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Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann hält künftige Beschränkungen für Geimpfte für denkbar.

© Tom Weller/dpa

„Das Virus ist der Übeltäter, nicht wir“: Teil-Lockdown für Ungeimpfte in Baden-Württemberg rückt näher

Die Neuausrichtung der Corona-Politik sorgt weiter für Streit. Baden-Württembergs Regierungschef Kretschmann fordert nun Einschränkungen für Ungeimpfte.

In der Diskussion um die künftige politische Linie in der Corona-Pandemie mehren sich die Stimmen derer, die einen Teil-Lockdown für Ungeimpfte befürworten. Neben dem Berliner Virologen Christian Drosten und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller hat sich auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu dem Thema positioniert.

Mit Blick auf die steigenden Fallzahlen, den schleppenden Impffortschritt und einen womöglich starken Anstieg der Covid-19-Patienten in den Kliniken erklärte Kretschmann, dass er dann Einschränkungen für Ungeimpfte für unausweichlich halte. „Die Nicht-Geimpften sind jetzt natürlich die Träger der Pandemie“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Wenn es bei den Ungeimpften zu hohe Inzidenzen gebe, wirke sich das auf die Krankenhausbelegung aus. Und dann müsse die Politik handeln. „Das hat nichts mit Strafe oder irgendwas durch die Hintertür zu tun, sondern es ist die Erfordernis, die Pandemie im Griff zu behalten. Andere Motive stehen überhaupt nicht dahinter“, sagte Kretschmann.

Zugleich wies Kretschmann den Vorwurf zurück, man übe zu viel Druck auf Ungeimpfte aus. „Der Druck kommt vom Virus, nicht von uns.“ Die Politik müsse Vorsorge treffen, weil man nicht genau wisse, wie sich die Zahlen entwickelten. „Das Virus ist der Übeltäter, nicht wir“, argumentierte er. „Es werden die angesteckt, die nicht geimpft sind.“ Die Gefahr, dass Geimpfte erneut erkrankten, sei gering. „Die wenigen Impfdurchbrüche sind pandemisch nicht von großem Belang statistisch gesehen“, sagte Kretschmann.

Jüngsten Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von diesem Freitag zufolge liegt der Anteil an vollständig Geimpften in Deutschland knapp acht Monate nach Beginn der Impfkampagne bei 61 Prozent.

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Wie Kretschmann bemängelte auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller das langsame Tempo beim Impfen. „Inzwischen ist es mit dem Impffortschritt sehr zäh geworden. Wir kämpfen um jede einzelne Impfung, obwohl wir ausreichend Impfstoff und eine gute Infrastruktur haben“, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. Trotz guter Voraussetzungen sei es „erstaunlich, dass es nach dieser langen Pandemiephase immer noch so schwer ist, die Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig diese Impfung ist“.

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Laut Müller seien aufgrund der Pandemiedynamik erneute Beschränkungen für Ungeimpfte nicht mehr ausgeschlossen. Das beginne bereits mit einer Testpflicht. „Ab dem 11. Oktober werden diese Tests kostenpflichtig. Das kann man umgehen, indem man sich impfen lässt“, erklärte der Regierende Bürgermeister.

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Auch der Virologe Christian Drosten hatte zuvor den hohen Anteil an Personen moniert, die sich nicht impfen lassen wollen. Dies sei „ein großes Problem“, sagte der Forscher von der Berliner Charité am Donnerstag im Deutschlandfunk. Die bisherigen Pandemie-Maßnahmen in Deutschland seien zwar „richtig gewesen“, doch das Impftempo sei zu gering. „Mit dieser Impfquote können wir nicht in den Herbst gehen. Das reicht absolut nicht aus“, sagte er.

Zudem erklärte Drosten, dass die aktuelle Pandemielage schlechter sei, als eine Modellierung des RKI noch im Sommer angenommen hatte. Deshalb schloss der Virologe erneute Beschränkungen nicht aus. „Wir werden nach Auffassung dieser Modellierung natürlich gesamtgesellschaftlich die Zahl der Kontakte wieder einschränken müssen.“ Ob diese Maßnahmen auch für Geimpfte gelten sollten, ließ Drosten allerdings offen. (Tsp, dpa)

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