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Intensivpfleger Ricardo Lange in der Sendung von Anne Will.

© Imago Images / Jürgen Heinrich

Corona-Streit von Lange und Lauterbach bei „Anne Will“: „Wir gehen jedes Mal unvorbereitet in diese Herbstwelle“

Intensivpfleger Ricardo Lange wirft der Regierung vor, den Personalmangel in der Pflege lange missachtet zu haben. Lauterbach stellt Besserung in Aussicht.

„Was heißt Überlastung?“, fragte Intensivpfleger Ricardo Lange in der ARD-Sendung „Anne Will“ den Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Sonntagabend. Talkmasterin Anne Will ließ ihre Gäste zur Bilanz der Corona-Politik in der Bundesrepublik diskutieren und stellte die Frage auf „Ist Deutschland auf die nächste Welle besser vorbereitet?“

Neben Lange und Lauterbach saßen auch Christine Aschenbach-Dugnus, Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP und Mitglied im Gesundheitsausschuss, sowie Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt auf der Bühne. Doch vor allem die beiden männlichen Talkgäste lieferten sich einen emotionalen Schlagabtausch.

Deutschland sei nicht auf die Corona-Welle im kommenden Herbst vorbereitet, da das Kernproblem – der Personalmangel in Krankenhäusern – nicht behoben werde, stellte Intensivpfleger Lange in einem längeren Monolog fest. Lauterbach und die Corona-Politik der Bundesregierung – auch der ehemaligen – kommen dabei nicht gut weg.

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„Würden Sie sagen Gesundheitssystem und Intensivstationen sind überlastet, wenn Menschen aufgrund von Personalmangel sterben?“, fragte Intensivpfleger Lange in Richtung des Gesundheitsministers. „Würden Sie sagen, eine Intensivstation ist überlastet, wenn das Personal weinend auf den Fluren zusammenbricht?“ Lauterbach kommt kaum zu Wort, erwidert jedoch: „Natürlich ist das alles eine Überlastung.“

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Der Gesundheitsminister verteidigt sich gegen den Vorwurf, nicht genug gegen den Personalmangel in der Pflege zu tun. Er selbst habe sich in der vergangenen Legislaturperiode dafür eingesetzt, dass „man mit dem Abbau von Pflegekräften keine Gewinne mehr machen kann“. Das sei über viele Jahre der Grund gewesen, weshalb die Pflegekräfte abgebaut sind. „Das wirkt jetzt langsam“.

Das Problem der Überlastung bestehe aber schon seit Jahren – nicht erst seit der Pandemie – hält Lange dagegen. Corona hätte das Problem noch verschärft, trotzdem sei die Reaktion laut dem Intensivpfleger: „Okay, wir gehen jedes Mal unvorbereitet in diese Herbstwelle und alle sind erschrocken: Oh Gott, wir haben überhaupt kein Pflegepersonal!“ Eine wirksame Reaktion auf den Personalmangel vermisse er aber von der Bundesregierung. „Worauf warten Sie noch?“

„So lange bin ich auch noch nicht im Amt“, verteidigt sich Lauterbach. Noch vor der Sommerpause wolle er Eckpunkte für ein Gesetz präsentieren, dass die Lage für die Beschäftigten in der Pflege verbessere.

Intensivpfleger fordert Ursachenbekämpfung statt neuer Corona-Regeln

Nicht gut weg kommen auch die Corona-Schutzmaßnahmen der Bundesregierung. In der Sendung hatte Lauterbach schon nicht ausgeschlossen, dass es im Herbst erneut zu Schulschließungen komme. Bundeskanzler Olaf Scholz (ebenfalls SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) hatten eine solche Maßnahme vergangene Woche noch ausgeschlossen.

[Lesen Sie auch: Ohne große Schutzmaßnahmen: Die Corona-Sommerwelle erfasst Deutschland (T+)]

„Immer wenn in Grundrechte eingegriffen wird, muss man – nach meinem Rechtsverständnis – dafür sorgen, dass das Mittel geeignet ist und auch die mildeste Variante (wählen)“, kritisiert Intensivpfleger Ricardo Lange die Bundesregierung.

Lange sieht die Bundesregierung in der Pflicht, erst den Ursprung für den Versorgungsmangel im Gesundheitssystem zu beheben, der sich seiner Meinung nach im Personalmangel in den Krankenhäusern manifestiert. „Wenn ich die tatsächliche Ursache nicht beseitige (…), wie rechtfertigen Sie dann immer wieder (Schutzmaßnahmen)?“, fragt Lange. „Wir sind im dritten Jahr der Pandemie, Herr Lauterbach, im dritten Jahr!“ (Tsp)

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