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Seine Widersacher sind "crazy", "weird", "wacky" oder "dumb". Nur er selbst, glaubt Donald Trump, sei ganz normal.

© Jonathan Ernst/Reuters

„Crooked Hillary“ und „Little Rocket Man“: Spitznamen sind Trumps gemeinste rhetorische Waffe

Mehr als 200 spöttische Bezeichnungen hat der US-Präsident vergeben. Das wirkt, denn stets bleibt an seinen Kontrahenten etwas haften. Nur nicht an ihm selbst.

Wie ist der Fuchs? Schlau. Wie ist die Hexe? Böse. In Märchen und Fabeln werden handelnde Figuren oft mit einem Adjektiv versehen, das ihren Charakter beschreibt. Beides bildet eine Einheit. Taucht die Figur ohne das für sie wesentliche Adjektiv auf, wird es vom Zuhörer ergänzt. Meister Petz, der Bär, ist assoziativ stets gutmütig und freundlich. Isegrim, der Wolf, ist verschlagen und verfressen.

Neu ist die Technik also nicht, Namen durch Adjektive oder Begriffe zu ergänzen, die nach häufigem Gebrauch zusammengezogen werden. Zur Perfektion getrieben hat sie aber US-Präsident, Donald Trump. Spitznamen sind seine gemeinste, gleichwohl wirksamste rhetorische Waffe.

Schon im Präsidentschaftswahlkampf 2016 setzte er sie gegen innerparteiliche Rivalen wie Ted Cruz („Lying Ted“), Marco Rubio („Little Marco“) oder Jeb Bush („Low Energy Jeb“) ein, vor allem aber gegen seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton („Crooked Hillary“, betrügerische Hillary).

Bei „Wikipedia“ gibt es eine Liste mit Spitznamen, die Trump bislang vergeben hat. Sie umfasst weit mehr als 200 Eintragungen und reicht von „Cheatin’ Obama“ über „Little Rocket Man“ (Kim Jong Un) bis zu „Clinton News Network“ (für CNN).

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Auch gegen die drei aktuell in Umfragen führenden Präsidentschaftskandidaten der Demokraten hat er sich munitioniert. Joe Biden ist wahlweise „Sleepy Joe“ oder „1 Percent Biden“ (wegen dessen kläglichen Abschneidens im Vorwahlkampf der Demokraten im Jahre 2008); Bernie Sanders ist „Crazy Bernie“ oder „The Nutty Professor“; Elizabeth Warren nennt er „Pocahontas“ oder „The Indian“, weil sie sich vor vielen Jahren bei einer Bewerbung auf eine angeblich indianische Herkunft bezogen hatte.

Die Begriffe können von „unauslöschlicher Dauer“ sein

Die perfide Wirkung solcher Begriffe resultiert aus ihrer emotionalen Kraft. „Hillary ist eine Betrügerin“ – darüber lässt sich diskutieren, „betrügerische Hillary“ – das lässt eine Debatte nicht zu, die Frage von richtig oder falsch stellt sich gar nicht erst.

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Entscheidend ist außerdem, dass eine Person definiert – besser: diffamiert – wurde, bevor sie sich selber für eine Öffentlichkeit definiert hat. Dann schnappt die Falle zu.

Die von Trump gezielt eingesetzten Spitznamen können für die betroffene Person „verheerend“ sein, von „unauslöschlicher Dauer“ und ihre „politischen Ambitionen zerstören“.

Zu diesem Ergebnis kam vor zwei Jahren bereits eine Analyse von Trumps Rhetorik in der Zeitschrift „Columbia Journalism Review“. Alle Versuche von Trumps Gegnern, an ihn einen Begriff zu kleben, sind bislang gescheitert.

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