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Eine Bewohnerin eines Altenpflegeheims wird getestet.

© dpa

Corona in Altenheimen: Berlin bekommt Lage in Altenheimen nicht unter Kontrolle

Die Zahl der Corona-Infektionen in Berliner Altenheimen steigt stark an. Es gibt zu wenig Tests und Masken für Pflegekräfte.

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In Berlin zeichnet sich heftiger Streit um die Situation in den Pflegeheimen ab. Nachdem die Zahl der dort erfassten Covid-19-Todesfälle rasant gestiegen ist, fordert die Opposition eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses.

Turnusmäßig wäre im Januar der nächste Termin, sagte der CDU-Gesundheitsexperte Tim-Christopher Zeelen, man werde aber mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses über eine frühere Sitzung sprechen. Die Senatsgesundheitsverwaltung hatte Mitte November von 132 Covid-19-Todesfällen seit Pandemiebeginn berichtet, in den nur zwei Wochen danach stieg die Zahl auf 224. Auch die Gesamtzahl positiv getesteter Pflegeheimbewohner stieg in diesem Zeitraum noch einmal deutlich an: von 1021 auf nun 2050.

„Seit Monaten fordern wir vom Senat eine klare Teststrategie mit verbindlicher, kostenloser und regelmäßiger Durchtestung von Personal und Bewohnern“, sagte der Gesundheitsexperte der Berliner FDP, Florian Kluckert. „Dabei könnten Medizinstudenten und die Bundeswehr helfen.“ Es reiche nicht, wenn sich der Senat als „Schnelltest-Dealer“ zu engagieren versuche, denn das Personal in den Heimen sei dieser Tage übermäßig beansprucht.

Nach Tagesspiegel-Informationen braucht ein durchschnittliches Pflegeheim, wenn es Bewohner und Beschäftigte wie empfohlen testen will, mindestens eine Vollzeitkraft pro Monat zusätzlich. Der Verwaltung von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) zufolge sind eine Million Corona-Schnelltests an Pflegeeinrichtungen ausgeliefert worden.

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Nicht ausreichend PCR-Tests

Im Fall eines positiven Ergebnisses muss dies durch einen sichereren PCR-Test bestätigt werden. Die zuständigen Labore sind aktuell aber stark beansprucht, nicht alle Pflegeheime erhalten deshalb von den Amtsärzten ausreichend PCR-Tests.

In einer deutschlandweiten Befragung der Diakonie unter Pflegekräften gaben nur 17 Prozent an, dass die Testmöglichkeiten für sie ausreichend waren. Mehr als die Hälfte der Befragten sagte, dass nicht einmal ein einfacher Mund-Nasen-Schutz vorhanden sei, bei zwei Dritteln mangelte es an den sichereren FFP2- oder FFP3- Masken. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie forderte eine „kohärente, schlüssige Politik für die Heime“, um eine unnötige Isolation alter Menschen zu verhindern.

„Dass Pflegeheime nicht besser vor Corona geschützt sind, ist erschreckend“, sagte FDP-Chef Christian Lindner dem Tagesspiegel. „Wir fordern schon seit Monaten, dass FFP2-Masken für Pflegepersonal und Besucher ausgegeben werden sowie Schnelltests beim Zugang Standard sind.“

Kalaycis Verwaltung teilte mit, dass man insgesamt mehr als 430.000 FFP2- und KN95-Masken an Pflegeeinrichtungen in Berlin verteilt habe. (mit rtr/epd)

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