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Hinweis auf die 2G-Regel in einer Bar in Hamburg (Archivbild vom August 2021)

© dpa/Axel Heimken

Der virologische Winter hat begonnen: Jetzt sollten auch Geimpfte breitflächig getestet werden

Vielleicht war es ein Fehler, kostenlose Tests abzuschaffen. Denn inzwischen wissen wir: Gegen Corona hilft Impfen allein nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wir stehen höchstwahrscheinlich vor einer ziemlichen Corona-Winterwelle. Da widerspricht keiner den lauten Warnern wie dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Zumal der die Zahlen und etliche Praktiker auf seiner Seite hat.

Zur Warnung die Zahlen, aktuell vom Robert-Koch-Institut: Die Sieben-Tage-Inzidenz in ganz Deutschland ist erneut deutlich gestiegen, auf jetzt 145,1. Innerhalb von 24 Stunden meldeten die Gesundheitsämter 21.543 Neuinfektionen. Angesichts der Verbreitung des Virus spricht das RKI von einer „zunehmenden Wahrscheinlichkeit infektiöser Kontakte“.

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Das kann man wohl behaupten. Zumal Praktiker, wie jede:r von uns sie kennen wird, und das RKI darauf schon länger hinweisen. Zum Beispiel der Apotheker, der seit Monaten ziemlich viel testet. Den ganzen Sommer über hat er tausende Tests durchführen lassen, eigentlich immer negativ. Seit zwei Wochen nun steigt die Quote der positiven Schnelltests extrem an. Zuletzt hatte er an einem Tag 66 Tests, davon waren 26 positiv. Das RKI wiederum betont seit Sommer, dass es für Herbst und Winter von steigenden Zahlen ausgeht.

Was bedeutet: Jetzt müssten auch Geimpfte breitflächig getestet werden. Denn offensichtlich tragen sie das Virus ja ebenfalls weiter und sind ansteckend. Von den 3G sind getestete Geimpfte die einzigen, die nicht ansteckend sind. Getestete Ungeimpfte – das reicht nicht; zumal das negative Ergebnis für maximal 24 Stunden gilt. 2G plus Testen, vielleicht lässt es sich so fassen. Die Warnungen sind hier eine logische Folge; sie dürfen nicht ungehört verhallen.

Früher, also vor einigen Wochen und Monaten, haben sich auch Geimpfte öfter testen lassen. Sicherheitshalber, und weil es nichts kostete. Die Kostenpflichtigkeit der Tests, gedacht als Druckmittel für verstärktes Impfen, kann sich vor diesem Hintergrund als größerer, hoffentlich nicht katastrophaler Fehler erweisen. Zumal sich Impfgegner und Skeptiker davon nicht beeindrucken lassen.

[Lesen Sie auch: Warum der zweite Corona-Winter anders wird (T+)]

Für diesen Winter ist deshalb neu zu überlegen. Könnte eine erfolgversprechende, von einem Großteil der coronamüden Bevölkerung eher akzeptierte Option nicht die Öffnung unter 2G plus Testen mit – kostenfreier – Testpflicht für alle sein, an allen öffentlichen Teststellen? Noch fordert das keine:r. Aber vielleicht, wenn die Ampel im Bund steht.

Die mutmaßlichen Koalitionäre verhandeln. Der neue Kanzler soll um den Nikolaustag (Montag, den 6. Dezember) herum gewählt werden. So lange dauert das noch – dabei rollt die Welle schon an. Allein kalendarisch beginnt der Winter am 21. Dezember; meteorologisch und klimatologisch ist es viel früher, am 1. Dezember. Der virologische Winter hat längst begonnen.

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