zum Hauptinhalt
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht im Plenum im Bundestag.

© Michael Kappeler/dpa

Der Verwirrungsminister: Lauterbach – wer ist er, und wenn ja, wie viele?

Lange geht das nicht mehr gut mit dem Gesundheitsminister. Scholz betrachtet ihn mit Argwohn. Der nächste Fehler könnte einer zu viel sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Und ganz am Ende kommt der Knaller. In seiner Lieblingssendung, der Talksshow von und mit Markus Lanz, die ja selbst deswegen auch Zielscheibe von Comedians geworden ist, wird wer eingeblendet? Karl Lauterbach! Natürlich. Zum gefühlt tausendsten Mal.

Aber diesmal spricht er nicht in seinem berühmt gewordenen rheinischen Singsang von Studien, die er des Nachts gelesen hat, oder seinem Austausch mit Wissenschaftlern von Harvard, sondern wird – ja, regierungsamtlich, gewissermaßen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Lanz als Bundespressekonferenz: Lauterbach zieht das Ende der Isolationspflicht für Infizierte, mit dem er noch am Vortag Wirbel und Verwirrung verursacht hatte, nun doch wieder zurück.

Im Lauterbach-Sprech: „Das Signal, was davon ausgeht, dass jemand, der isoliert ist, das dann selbst entscheidet, ob er zu Hause bleibt oder nicht, das ist so negativ, so verheerend.“ Und der Mediziner diagnostiziert „einen Fehler, das so auszusprechen".

Als wolle er Ehrenmitglied der FDP werden...

Das klingt gut, das klingt richtig, aber herrje, es ist Lauterbach. Der sich selbst ins Amt geredet hat. Der dabei immer den Eindruck erweckte, er könne das Amt besser als wahrscheinlich alle anderen.

Der das jetzt auch im Amt lebt, wie man hört. Also er, der Experte auf einsamer Höhe – und dann verwirrt der mehr als dass er beruhigt, anleitet, durch die Corona-Wellen hilft. Lauterbach wollte nicht nur, er musste sich korrigieren, zumal der Unmut über ihn auf allen Kanälen groß geworden ist. Auch bei Experten.

Aktuell beliebt bei Tagesspiegel Plus:

Das ist alles umso bedeutsamer, als er immer wieder gewarnt hat, eigentlich bis heute warnt, dass die Pandemie längst nicht vorbei sei, dass noch viele, viele sterben könnten, wenn wir alle nicht vorsichtig seien und blieben; wenn es nicht weiter Einschränkungen gebe.

Lauterbachs warnende Tweets über all diese Monate haben sich so quasi eingraviert in die DNA der Covid-Berichterstattung.

Und dann, als Gesundheitsminister, lässt er eine Lockerung nach der anderen zu, mehr noch, stimmt ihnen zu. Als wolle er Ehrenmitglied der FDP werden, über die viele den Kopf geschüttelt haben. Wie er selbst auch.

Scholz betrachtet Lauterbach mit Argwohn

Wer bin ich, und wenn ja, wie viele: Der Twitter-Lauterbach, der Talkshow-Lauterbach, der Minister Lauterbach – ist das noch derselbe? Der Minister gibt Positionen preis, aber er wäre nicht Lauterbach, wenn er das nicht (in Talkshows) zur Strategie erklären könnte, nach dem Motto, dass dann wenigstens etwas erreicht ist.

Dazu passt die Sendung bei Markus Lanz wie die Faust aufs Auge. Frage: „Wäre der Abgeordnete Karl Lauterbach mit dem Gesundheitsminister Karl Lauterbach gerade sehr happy?" Der Abgeordnete habe schließlich immerzu gemahnt.

Antwort Lauterbach: „Das war damals der Weg, das meiste zu erreichen.“ Für sich gesehen, für ihn, stimmt diese Antwort. Die Frage ist nur, ob Lauterbach als Gesundheitsminister wieder und wieder mit einem blauen Auge davonkommt.

Bei Olaf Scholz als Kanzler ist das nicht so sicher. Der beobachtet ihn mit Argwohn. Und es wird ihn schon ärgern, dass Oppositionschef Friedrich Merz die Corona-Politik als „verkorkst“ bezeichnen kann. Der nächste Knaller kann der letzte sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false