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Szene aus Datong in der nordchinesischen Provinz Shanxi.

© GREG BAKER / AFP

China stoppt Kohlekraftwerkbau im Ausland: Peking kann rechnen

Als Klimastreber ist China bisher nicht aufgefallen. Das verleiht der Ankündigung, nicht mehr in ausländische Kohle zu investieren, Sprengkraft. Ein Kommentar.

Wer hätte das gedacht: Fünf Wochen vor der Weltklimakonferenz in Glasgow bewegt sich doch noch etwas in der internationalen Klimadiplomatie. Bei der UN-Generaldebatte in New York – vor deren Beginn Generalsekretär Guterres mit alarmierenden Worten zu mehr Ambition aufgerufen hatte – hat ausgerechnet der globale Schmutzfink China für Überraschung gesorgt und verkündet, dass man keine neuen Kohlekraftwerke mehr im Ausland bauen wolle.

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Die Nachricht hat Sprengkraft, denn China trägt über 50 Prozent der öffentlichen Auslands-Investitionen in Kohle weltweit. Wenn Peking sein Versprechen hält, könnten in mehr als 20 Ländern Kohleprojekte mit einer geplanten Leistung von 40 Gigawatt eingestellt werden, was in etwa der Leistung aller deutscher Kohlekraftwerken zusammen entspricht.

Bislang ist China nicht unbedingt als Vorreiter im Klimaschutz aufgefallen: Das Land stellt sein wirtschaftliches Wachstum an oberste Stelle und setzt dabei auch auf umweltschädliche Technologien. Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit dem Pariser Abkommen von 2015, das hat der Thinktank E3G kürzlich ausgerechnet, sind 76 Prozent der weltweit geplanten Kohle-Projekte eingestellt worden.

China investiert mehr in Erneuerbare als in Kohle

Kohlekraftwerke schreiben inzwischen fast überall rote Zahlen. Und auch in China überlegen Banken bereits öffentlich, aus dem Kohlegeschäft auszusteigen. Chinas Investitionen in Erneuerbare im Ausland übersteigen seit vergangenem Jahr ohnehin jene in fossile Energiequellen.

Wenn China nun also aus der ausländischen Kohlefinanzierung aussteigt, stecken dahinter auch wirtschaftliche Überlegungen. Tatsächlich darf die Ankündigung Xis nicht überbewertet werden. Er hat keine neuen Klimaziele angekündigt. Bis 2025 soll der Kohlebedarf innerhalb Chinas noch weiter steigen und die Emissionen erst nach 2030 runtergehen. Erst 2060 will das Land klimaneutral werden – zehn Jahre nach der EU. China reicht dem Pariser Klimaabkommen also gerade einmal den kleinen Finger statt der ganzen Hand. Und dennoch sendet das Land ein enorm wichtiges Signal in die Welt: Wenn der Kohle-Riese China ein solches Zugeständnis machen kann, dann können das auch andere.

Florence Schulz

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