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US-Präsident Donald Trump beantwortet am Lincoln Memorial Fragen bei Fox News.

© Reuters/Joshua Roberts

Coronavirus in den USA: Trump bestreitet frühzeitige Warnung durch Geheimdienste

Der US-Präsident weist Vorwürfe zurück, er habe schon zu Jahresbeginn von der Corona-Gefahr gewusst. Trump zeigt zudem Zuversicht bei der Impfstoff-Entwicklung.

US-Präsident Donald Trump hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach US-Geheimdienste ihn bereits frühzeitig vor den Gefahren durch das neuartige Coronavirus gewarnt haben.

Die Geheimdienste hätten ihm bestätigt, dass sie das Thema erst im späten Verlauf des Januars erwähnt hätten, schrieb Trump am Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter. Selbst dann hätten sie das Thema nur in einer „sehr unbedrohlichen Art“ zur Sprache gebracht. Das sei kurz vor dem von ihm erlassenen Einreisestopp für Ausländer aus China Ende Januar gewesen, der „Zehntausende Menschenleben“ gerettet habe. Die „Fake News“-Medien lägen „wie immer“ falsch, schrieb der US-Präsident.

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Die „Washington Post“ hatte am vergangenen Montag berichtet, US-Geheimdienste hätten in ihren täglichen schriftlichen Berichten für den Präsidenten im Januar und Februar mehr als ein Dutzend Mal vor dem Coronavirus gewarnt. Erstmals sei das Virus Anfang Januar erwähnt worden. Trump verzichte regelmäßig darauf, die Berichte zu lesen, und zeige gelegentlich auch wenig Geduld bei den mündlichen Unterrichtungen, die zwei bis drei mal pro Woche erfolgten.

Trump optimistischer als Berater Fauci

Trump rechnet rechnet mit einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus noch in diesem Jahr und drängt auf eine baldige Öffnung der Wirtschaft im Land. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir bis zum Ende des Jahres einen Impfstoff haben werden“, sagte der US-Präsident am Sonntagabend (Ortszeit) bei einer Veranstaltung des Senders Fox News in Washington. Er räumte ein, dass Ärzte ihm von einer solchen Aussage abraten würden, sagte aber, er rechne dennoch mit diesem Zeitrahmen.

Der prominente US-Regierungsberater und Immunologe Anthony Fauci hatte sich am Donnerstag im Sender CNN vorsichtiger geäußert. Er rechne im Idealfall im Januar mit einem Impfstoff, sagte Fauci. „Ich kann das aber nicht garantieren.“ Es gebe zahlreiche Unsicherheitsfaktoren, die einen Impfstoff verzögern könnten. Trumps Regierung hat eine „Operation Warp-Geschwindigkeit“ für die beschleunigte Entwicklung eines Impfstoffes ins Leben gerufen. Trump sagte nun auf die Frage, ob es ihn stören würde, wenn andere Staaten schneller einen Impfstoff entwickeln sollten als die USA: „Wenn es ein anderes Land ist, werde ich meinen Hut vor ihnen ziehen.“

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Trump will Land „so schnell wie möglich“ wieder öffnen

Der Auftritt des Präsidenten am Sonntag fand am Lincoln-Memorial im Herzen der US-Hauptstadt statt. Abraham Lincoln war von 1861 bis 1865 der 16. Präsident der USA. Zwei Fox-News-Moderatoren stellten Trump Fragen, die Wähler zuvor per Video bei dem Sender eingereicht hatten. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Amerika zusammen - Zurück zur Arbeit“. An diesem Montag wollten mehrere weitere Bundesstaaten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus lockern. Die Richtlinien des Weißen Hauses sehen als Bedingung einen Rückgang der Fallzahlen über 14 Tage vor - das ist noch nicht überall der Fall.

Trump sagte: „Ab einem gewissen Punkt müssen wir das Land öffnen. Wir haben keine Wahl. Wir können als Land nicht geschlossen bleiben.“ Er betonte, das müsse auf eine sichere Art und Weise geschehen, „aber so schnell wie möglich“. Die Maßnahmen lägen in der Verantwortung der Gouverneure der 50 Bundesstaaten. „Ich denke ehrlich, dass einige Staaten nicht schnell genug voranschreiten.“ Trump drängte darauf, dass Schulen und Universitäten spätestens nach den Sommerferien wieder öffneten. Er zeigte sich erneut überzeugt davon, dass sich die US-Wirtschaft ab dem vierten Quartal schnell wieder erholen werde.

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Trump erwartet nun mehr Tote durch das Coronavirus

Der US-Präsident verteidigte erneut die Proteste in mehreren Bundesstaaten gegen die Schutzmaßnahmen - obwohl diese Maßnahmen den Richtlinien seiner Regierung folgen. „Das sind bedeutsame Demonstrationen“, sagte er. Trump räumte ein, dass es zugleich Menschen gebe, denen die Lockerungen Angst machten. Er kündigte auch weitere Hilfen für die inzwischen mehr als 30 Millionen Amerikaner an, die wegen der Krise ihre Arbeit verloren haben. „Wir werden mehr unternehmen.“ Einer arbeitslosen alleinerziehenden Mutter aus Alabama antwortete er, sie werde nach der Krise einen besser bezahlten Job finden.

Trump korrigierte seine früheren Prognosen über die befürchteten Todeszahlen in den USA durch das Virus nach oben. Statt von 65.000 gehe er jetzt von 80.000 oder 90.000 Toten aus, sagte er.

Nach einer Übersicht der Johns-Hopkins-Universität sind in den USA (Stand Sonntagabend) mehr 1,15 Millionen Infektionen bestätigt - knapp ein Drittel aller bekannten Infektionen weltweit. Die Wissenschaftler der Universität haben in den USA bislang mehr als 67.000 Todesfälle registriert. (dpa)

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