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Jetzt hat Karl-Theodor zu Guttenberg einen neuen Doktortitel. Doch wer ist der Mann, der ihn beraten hat?

© Maurizio Gambarini/dpa

Update

Deutscher Professor im Zwielicht: Die bizarre Geschichte hinter Guttenbergs neuem Doktortitel

Guttenbergs Betreuer wird vorgeworfen, rechtsradikale Inhalte zu twittern. In einem Video verbreitet er zudem krude Theorien über die Aufnahme von Einwanderern.

Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist wieder ein Doktor. Dieses Mal ein Doktor der Philosophie. Nachdem ihm 2011 nach Plagiatsvorwürfen der Titel "Doktor der Rechte" entzogen worden war, reichte er im November 2018 eine neue Dissertation an der britischen Southampton Business School ein.

Sein Betreuer war der Professor Richard A. Werner. In der kostenlos abrufbaren Arbeit heißt es in einer Danksagung Guttenbergs: "Zuallererst möchte ich meinem langjährigen ,Supervisor`, Professor Richard Werner, danken, der mich ermutigt und mir während meiner jahrelangen Forschungsarbeit wertvolle Ratschläge und Einblicke gegeben hat."

Guttenberg forschte an der Fakultät für Wissenschaft, Recht und Kunst über "Agents, bills, and correspondents through the ages". Sein "Supervisor" Werner promovierte in Volkswirtschaftslehre an der renommierten Oxford University. Der 53-Jährige ist in den Wirtschaftswissenschaften ein umtriebiger – aber auch sehr umstrittener Wissenschaftler.

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Nach BBC-Informationen ist Werner seit 2018, dem Jahr in dem Guttenberg seine Dissertation eingereicht hatte, nicht mehr an der Universität beschäftigt worden. Der "Spiegel" berichtet, dass danach ein anderer Wissenschaftler die Betreuung von Guttenbergs Arbeit übernahm. Werner soll währenddessen die Southampton Business School auf fast 3,5 Millionen britische Pfund (etwa 3,8 Millionen Euro) verklagt habe, da diese ihn aufgrund seiner Herkunft und Religion diskriminiert haben soll. Werner ist Deutscher und Christ.

Guttenberg könnte bei einem "Öxit-Befürworter" promoviert haben

Da die Universität den Gerichtstermin nicht wahrnahm, wurde Werner die geforderte Summe zunächst zugesprochen. Die Institution leitete daraufhin ein Gerichtsverfahren ein, um eine Aufhebung des Urteils zu erreichen. Einen Monat später hob das Gericht dem FAZ-Journalisten Patrick Bahners zufolge das Urteil wieder auf. Die Universität sollte die Möglichkeit bekommen, eine Fristverlängerungen zur Vorlage der Erwiderung einzuräumen.

Auf YouTube wurde im Dezember 2018 ein Video von Werner auf einer Bürgerversammlung in Österreich hochgeladen. Hinter ihm, an der Wand, prangt ein gelbes Schild mit der Aufschrift "Ja zum Öxit". Die Moderatorin stellt Werner als Brexit-Befürworter vor. Im Laufe des Gesprächs warnt Werner vor Grenzöffnungen und stellt paradoxe Zusammenanhänge her. "Nach Afrika und zum mittleren Osten werden die Grenzen geöffnet, während anscheinend Ukrainer, wo ja auch Krieg ist, nur weil sie christlich sind und europäisch aussehen, die dürfen nicht in die EU einreisen."

Der Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi (Linke) kennt Werner nach eigener Aussage von einer Konferenz im EU-Parlament. Auf Twitter macht de Masi auf das Verfahren zwischen Werner und der Southamptons-Universität aufmerksam.

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"In den letzten Jahren scheint er etwas abgedreht zu sein", schreibt de Masi. Schon in seinen Büchern habe er sich auf geheime Aussagen von japanischen Zentralbankern und den Eindruck erweckt, als hätte er "das Monopol auf die Kritik am Monetarismus und eine eigene Geldtheorie empirisch belegt". Seine Quellen seien oft undurchsichtig und schienen verschwörerisch, so de Masi.

De Masi berichtet außerdem von Posts, die Werner abgesetzt haben soll, in denen er Einwanderer "wahllos direkt mit Vergewaltigern in Verbindung brachte". Die Tweets seien mittlerweile geschützt. Auch Werners Twitteraccount ist privat und daher nicht öffentlich einsehbar.

"Es könnte daher sein, dass ein Hochstapler auf einen anderen Hochstapler reingefallen ist! Guttenberg ist aber auch ein Pechvogel!", schreibt de Masi. Guttenbergs Dissertation wurde bereits tausende Male heruntergeladen – vermutlich auch von Plagiatsjägern.

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