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Was ist erlaubt? CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet während der Ansprache des Bundespräsidenten in Erftstadt.

© Marius Becker/AFP

Da gibt es nichts zu lachen: Laschet will Kanzler werden? Dann muss er Krise können!

Der CDU-Kanzlerkandidat weckt Misstrauen in seine Fähigkeiten. Das hat er selbst verschuldet. Merkel wäre das nicht passiert. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Es gibt so Momente, die bleiben. Und bedauerlicherweise sind es nicht immer die besten. Wenn das in der Politik geschieht, geschieht es vor aller Augen, in der Öffentlichkeit, und die Betrachter bilden sich ein Urteil. Genau das ist jetzt Armin Laschet passiert, dem Kanzlerkandidaten der Union. Er kichert, die Zunge leicht herausgestreckt, im Hintergrund, während der Bundespräsident inmitten der Verwüstung den Flutopfern sein Mitgefühl ausdrückt.

Mitgefühl! Darum geht es. Darum ging es auch dem Ministerpräsidenten, der Laschet ja immer noch ist, trotz der Ambition auf mehr. Und er hat es gezeigt, war sofort am Ort, hat alles andere stehen und liegen lassen, um mit den Menschen in seinem Land zu sprechen, sie spüren lassen, dass er bei ihnen, mit ihnen ist. Ist es nicht schrecklich, alles verloren zu haben? Und so viele Tote! Beängstigend, schrecklich, traurig.

Hilfe ist organisiert, Geld zum Wiederaufbau außerdem. Aber alles das, was Laschet für den Moment richtig gemacht hat, tritt jetzt hinter diesem einen zurück. Eine Unachtsamkeit werden die sagen, die ihn verteidigen wollen. Menschlich eben. Eine Übersprungshandlung.

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Oder auch, dass er nicht hat hören können, was Frank-Walter Steinmeier weiter vorne gerade in die Kameras sagt. Oder, dass auch andere lachen mussten, weil offensichtlich jemand eine witzige Bemerkung gemacht hat. Oder eine Situation komisch war. Doch so, wie der Begriff komisch beides beinhaltet, so „komisch“ mutet die Reaktion an.

Es gibt das nichts zu lachen

Natürlich sind Politiker Menschen – aber mit einer besonderen Anforderung. Niemand ist gezwungen, politische Verantwortung übernehmen; doch wenn, dann gilt, dass Politik in großem Maß ein Gefühl fürs Angemessene erfordert.

Angemessen war und ist nun gewiss, sich im Angesicht der Katastrophe jedes Lachen zu verbeißen. Kurz: Da gibt es nichts zu lachen. So oder so nicht. Merkel wäre das sowieso nicht passiert, und Steinmeier hat einmal ganz leise gelächelt.

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Ein Kanzlerkandidat, einer, der Verantwortung für dieses Land übernehmen will, wird noch genauer angeschaut, weil man sich ein Bild von ihm machen will. Handelt er, die Dimension des Geschehens im Blick und im Sinn? Handelt er im besten Fall vorbildhaft?

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Eine klitzekleine Erinnerung an Kant: Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte. Gut, das mag ein wenig hoch gegriffen sein. Aber Politik – übrigens schon gar für einen, der sich dem Christlich-Sozialen verpflichtet sieht wie Laschet – ist von der Sache her ernst. Wer in einer noch dazu ernsten Situation gegen dieses Gebot verstößt, weckt Misstrauen in seine Fähigkeiten.

Das ja bei Laschet latent immer noch vorhanden ist, dieses Misstrauen. Sein Konkurrent Markus Söder, CSU-Chef, hat es erfolgreich gesät: Ist der CDU-Vorsitzende wirklich ein Macher, ein Modernisierer, ein Veränderer? Kann er Krise? Kann er aus ihr herausführen?

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Die zurückliegenden Wochen haben gezeigt: Laschet ist und bleibt ein Moderater. Und ein Moderator. Deshalb noch einmal zum Ernst der Lage: Da sagt Laschet dem Sinne nach, ein solches Ereignis sei nicht dazu angetan, die Politik grundsätzlich zu ändern. Falsch! Doch!

Gerade ein solches Ereignis muss Politiker, Handelnde, zum Überdenken und zum Verändern der eigenen Position bringen. Wenn Angela Merkel nach Fukushima so gehandelt hätte…

Nach Grundstürzendem braucht es ein neues Fundament. Die Flut zeigt, wie dringend eine schon von der Haltung her andere Klimapolitik ist. Das Aktuelle muss mit dem Perspektivischen neu verbunden werden. Hochwasser- und Katastrophenschutz müssen ebenso verbessert wie als nächstes die Klimaziele angepasst, angehoben, ehrgeiziger werden. Wohlgemerkt: Das ist auch das uns allen nächste. Ernst nehmen, ernst machen – so lautet die Anforderung. Aus diesem Grund ist das Bild, das Armin Laschet abgegeben hat, ein gefährlich Bleibendes.

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