zum Hauptinhalt
David Cameron muss bei einem Brexit um seine politische Zukunft fürchten.

© AFP

Debatte um Brexit: Die einen sagen ja, die anderen nein, nur die Queen darf keine Meinung haben

David Cameron kämpft ums politische Überleben, auch Labour ist gespalten, und der Buckingham-Palast dementiert eine EU-kritische Äußerung der Königin.

Vor mehr als drei Jahren hat David Cameron seinen Landsleuten ein EU-Referendum angekündigt. Doch laut einer Studie der London School of Economics wird sich ein Drittel der Briten erst kurz vorher oder sogar am Tag der Abstimmung für Ja oder Nein entscheiden. An Ratschlägen hat es in diesen Jahren nicht gemangelt, zuletzt hat sich Barack Obama bei seinem Besuch vor wenigen Wochen eingemischt: „Lassen Sie mich als Ihr Freund sagen, dass die EU Großbritannien noch größer macht.“

Für Tory-Premier David Cameron geht es bei der Abstimmung am Donnerstag um seine politische Zukunft: Kommt der Brexit, wird Cameron gehen. Die Euro-Skeptiker in seiner Partei – darunter mit Justizminister Michael Gove sogar Mitglieder des aktuellen Kabinetts – dürften ihn dann stürzen. Größte Chancen, Cameron zu beerben, hat der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson. Setzt sich Cameron durch, würde als Nächstes Finanzminister George Osborne in 10 Downing Street einziehen – Cameron hat angekündigt, bei der nächsten Wahl nicht wieder antreten zu wollen.

Aber auch innerhalb der Labour Party ist die EU-Mitgliedschaft umstritten. Während der linke Parteichef Jeremy Corbyn sich für Ja ausspricht, spricht sich die in Deutschland geborene Abgeordnete Gisela Stuart für Nein aus. Sie ist sogar Leiterin der „Vote Leave“-Kampagne. Aber auch für die mehrheitlich europafreundliche Labour Party ist inzwischen undenkbar, was Tony Blair noch 2002 voller Pathos auf dem Parteitag intonierte: „Bei dem Euro geht es nicht nur um unsere Wirtschaft, sondern um unser Schicksal.“

Nigel Farage wäre der große Gewinner, wenn es zum Brexit kommt.
Nigel Farage wäre der große Gewinner, wenn es zum Brexit kommt.

© picture alliance / dpa

Nigel Farage ist der eigentliche Sieger

Als wahrer Sieger eines Brexits könnte sich jedoch Nigel Farage fühlen. Der Chef der europakritischen Partei für die Unabhängigkeit des Vereinigten Königreichs (Ukip) trägt als Manschettenknöpfe kleine Flugzeuge der Royal Air Force und setzt sich seit Jahren für den Austritt aus der EU ein. Farage, der mit einer Deutschen verheiratet ist, ist seit 1999 Mitglied des Europäischen Parlaments. Er hatte im Streit um eine EU-Mitgliedschaft vor allem auf das Thema Einwanderung gesetzt. Am vergangenen Donnerstag enthüllte er ein Poster, das eine bedrohlich große Schlange von Flüchtlingen zeigt, mit der Überschrift: „Die EU hat uns im Stich gelassen.“

Die Queen hält sich aus politischen Fragen heraus – wie seit 63 Jahren.
Die Queen hält sich aus politischen Fragen heraus – wie seit 63 Jahren.

© imago/Frank Sorge

Nur eine hat sich raushalten müssen: die Queen. Als die Boulevard-Zeitung „Sun“mit der Schlagzeile „Königin unterstützt Brexit“ erschien, war die Aufregung groß. Laut dem Bericht hatte sich die Queen bei einem Dinner von der EU distanziert. Doch der Buckingham-Palast dementierte und betonte, dass die Queen sich aus politischen Fragen heraushalte – „so wie in den vergangenen 63 Jahren“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false