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Coronaleugner in der Friedrichstraße.

© AFP/John MacDougall

Corona-Demo in Berlin: Ohne Maske, ohne Respekt, ohne Scham

Ihr könnt demonstrieren - weil wir vernünftig sind! Unsere Autorin ist entsetzt über die Coronaleugner, auch wenn sie eine kleine Minderheit sind. Eine Polemik.

Willkommen am Tag der Freiheit, dem Tag, an dem die Pandemie, die die Welt seit Monaten in Atem hält, zu Ende ist.

Das ist die Version der Wirklichkeit jener, die seit dem Vormittag durch die City der Hauptstadt ziehen. Ohne Maske, ohne Respekt, ohne Scham. Bunt gemischt sind sie, angereist aus der ganzen Republik, Familien demonstrieren gemeinsam mit Rechtsextremen, Esoteriker mit bedrückt blickenden Frauen aus Wolfsburg, Antisemiten mit den „CoronaRebellen“ aus Düsseldorf.

Auf der Corona-Demo herrscht der Ausnahmezustand - Polizei ist lange kaum zu sehen, obwohl die Hygieneregeln nicht eingehalten werden

Willkommen im Berliner Ausnahmezustand. Zwei Stunden zieht der Zug durch die Leipziger Straße, in diesen zwei Stunden ist kaum Polizei zu sehen. Weder, um den Verkehr zu regeln, noch, um die Proteste zu beenden – schließlich werden hier weder die Hygiene- noch die Abstandsregeln eingehalten. Im Gegenteil: Journalisten, die eine Maske tragen, werden im Minutentakt angepöbelt, als „Idioten“ beschimpft.

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Hier herrscht Voraufklärung, hier herrscht Querdenken. Quer, ein anderes Wort für schräg.

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Knapp 700.000 Menschen sind weltweit seit Beginn der Pandemie an Covid-19 gestorben. „Ich kenne keinen, der Corona hat“, wird von den Leugnern der Krankheit gerne mit überlegenem Lächeln vermerkt. Sei froh! Das liegt an all den anderem in diesem Land, den Vernünftigen, den Maskenträgern, denen, die ihr Leben seit Monaten einschränken.

Die Polizei spricht von 20.000 Demonstranten - die Veranstalter von 1,3 Millionen

Aber Fakten zählen hier nicht. Zu jeder Tatsache gibt es schließlich eine vermeintliche „Alternative“. Meinungsbildung wie im Mittelalter, nach Hörensagen, Bauchgefühl und Wellenschlag. Die Polizei wird schon mal vorsorglich dazu aufgerufen, den Befehl zu verweigern und die Zahl von 1,3 Millionen Demo-Teilnehmern bejubelt. Es hätten auch 2,7 oder 5,4 sein können. Egal, ist doch sowieso Unsinn. Am Abend spricht die Polizei von 20.000 Demonstranten.

Und da laufen sie nun und tuten und blasen. „Merkel weg!“, schallt es unoriginell, Gesundheitsminister Jens Spahn gleich mit und der Virologe Christian Drosten – da möchte man sich gar nicht vorstellen was los wäre, wenn sie hier das Sagen hätten. Das werden sie hoffentlich nicht. So unheimlich ihr Treiben in der Berliner City auch war, sie bleiben eine randständige Minderheit. Die Mehrheit der Deutschen trotzt Verschwörungsmythen, mehr als die Hälfte hält Leute wie die, die da marschieren für Spinner.

Sie belehren zu wollen, lohnt kaum. Aber eine Frage darf man ihnen stellen: Was machen sie, wenn sie sich in ihrem Eifer, ohne Maske und Abstand angesteckt haben? Werden sie das großartige Gesundheitssystem dieses Landes in Anspruch nehmen, das ohne Ansehen der Person hilft und heilt? Oder wird dann einfach weiter demonstriert?

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