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Der Bundespräsident im Bürgergespräch in Zeiten von Corona

© Guido Bergmann/dpa

Der Bundespräsident und das Coronavirus: „Dieser Verzicht fällt auch mir schwer“

Der Bundespräsident beschwört in der Krise erneut den Zusammenhalt in Deutschland. Und telefoniert mit Europa, damit auch dort etwas davon übrigbleibt.

Auch Schloss Bellevue hat weitgehend auf Homeoffice umgestellt. Am Amtssitz des Bundespräsidenten, der jetzt teils in seine Privatwohnung verlegt ist, sind die Telefone seit Beginn der Coronavirus-Krise umso stärker in Betrieb. Frank-Walter Steinmeier will den persönlichsten verbliebenen Kontakt zu seinen Amtskolleginnen und –kollegen in Europa nutzen, um jenen europäischen Geist hochzuhalten, dem die Krise gerade schwer zusetzt.

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Die Schlagbäume gehen an vielen nationalen Grenzen runter und trennen mehrnationale Ehen und Arbeitsbeziehungen, unterbinden den kleinen Grenzverkehr in eng verbundenen europäischen Regionen, am Bodensee wie an der Oder. In dieser Woche gab es unter anderem Gespräche mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Čaputová und dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö.

„Der Bundespräsident ist der Bundespräsident“

Neben europäischem Geist und darum, dass überhaupt die Kontakte gepflegt werden und nationale Antworten auf die Coronavirus-Pandemie nicht das letzte Wort bleiben, geht es in Steinmeiers Anrufen in den Präsidentenbüros der Nachbarn auch oft um ganz Konkretes, um Hilfslieferungen oder Rückholaktionen europäischer Staatsbürger.

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Natürlich sei da die Exekutive gefragt, Regierungen und Behörden in Bund und Ländern, heißt es aus Steinmeiers Umfeld. Die Regierung sei die Regierung, aber auch „der Bundespräsident ist der Bundespräsident“. Und der kann seine Kontakte nutzen, um Dinge in Gang zu bringen oder zu beschleunigen.

Letzte Woche schrieben Steinmeier und sein italienischer Kollege Sergio Mattarella, die sich auch persönlich schätzen, einander Briefe. Steinmeier wollte ihm „und dem ganzen italienischen Volk in dieser ungeheuer schweren Situation die Solidarität meiner Landsleute und meine tiefe persönliche Anteilnahme“ ausdrücken.

Steinmeier telefoniert dreimal täglich mit Bürgerinnen und Bürgern

Er beschwor den „wahrhaft europäischen Geist menschlicher und praktischer Solidarität. Wir können diese beispiellose Krise nur gemeinsam überwinden“. Auf italienisch versicherte Steinmeier dem Kollegen, man stehe an Italiens Seite: „Vi siamo vicini.“ Mattarella antwortete am Sonntag auf gleiche Weise: „Unsere europäischen Mitbürger brauchen die Erfahrung, dass die EU ihnen tatkräftig nah ist.“

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Nähe will Steinmeier auch im eigenen Land erhalten. Bisher hat er sie über zahllose Bürgerbegegnungen hergestellt, etwa die „Kaffeetafel“, die ihn den vergangenen Jahren bei Kaffee, Tee und Gebäck mit Landsleuten in ganz Deutschland ins Gespräch brachte. Auch diese Formen sind jetzt durchs gute alte Telefongespräch ersetzt.

Hintergründe zum Coronavirus:

Seit etwa einer Woche führt der Bundespräsident täglich etwa dreimal Telefonate mit Menschen, denen er sonst unmittelbar begegnen konnte, von der Teamleiterin im sächsischen Jobcenter bis zum Krankenpfleger in Bottrop. Man spricht zehn bis fünfzehn Minuten, es geht vor allem über das Leben mit der Drohung. Der Eindruck, den man bisher im Schloss gewonnen hat: Ausgerechnet die Älteren, die das Virus vor allem in Gefahr bringt, zeigen sich besonders gelassen und mental robust angesichts der Krise.

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Am heutigen Donnerstag hat sich der Präsident sich mit einer Videobotschaft nun an alle 81 Millionen Menschen im Land gewandt: Solidarität heiße jetzt Verzicht auf physische Nähe. Das falle auch ihm schwer. „Doch nur der Verzicht verhindert, dass wir dauerhaft verlieren, was wir lieben.“

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Die überwältigende Mehrheit der Menschen habe das verstanden. „Dafür danke ich Ihnen.“ Gleichzeitig fordert Steinmeier dazu auf, an die zu denken, die die Krise noch viel härter treffe: Gastronomen, Künstlerinnen, Taxifahrer, denen „von einem auf den anderen Tag die Einnahmen wegbrechen“.

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Solidarität dürfe aber „nicht bis zum nächsten Grenzzaun reichen“, sagt Steinmeier und mahnt – unter Hinweis auf französische und italienische Patienten, die jetzt in Deutschland behandelt werden – erneut zu europäischer und weltweiter Zusammenarbeit: In seinem Appell lässt sich die Sorge um den Zusammenhalt im Land wie in Europa lesen, die ihn seit langem umtreibt: „Ich wünsche mir mehr solche konkrete Solidarität im europäischen Geist.“

Hatte Steinmeier vor zehn Tagen noch um Vernunft und Vertrauen in der Krise geworben, die Kanzlerin wenig später deren historische Dimension und Wege zum Umgang mit ihr umrissen, so stimmt er nun auf längeren Verzicht ein. Abstand zu halten, sei „das Gebot der Stunde“. Aber, so der Präsident: „Diese Stunde dauert keine 60 Minuten. Sie dauert womöglich Wochen.“

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