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Ein Junge lässt sich in Peking in einer Nachbildung eines chinesischen Astronautenanzugs fotografieren.

© Mark Schiefelbein/AP/dpa

China, Reich des Lichts: Das Land hilft dabei, die Welt in eine bessere Zukunft zu führen

"Vom Westen lernen" war lange Pekings Devise. Mittlerweile ist China in vielen Bereichen von Forschung und Wissenschaft Vorreiter.

Eine chinesische Reisegruppe unterhält sich auf dem Flug von Peking nach Berlin lautstark über mehrere Reihen hinweg. Es sind vor allem Rentner. Sie reisen zum ersten Mal nach Europa, sprechen über ihre Enkelkinder, darüber, was man auf der Reise alles kaufen will. Bei der Landung dann helle Aufregung: Das ist „Bolin“! Jene, die einen Fensterplatz haben, schauen gespannt nach draußen. Den Fernsehturm sieht man deutlich herausragen, sonst nur kleinere Gebäude, kaum Wolkenkratzer.

In Tegel angekommen, schwindet die Euphorie rasch. Das ist der Flughafen der Hauptstadt Deutschlands? So klein, so alt, so dreckig?! „Da haben wir in Guangzhou ja eine schönere Ankunftshalle, die ist so groß wie der ganze Flughafen hier“, sagt eine der Chinesinnen. Das neue Selbstbewusstsein Chinas hat lange gebraucht, um zu wachsen.

China könnte die "Machstruktur der globalen Technologiebranche neu ausrichten"

„Vom Westen lernen“ war lange die Devise, auch noch, als die Wirtschaft in China schon längst auf Hochtouren lief. Die Chinesen haben fleißig Hausaufgaben gemacht. Die einen sprechen von Diebstahl geistigen Eigentums. In China ist die Nachahmung ein Teil der Ausbildung: Ein Schüler übt so lange, den Meister zu kopieren, bis er selber zum Meister geworden ist. Inzwischen haben die Chinesen in den Wissenschaften und der Technik so viel gelernt, dass sie selber auf vielen Forschungs- und Technikfeldern führend sind.

Ein Beispiel: Weil der Technologieriese Huawei im Zuge des Handelskrieges von den USA auf die schwarze Liste gesetzt wurde, hat sich das Unternehmen so positioniert, dass es laut ihrem Chairman Eric Xu schon heute autark und nicht von den Launen des US-Präsidenten Donald Trump abhängig ist.

China investiert massiv im Bereich Künstliche Intelligenz. Bis 2030 sollen dem „Entwicklungsplan für künstliche Intelligenz der neuen Generation“ zufolge 150 Milliarden Dollar für die Branche bereitgestellt werden. Zum Vergleich: Deutschland will drei Milliarden Euro bis 2025 investieren. China ist auch führend in der Elektromobilität, bei E-Commerce und Big Data. Kürzlich sind die Chinesen als Erste mit einer Sonde auf der dunklen Seite des Mondes gelandet.
Wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Führungskräfte in chinesischen und westlichen Unternehmen schreibt, „erreicht Chinas Technologiesektor eine kritische Masse an Fachwissen, Talenten und finanzieller Feuerkraft, die die Machtstruktur der globalen Technologiebranche in den kommenden Jahren neu ausrichten könnte“.

Die Industriestrategie "Made in China 2025"

Ein Handout des Architekturbüros von Ole Scheering zeigt den Sendezentrum des chinesischen Staatsfernsehens (CCTV) in Peking.
Ein Handout des Architekturbüros von Ole Scheering zeigt den Sendezentrum des chinesischen Staatsfernsehens (CCTV) in Peking.

© Iwan Baan

China wäre nicht dort, wo es jetzt steht, wenn es nicht vor vier Jahren seine Industriestrategie „Made in China 2025“ initiiert hätte. Wesentliche Grundlage für diese Entwicklung ist auch der Zehnjahresplan von Staats- und Parteichef Xi Jinping. 2014 hatte er mit „China regieren“ ein Buch geschrieben, das jetzt als „Gedanken von Xi Jinping“ in den chinesischen Universitäten als Unterrichtsfach gelehrt wird.

Für viele Chinesen ist er das verkörperte Selbstbewusstsein der Nation geworden. Xi Jinping hat die Verwirklichung des „Chinesischen Traums“ versprochen. „Der Chinesische Traum der Verjüngung der chinesischen Nation bedeutet, dass wir China wohlhabend und stark machen werden, die Nation verjüngen und dem chinesischen Volk das Glück bringen werden.“ Das sagte Xi Jinping 2013.

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner

Das Land verpflichtet sich zudem, bis 2020 die gesamte ländliche Bevölkerung aus der Armut zu befreien. Bereits seit 1978, Maos Todesjahr, hat China 740 Millionen Menschen aus der Armut befreit, und die Armutsquote um 94,4 Prozentpunkte gesenkt. Mehr als 400 Millionen Menschen gehören inzwischen zur Mittelschicht. Die Chinesen konsumieren, viele von ihnen haben im Ausland studiert – und noch mehr reisen ins Ausland. Für den weltweiten Tourismus sind die Chinesen sowohl Glück als auch Stress.

Machten etwa zu Beginn des Millenniums noch mehr als zehn Millionen Chinesen Reisen ins Ausland, waren es im vergangenen Jahr schon rund 150 Millionen. Dabei haben sie laut Welt-Tourismus-Organisation der UN 2018 über 277 Milliarden Dollar im Ausland ausgegeben. Im Jahr 2000 waren es gerade mal zehn Milliarden.

Chinas Wirtschaftsaufschwung der vergangenen 40 Jahre ist beispiellos. Seit 2010 ist das Reich der Mitte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Im selben Jahr hat die Volksrepublik Deutschland als größte Exportnation abgelöst. Für Deutschland ist China heute der wichtigste Handelspartner, in der EU der zweitwichtigste.

Am 1. Oktober, zum 70. Jahrestag der Volksrepublik, wird China nun sein neues Selbstbewusstsein mit großem Pomp auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking feiern.

Ning Wang

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