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Um die Wirtschaft zu stärken, wird in China aktuell verfeuert, was da ist.

© Olivia Zhang/AP/dpa

China setzt Klimaschutz aus: Deutschland würde auf Energiemangel genauso reagieren

Die Kohleverstromung läuft in China auf Hochtouren. Das ist schlecht fürs Klima - aber erstens temporär und zweitens völlig nachvollziehbar. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jakob Schlandt

China fährt den Kohleabbau in seinen Minen hoch, versucht mit allen Mitteln, sich mehr Energierohstoffe auf dem Weltmarkt zu sichern und fährt seine Kohlekraftwerke ans Limit. Schlechtere Nachrichten für das Weltklima sind auf den ersten Blick kaum denkbar. Denn in China entstehen inzwischen mehr als ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen.

Auf den zweiten Blick zeigt sich allerdings, dass sich das Land in einer konkreten Notlage befindet, die hektische Reaktionen notwendig macht. „Rollierende Lastabwürfe“ plagen das Land, was nichts anderes heißt, als das Fabriken und sogar Wohnvierteln reihum der Strom abgestellt wird. Das bedroht das ohnehin schwächer als erwartet ausfallende Wirtschaftswachstum nach der globalen Coronakrise. Wie auch im Rest der Welt sind Lieferketten und Logistik überspannt, es mangelt an vielem.

Man stelle sich Blackouts in Deutschland vor

Man stelle sich vor, geplante Blackouts würden Deutschland und Europa treffen: Es gäbe auch hier keine nennenswerten Hemmungen, kurzfristig zu verbrennen, was notwendig ist, um das zu stoppen. Chinas Führung wird dazu noch in einem besonders unangenehmen Moment von diesem Problem erwischt. Der Weltklimagipfel in Glasgow beginnt Ende Oktober. Peking hat sich in den vergangenen Jahren zögerlich zur Klimaschutzpolitik entschlossen. Ab 2030 sollen die Emissionen immerhin anfangen, zu sinken, bis 2060 soll CO2-Neutralität erreicht werden. Und auch in der Wirtschaftsaußenpolitik soll Klimaschutz nun großgeschrieben werden.

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Das reicht allerdings bei weitem noch nicht, um einen ausreichenden Beitrag zum Stopp der Klimaerwärmung zu leisten. Die chinesische Regierung steht deshalb gerade jetzt international unter Druck, den kurzfristigen Kohleboom mit einem detaillierteren Klimaschutzplan zu flankieren. Ein Beispiel: Präsident Xi Jinping hat zwar angekündigt, die Finanzierung von Kohlekraftwerken im Ausland zu beenden, aber noch ist völlig unklar, was das genau bedeutet, zum Beispiel, ob damit neben direkten staatlichen Zahlungen auch private Kredite chinesischer Banken gemeint sind.

China ist nicht nur der größte globale Emittent, sondern auch einer der Hauptverlierer bei kaum gebremster Klimaerhitzung, durch Hitzewellen und Überflutungen, beispielsweise. Das kurzfristige Kohle-Comeback ist nachvollziehbar. Aber es wird umso mehr Zeit für einen glaubwürdigen und nachvollziehbaren Klimaschutzplan.

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