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Kanzlerin Angela Merkel mit Bundesbank-Chef Jens Weidmann und Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

© AFP

Chefposten für EZB und EU-Kommission: Warum Merkel auf Weidmann als EZB-Chef verzichtet

Dass Deutschland nicht gleichzeitig den neuen Chef der EZB stellt und den EU-Kommissionspräsidenten dazu, ist klar. Aber warum entscheidet Merkel gegen die EZB?

Von Antje Sirleschtov

Was macht eine Kanzlerin, wenn sie nicht mehr Kanzlerin ist? Zugegeben, für Angela Merkel sollte das nicht auf der Tagesordnung stehen. „Ich trete für vier Jahre an“, hatte sie im letzten Sommer versprochen und später dann beteuert, sie pflege ihre Versprechen zu halten.

Doch was, wenn die Dinge anders kommen und einst gegebene Zusagen nicht einzuhalten sind, selbst bei bestem Vorsatz? Wenn die SPD nach der für nächsten Sommer vereinbarten Zwischenbilanz mit dieser Kanzlerin nicht weiter koalieren will? Oder die Widerstände in der CDU gegen die eigene Vorsitzende wachsen? Man hat Verantwortung für die Partei. Kann, soll, Merkel wirklich bis zum letzten Tag regieren und die nächste Wahl dann, ja wem in ihrer CDU eigentlich überlassen? Das alles sind keine Hirngespinste, sondern durchaus realistische Szenarien, relevant auf jeden Fall. Gerade für eine Kanzlerin im vierzehnten Dienstjahr.

Nun weiß man, dass Politiker des Formats einer Angela Merkel entweder irgendwann ganz aus dem politischen Geschäft aussteigen – oder wichtigere Aufgaben übernehmen, größere. Und was wäre größer, als Europa zu dienen? Dem Kontinent, dessen Union so lange Frieden und Wohlstand gesichert hat und der nun in Bedrängnis gerät – von inneren Fliehkräften genauso wie von äußeren Bedrohungen. Um es kurz zu machen: Nächstes Jahr muss Jean Claude Juncker als EU-Kommissionspräsident ersetzt werden und Europa braucht einen Regierungschef, der Reformen voranbringen und die Union im Weltgeschehen stärken kann.

Politik hat Vorrang vor dem Geld

Dass Deutschland, so wichtig es im europäischen Konzert ist, 2019 nicht gleichzeitig den neuen Präsidenten der Zentralbank stellen und den Brüsseler Kommissionspräsidenten dazu, ist klar. Weshalb Merkel dazu neigt, der Politik den Vorrang vor dem Geld zu geben und ihren Vertrauten Jens Weidmann nicht für die EZB-Spitze ins Rennen zu schicken. Auch, weil der als geldpolitischer Hardliner auf Widerstand bei den Partnern stoßen würde.

Soll dafür nun Peter Altmaier Juncker-Nachfolger werden? Das Rüstzeug hat er gewiss, ist Wirtschafts- und war Umweltminister, gar Kanzleramtschef, international vernetzt. Aber hat er auch das Standing, die Größe, für das große Amt mit seinen noch größeren Aufgaben? Oder denkt da etwa eine Kanzlerin doch schon jetzt darüber nach, was sie machen wird, wenn sie nicht mehr Kanzlerin ist. Man weiß ja nie, wie die Dinge kommen und wann. Und nicht nur schwäbische Hausfrauen tun bekanntlich gut daran, auch auf das Unwägbare vorbereitet zu sein.

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