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Jens Spahn stellte am Samstag den Gesundheitspakt vor.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

„Das macht's uns allen deutlich leichter“: Spahn empfiehlt Herbst- und Weihnachtsurlaub in Deutschland

Im öffentlichen Gesundheitsdienst sollen 5000 neue Stellen entstehen. Das hat Gesundheitsminister Spahn verkündet. An die Bürger richtete er einen Appell.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Bürger angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie eindringlich aufgerufen, Herbstferien und Weihnachtsurlaub in Deutschland zu verbringen.

Man habe beim Winterurlaub in Ischgl und im Sommerurlaub gesehen, dass „zumindest bestimmte Arten von Reisen und Urlaub Risiken mit sich bringen und Infektionen mit zurück nach Deutschland bringen, sagte Spahn am Samstag in Berlin. „Das haben wir mit großem Aufwand, aber jetzt für diese Reiserückkehrer-Situation gut in den Griff bekommen.“

Zugleich appellierte Spahn an die Menschen: „Aber vielleicht schaffen wir es ja auch alle zusammen, mal für den Herbsturlaub und vielleicht auch gleich für den Weihnachtsurlaub mit, nicht so weit zu fahren. Sondern einfach mal die Schönheit Deutschlands zu genießen.“ Der Minister fügte hinzu: „Das macht's uns allen, übrigens auch den Gesundheitsämtern vor Ort, deutlich leichter.“

Spahn machte erneut klar, dass er nicht mit einem raschen Ende der Corona-Pandemie rechnet. Er sei aber zuversichtlich, dass man in sechs Monaten noch besser damit umgehen könne, eine Balance zu finden zwischen bestmöglichem Infektionsschutz und soviel Alltag wie möglich. „Wir werden bis dahin wahrscheinlich Schnelltests verfügbar haben, was für all die Veranstaltungen, über die wir gerade gesprochen haben, einen großen Unterschied macht.“

Zudem werde man „möglicherweise in sechs Monaten eine Idee davon haben, dass Impfstoffe dann auch bald verfügbar sind“. Man werde Tag für Tag und Monat für Monat besser wissen, wie man mit dem Virus umgehen müsse.

5000 neuen Stellen im öffentlichen Gesundheitsdienst

Spahn stellte in Berlin gemeinsam mit der Vorsitzenden der Länder-Gesundheitsminister, Berlins Senatorin Dilek Kalayci (SPD), den „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ vor. Der Bund stellt den Länder dafür bis zum Jahr 2026 insgesamt 4 Milliarden Euro zur Verfügung. Damit soll beispielsweise die Digitalisierung und Vernetzung der Gesundheitsämter gestärkt werden. Bis Ende 2022 soll es mindestens 5000 neue und unbefristete Vollzeitstellen in dem Bereich geben.

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Zur erneuten bayerischen Panne bei Corona-Testzentren äußerte sich Spahn entspannt. Sein Eindruck sei, dass die bayerische Staatsregierung wie auch schon in den vergangenen zwei, drei Wochen mit Hochdruck daran arbeite, „das jetzt abzustellen“ und sich „mindestens so sehr ärgert wie die Betroffenen“, sagte Spahn. Am Freitag war bekannt geworden, dass etwa 10.000 Menschen länger als die versprochenen zwei Tage auf ihr Ergebnis warten mussten.

Kritik an „Flickenteppich“ im Fußball

Deutschland sei in einer Pandemie, „wo viele Dinge schneller gehen müssen als sonst. Wo oftmals dann auch sehr flexibel und manchmal zu Beginn provisorisch gehandelt werden muss“, sagte Spahn. Die Vorgänge in Bayern seien aber auch ein Zeichen dafür, dass es sinnvoll sei, gemeinsam in stärkere Strukturen bei den Gesundheitsämtern zu investieren - vor allem auch in die digitale Vernetzung.

Hier sei es etwa gelungen, fast alle Testzentren an den Flughäfen, Bahnhöfen und Raststätten an den Autobahnen schon mit der Corona-Warn-App zu verknüpfen. Auch da habe es am Anfang ein paar Tage gebraucht, aber mittlerweile funktioniere das gut, sagte der Minister.

Den Zuschauer-„Flickenteppich“ im Profifußball kritisierte Spahn jedoch. Er hätte sich sehr gewünscht, „dass wir bis Ende Oktober einen gemeinsamen Ansatz haben für den Start in die Bundesliga." Dies gelte auch vor dem Hintergrund, dass entsprechende Beschlüsse der 16 Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) keine zwei Wochen alt seien.

Der Profifußball hatte aber nicht auf eine gesamtdeutsche Regelung zur Rückkehr von Zuschauern gewartet. Mit der Zulassung von bis zu 4500 Fans setzt Bundesligist 1. FC Union Berlin am Samstag beim Test gegen den 1. FC Nürnberg das nächste Signal für den wachsenden Willen der Branche, die Geisterspiele zu beenden. Zuletzt hatte Bundesligist RB Leipzig die Erlaubnis erhalten, das erste Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 Mitte September vor bis zu 8500 Zuschauern zu bestreiten. Hertha BSC will dann vor rund 4000 Fans im Berliner Olympiastadion gegen Eintracht Frankfurt spielen.

Spahn lobt Vorarbeit der DFL

Spahn betonte nun, ein koordiniertes Vorgehen sei sinnvoll. „Ich denke, für Akzeptanz insgesamt wäre ein einheitliches Vorgehen besser.“ Gleichzeitig sei die Lage aber so, wie sie sei. Die Behörden vor Ort würden in eigener Verantwortung entscheiden. Er hoffe, dass sich alle bewusst seien - Behörden wie Clubs, „dass damit eine hohe Verantwortung kommt, dass eben Infektionsrisiken dabei minimiert bleiben. Wenn das gelingt, kann es ja auch Beispiel für andere Bereiche sein.“

Die Vorarbeit der Deutschen Fußball Liga für eine Rückkehr der Zuschauer sei gut, lobte Spahn erneut. Er habe immer gesagt: „Entscheidend ist auf dem Platz, nicht auf dem Papier.“

Auf die Frage, ob dies auch etwa für Konzerte gelte, entgegnete Spahn, man müsse jeden Tag neu eine bessere Balance finden zwischen Infektionsschutz, Gesundheitsschutz, Risikovermeidung und Alltag. „Die Frage, ob eine Großveranstaltung 500 oder 1500 Zuschauer hat, ist keine Frage von Wahrheit, sondern von Abwägung“ zwischen Risiken, Alltag sowie wirtschaftlichen und öffentlichen Interessen. Deswegen sei es gut, wenn Konzepte in der Praxis erprobt würden. Die Behörden vor Ort müssten ihre Entscheidungen immer von der jeweiligen Pandemielage abhängig machen. (dpa)

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