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Die Preise steigen heißt auch, das Geld wird wertloser. In gewissem Maß ist das gewollt.

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Der Warenkorb wird teurer: Kehrt die Inflation zurück?

Wenn mit der Corona-Impfung Geldausgeben wie früher möglich wird, werden die Preise steigen. Das ist erstmal normal - muss aber beobachtet werden. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Ursula Weidenfeld

In den ersten Januartagen wird nicht nur Autofahrern deutlich, was andere Verkehrsteilnehmer bald auch erfahren werden: Die Preise steigen. Die Inflation ist wieder da, mindestens für einen Kurzbesuch.

Zwischen fünf und sieben Cent ist der Liter Benzin wegen der neuen CO2-Steuer am Freitag teurer gewesen als am Vortag. Selbst wenn man in Rechnung stellt, dass die Benzinpreise an Feiertagen immer etwas höher liegen als in der Woche, wird in den kommenden Tagen ein Plus übrig bleiben. BVG-Einzelfahrkarten verteuern sich um zehn bis 20 Cent. Und wer den Wocheneinkauf nach Silvester erledigt, muss für denselben Warenkorb zwei Prozent mehr bezahlen als zu Wochenanfang.

Allein diese Effekte werden die Geldentwertung im Januar aus dem Negativbereich auf ein Niveau von deutlich mehr als einem Prozent heben. Belebt sich die Wirtschaft, steigt der Ölpreis auch wegen der Nachfrage. Sind erst viele Menschen gegen Corona geimpft, dürfen sie ausgehen, feiern und reisen. Sie werden das auch wollen, denn sie haben in den vergangenen Monaten nicht nur viel gespart: Weil der Solidaritätszuschlag für die meisten wegfällt, haben sie mehr Geld im laufenden Budget. Reiseveranstalter, Restaurants und Hotels werden versuchen, den Spielraum zu nutzen und höhere Preise durchzusetzen.

Das alles sind Zeichen der Normalisierung. Danach allerdings muss man genauer beobachten, denn dann kommen weitere Faktoren dazu: Die Arbeitskräfte werden wegen des demografischen Wandels knapp und teuer. Die internationale Arbeitsteilung könnte nach den Erfahrungen der Corona-Krise abnehmen, die Produktion von Waren und Dienstleistungen würde wieder an teuren Standorte zurückverlagert.

(Lesen Sie hier eine Argumentation gegen die Renationalisierung von Produktionen von Oliver Wiek, Generalsekretär der Internationalen Handelskammer)

Die Babyboomer gehen in Rente und trennen sich nach und nach von ihrem Geld, um Gesundheit, Pflege und Komfort im Alter zu bezahlen.

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All das muss nicht dazu führen, dass sich die Inflation beschleunigt. Aber das Risiko wächst. Die Zentralbanken haben nicht viel in der Hand, um im Notfall zu bremsen. Denn die Regierungen haben sich in den vergangenen Monaten dramatisch verschuldet und machen eine Wette darauf, dass die Zinsen noch lange niedrig bleiben. Geht diese Rechnung nicht auf, droht in vielen Ländern eine neue Schuldenkrise. Deshalb werden die Notenbanker wohl lange untätig bleiben. Dann wäre der Sparer endgültig der Dumme. Zuerst, weil er wegen der negativen Zinsen der vergangenen Jahre der aktiven Entwertung seiner Guthaben zuschauen musste. Und dann, weil die höhere Inflation am Wert des Ersparten nagt.

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