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Annalena Baerbock und ihr Ehemann Daniel Holefleisch kommen zur Stimmabgabe bei der Bundestagswahl.

© Jan Woitas/dpa

Darf der das?: Baerbocks Mann hat einen neuen Job – warum das problematisch ist

Daniel Holefleisch, Mann von Außenministerin Annalena Baerbock, arbeitet wieder als Lobbyist. Hätte er sich nur eine andere Branche gesucht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Was kann Daniel Holefleisch dafür, dass seine Frau Annalena Baerbock Außenministerin ist? Außer positiv gesehen, weil er sie auf ihrem Weg unterstützt hat, politisch, familiär, um da hinzukommen, wo sie jetzt ist? Na, nichts sonst, nichts jedenfalls, was negativ wäre.

Also soll auch Holefleisch die Möglichkeit haben, sich beruflich zu verwirklichen, oder? Wenn es nur mal so einfach wäre. Ist es aber nicht, gleich doppelt nicht.

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Denn Holefleisch kommt aus der Lobbyarbeit im politischen, vorpolitischen Raum. Er war zuletzt Lobbyist der Post und davor Leiter Unternehmenskontakte und Spendenbeschaffer für die Grünen.

Mag da auch seine berufliche Qualifikation liegen - in den Bereich zurückzukehren, ist vielleicht keine ganz so gute Idee. Die kann sich sogar als negativ für seine Frau herausstellen.

Selbst wenn es nicht gewollt ist, wird das, was er tut, in Verbindung mit ihr gesehen. Was dann mittelbar das Bild von ihr, das sich nach der Wahl in den vergangenen Wochen doch wieder enorm erholt hat, aufs Neue trüben. Immerhin ist Baerbock nicht nur im Auswärtigen wichtig, sondern als Grünen-Politikerin auch nach innen.

Spezielle Vertragsklausel für Holefleisch

Indem Holefleisch jetzt als Partner bei der Beratungsfirma MSL Group anheuert, öffnet er also die Tür für einen vermuteten Interessenkonflikt. Der nicht auftreten muss, aber kann. Durch, ausdrücklich, Beratungen im Bereich „Public Affairs, Lobbyarbeit. Das sollte doch schon fürs Erste reichen, um selbst skeptisch zu werden.

Wie schreibt MSL: „Für unsere Kunden sind wir strategische Ratgeber und kreative Geschichtenerzähler in der Konversations-Ökonomie. Unsere beraterische DNA ist davon geprägt, produktive Dialoge und Beziehungen – zwischen Unternehmen oder Marken und ihren externen und internen Bezugsgruppen – zu gestalten. Scharfe Analysen von Themen und Zielgruppen setzen wir in klare Strategien, inspirierende Ideen und überzeugende Kommunikation um. So stärken und schützen wir messbar die Reputation und die Anziehungskraft von Unternehmen und Marken.“

Da soll kein Kunde dabei sein, der nicht auch für den Strategen Holefleisch Interesse zeigt, weil der wiederum Einfluss auf die Grünen hat, mindestens auf die eine ganz oben? Das wäre lebensfern.

Die Sache macht nicht besser, dass Holefleisch eine Vertragsklausel hat, die Einflussnahme auf das Auswärtige Amt verbietet. Das beantwortet diese Fragen noch nicht: Wie soll diese Klausel ausgefüllt werden? Darf er nicht über seine Arbeit reden, wie es in jeder Familie üblich ist? Und wenn, übt er dann schon Einfluss aus, zwar nicht aufs Auswärtige Amt, aber auf die Außenministerin?

„Lobbycontrol“ kritisiert Engagement von Holefleisch

Nun berät MSL, das kommt noch erschwerend hinzu, national wie international. Zuweilen sind es auch ausländische Regierungen. Ein Kunde war beispielsweise mal Saudi Arabien.

Solche Kunden wären im Blick auf den neuen Partner Holefleisch nicht ganz unheikel. „Lobbycontrol“ sieht das denn auch kritisch, unter anderem deshalb, weil der Name als prominenter Ehemann wahrscheinlich auch bei Neukunden zieht.

Vor der Bundestagswahl war für Baerbock noch ganz klar, dass ihr Mann die Lobbyarbeit einstellen müsste, wenn sie ein Regierungsamt übernimmt. Nun ist sie im Regierungsamt - und nicht nur Lobbycontrol fragt sich, warum seine Tätigkeit für eine Lobbyagentur damit besser vereinbar sein soll als die Lobbytätigkeit für die Deutsche Post.

Aber es wird sich doch sicher eine Aufgabe finden, am besten eine gemeinnützige, bei der ein gewiefter Lobbyist und Spendensammler hilfreich wäre. Wie wäre es mit Unicef, dem Kinderhilfswerk der UN? Sich in solchem Umfeld im rein positiven Sinn zu verwirklichen, wäre eine gute Sache, für Daniel Holefleisch - und für seine Frau Annalena Baerbock.

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