabilität haben. Sie hätten gesehen, dass ihre bisherige Strategie gegenüber der eigenen Bevölkerung eine Katastrophe gewesen sei.

Team Todenhöfer, Die Gerechtigkeitspartei. Der Publizist gehörte als Christdemokrat von 1972 bis 1990 dem Bundestag an, war aber im vergangenen Jahr aus der CDU ausgetreten.
Team Todenhöfer, Die Gerechtigkeitspartei. Der Publizist gehörte als Christdemokrat von 1972 bis 1990 dem Bundestag an, war aber im vergangenen Jahr aus der CDU ausgetreten.

© imago images/Chai von der Laage

Die Partei "Team Todenhöfer - Die Gerechtigkeitspartei" wurde im vergangenen Jahr von Jürgen Todenhöfer (80) gegründet. Er saß von 1972 bis 1990 für die CDU im Deutschen Bundestag. Die derzeit "herrschenden" Politiker sieht er laut der Parteiwebsite als "Kriegstreiber, Rassisten, Lobbyisten und Heuchler" an. Die Partei möchte alle Militäreinsätze beenden, die Versöhnung zwischen Ost und West vorantreiben und jährlich eine Million klimafreundliche Wohnungen bauen.

Zudem soll das Elterngeld auf drei Jahre verlängert werden, Parteispenden auf 5000 Euro begrenzt werden und die Spaltung der Gesellschaft beenden.

Weitere Forderungen:

  • Globale Klimapolitik, die auf "billige Energien" setzt
  • Abschaffung aller Atomwaffen weltweit
  • "Weniger Flüchtlinge aufnehmen, aber die Aufgenommenen besser behandeln"
  • Abschaffung der Kirchensteuer, Vereinfachung der Steuergesetze
  • Reduzierung der Bürokratie um ein Drittel bei Erhaltung der Arbeitsplätze
  • Boykott der Olympischen Spiele in Peking

Ein Ergebnis von sechs Prozent würde er "als wenig betrachten", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Politikwissenschaftler halten das für völlig utopisch. Karl-Rudolf Korte sprach von "Realitätsverlust" und "Selbsteuphorisierung". Wolfgang Schroeder diagnostizierte "präpotentes Verhalten". Er sagt Todenhöfer ein Ergebnis von "unter einem Prozent" voraus, denn: "Was soll die Leute motivieren, einen kompletten Außenseiter zu wählen?"

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