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Rettungsboot. Venezianer von den Inseln in der Lagune wurden einen Tag lang auch auf dem Wasser geimpft.

© Andrea Pattaro/AFP

Corona-Erfolg in Italien: Alte Menschen und Gesundheitspersonal sind geimpft

Die Angst vor dem Virus und seinen Folgen ist groß. Die Mehrheit der Menschen in Italien ist sogar dafür, Impfen zur Pflicht zu machen.

Es geht voran. Bereits vor Ostern gelang es den Ärztinnen und Ärzten in den italienischen Impfzentren und Krankenhäusern, täglich eine Viertelmillion Impfdosen zu verabreichen. Das Ziel freilich ist eine halbe Million pro Tag – so sieht es General Figliuolos Plan vor. Er ist der Pandemiebeauftragte von Mario Draghis Regierung. An den Osterfeiertagen blieben die Zentren geöffnet, es wurde landesweit geimpft statt gefeiert.

Rom hatte für das lange Festwochenende das ganze Land zur roten Zone erklärt, in der harte Verhaltensregeln gelten: Alles bleibt geschlossen, selbst die eigene Wohnung darf nur aus zwingenden Gründen verlassen werden. Seit diesem Dienstag gibt es für den Rest des Monats ohnehin die leichteren Beschränkungen der gelben Zonen nicht mehr, auch für sie gilt Alarmstufe orange, die Stufe unterhalb der höchsten, der roten.

Neun von zehn Befragten machen sich Sorgen

Dieser verschärfte kleine Lockdown könnte auch der Impfkampagne helfen, die bereits vor dem Fest eine psychologisch wichtige Hürde nahm. Inzwischen sind mehr als die Hälfte (57 Prozent) aller Italienerinnen und Italiener über 80 Jahre gegen Covid geimpft – allerdings mit regionalen Unterschieden, die das alte Nord-Süd-Gefälle auf den Kopf stellen. Platz eins mit 77 Prozent geimpften Alten hält zwar die Provinz Trento im Norden; auf Platz zwei mit 75 Prozent liegt aber die arme Basilicata, die Fußsohle des Stiefels.

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In Italiens Altenheimen sind praktisch alle geimpft. Dort hatte das Virus, auch durch dramatische Fehlentscheidungen der Politik, während der ersten Welle hohe Todeszahlen produziert.

Der R-Wert ist im Landesschnitt auf unter eins gefallen. Das heißt, die Zahl der Neuinfektionen sinkt. Zugleich ist die Angst vor dem Virus aber wieder so groß wie vor einem Jahr. Damals starrte das Land entsetzt auf das große Sterben in der Lombardei, sah die Bilder der Lkw-Kolonnen, die Särge aus dem schrecklich getroffenen Bergamo abholten.

Heute haben neun von zehn Menschen in Italien Angst vor dem Virus, die Mehrheit gaben kürzlich in einer Umfrage an, sogar „sehr besorgt“ zu sein. Ihre Sorge dürfte auch der wirtschaftlichen Lage geschuldet sein: Italien wird ärmer. In einem Jahr Pandemie hat sich die Zahl der Lebensmittelhilfen für Bedürftige verdreifacht, der Osterkonsum brach um 40 Prozent ein.

Ein Fünftel des Impfstoffs noch nicht verbraucht - in Deutschland sogar ein Viertel

Entsprechend groß ist die Impfbereitschaft. Die Mehrheit will sich nicht nur selbst gegen Covid-19 impfen lassen – 58 Prozent der Bevölkerung sprechen sich in einer Umfrage, die die Zeitung „Repubblica“ in Auftrag gab, sogar für eine Impfpflicht aus.

Denn die Pandemie wütet weiter; neben ermutigenden Zahlen gab es auch deprimierende über die Feiertage. Die Zahl der Covid-Kranken, die ins Krankenhaus müssen, steigt wieder; das Klinikpersonal schlägt Alarm, weil bereits 41 Prozent der Intensivbetten belegt sind. Zum Glück ist inzwischen das Krankenhaus- und Gesundheitspersonal weitgehend durchgeimpft: 91 Prozent haben mindestens eine, 76 Prozent der Ärzt:innen und des Pflegepersonals beide Dosen erhalten. Im Frühjahr vergangenen Jahres fehlte ein Zehntel der Helferinnen und Helfer. Sie hatten sich, meist bei der Arbeit, selbst angesteckt, viele von ihnen starben.

Nun könnte aber die Impfkampagne Fahrt verlieren statt Fahrt aufzunehmen, fürchten die Ministerpräsidenten der 20 italienischen Regionen. Vor einigen Tagen warnten sie Rom, es fehle Impfstoff. Latium zum Beispiel, die Region um Rom, klagte kurz vor Ostern, man habe gerade eine Lieferung erhalten, die nur für die nächsten beiden Tage reiche.

Die Zahlen des Gesundheitsministeriums vom Dienstag sprechen allerdings eine etwas andere Sprache. Demnach wurden bisher etwa 11,3 Millionen Dosen verabreicht, 80 Prozent des gelieferten Impfstoffs. Auch in Latium liegt demnach noch ein Fünftel des Vorrats auf Halde. In Deutschland waren es zum gleichen Zeitpunkt deutlich mehr; hier staut sich ein ganzes Viertel des gelieferten Impfstoffs in den Magazinen.

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