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Ob er wenigstens eine Maske trägt? Die AHA-Regeln der Pandemie machen Dieben das Leben schwerer (gestellte Szene).

© Arno Burgi/dpa

Corona-Regeln mindern Diebstahldelikte: Frauen bleiben Opfer ihrer Handtaschen

Kurz nicht aufgepasst, und alles ist weg. Handtaschendiebe haben trotz Abstandregeln zugeschlagen. Was hilft gegen dieses Übel? Innentaschen? Ein Zwischenruf.

Ein Zwischenruf von Barbara John

Einen Text mit Corona zu beginnen, kann inzwischen auch Lesehemmungen auslösen. Ich gehe dieses Risiko ein, weil ich das Wort lediglich als Überleitung nutze, wie durch den Corona-Abstand Kriminellen, genauer gesagt, Taschendieben, das perfide Handwerk erschwert wurde.

Nachdem sich die pandemiebedingten Abstandsregeln im öffentlichen Raum langsam durchgesetzt haben, sind in Berlin die Zahlen zum Delikt Taschendiebstahl laut Polizeilicher Kriminalstatistik von 20 000 im Jahr 2018 auf 14 300 im Jahr 2020 zurückgegangen. Offensichtlich gelang es Kriminellen trotz des Abstands dennoch in vielen Fällen, die für den Diebstahl notwendige Nähe herzustellen.

Auch wenn Abstand halten die Zahl der Straftaten mindern hilft, geschehen muss viel mehr, um das Übel zurückzudrängen. Die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer „Weißer Ring“ berichtet vom oft albtraumhaften Schock der Opfer. Meist sind es Frauen. Anders als Männer verlässt kaum eine Frau die Wohnung ohne Handtasche, ob sie nun zur Arbeit, zum Einkaufen oder einfach Bummeln geht.

Was Männer in Innentaschen nah bei sich haben, beispielsweise Handy, Brieftasche mit Ausweis, Führerschein, EC-Karten, Bargeld und Schlüssel, verstauen Frauen in der Handtasche. Die baumelt über der Schulter, hängt über einer Stuhllehne, wird neben ein Sitzmöbel gestellt. Ideale Gelegenheiten für geübte Diebeshände, mal kurz rein- oder zuzugreifen.

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Wann immer sich das Gespräch im kleinen oder großen Kreis um Diebstahl von oder aus Handtaschen handelt, wissen Frauen von eigenen oder fremden traumatischen Erfahrungen zu berichten. Dann folgen übliche Ratschläge wie Ansammlungen meiden, Reißverschlusstaschen bevorzugen, das gute Stück immer im Auge behalten und nur das Allernötigste bei sich tragen.

Alles richtig, und dennoch nicht so bewährt wie erhofft. Auch ausgeklügelte kompakte Sicherungsprodukte mit Sirenengeheul und Blitzlicht bei Taschenklau oder -öffnung stellen zwar tolle Aufmerksamkeit her, aber verhindern den Diebstahl nicht.

Wie wäre es, wenn die Modebranche sich des Themas annehmen und die in der Männerkleidung allgegenwärtigen körpernahen Innentaschen auch serienmäßig in Outfits für Frauen einnähen würde? Das wäre ein echter Präventionsschub. Bisher sind Jacken und Mäntel mit überzeugenden Lösungen aber kaum zu finden. Liegt es an der fehlenden Nachfrage? Bliebe das so, wäre das ein Dauersieg für die gierigen Langfinger.

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