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Auch Friedrich Merz muss seine Pläne ändern.

© imago images/photothek/Florian Gärtner

Update

CDU verschiebt Parteitag: Was die Coronavirus-Krise für Merz und Co. bedeutet

Die neue CDU-Spitze wird nicht wie geplant am 25. April gewählt. Die Coronavirus-Krise bringt besonders Merz' Wahlkampfkonzept durcheinander.

Von Robert Birnbaum

Es war seit Tagen absehbar, am Donnerstag wird es amtlich: Die CDU muss die Wahl ihres neuen Vorsitzenden verschieben. In Zeiten der Coronavirus-Krise ist nicht mehr daran zu denken, dass am 25. April 1001 Delegierte und etliche Hundertschaften Gäste und Journalisten zu einem Parteitag in die Berliner Messehallen kommen.

Kramp-Karrenbauer rät wegen des Coronavirus zur Absage von Treffen

Einen Ausweichtermin wagt noch niemand festzulegen, auch wenn im Konrad-Adenauer-Haus vorsorglich schon seit Tagen Varianten im Kalender notiert sind. Für Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen wird aus einem kurzen Rennen damit eine Geduldsprobe mit allerlei Unbekannten.

Selbst kleinere Versammlungen werden ja abgesagt. Die scheidende Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer riet ihrer Partei, auf alle Zusammentreffen zu verzichten, die nicht unbedingt nötig sind. Ihr Haus ging mit gutem Beispiel voran: Das CDU-Werkstattgespräch zur Familienpolitik konnte man am Donnerstag nur virtuell verfolgen; statt vor Teilnehmern aus der ganzen Republik diskutierten Experten im Adenauer-Haus vor einer Kamera.

Für den Parteitag kommt ein Ausweichen ins Netz allerdings nicht in Frage. Parteiengesetz und Statut verlangen die Anwesenheit der Delegierten, von den Problemen einer geheimen Wahl per Internet zu schweigen.

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Die neue Lage bringt vor allem Merz' Wahlkampfkonzept durcheinander. Im Terminkalender des Ex-Fraktionschefs standen oft im Tagestakt Empfänge und Veranstaltungen vom niedersächsischen Hildesheim bis ins hessische Hanau. Bilder jubelnder Fan-Massen hätten den Eindruck befördert, dass der 64-Jährige auf den Schultern der Basis dem Sieg entgegen getragen werde.

Daraus wird vorerst nichts. Auftritte im Endspurt des Kommunalwahlkampfs in Bayern musste Merz schon absagen, weil die CSU das Finale komplett ins Internet verlegt.

Laschet bietet die Coronavirus-Krise sogar eine unverhoffte Chance

Auch Laschet und Röttgen werden auf Auftritte verzichten müssen. Aber dem NRW-Chef und dem Außenpolitiker, beide keine Volkstribune, fällt das vermutlich leichter. Laschet bietet die Coronavirus-Krise sogar eine unverhoffte Chance. Er ist als Ministerpräsident jetzt von Amts wegen ein gefragter Mann und nutzt die Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.

Noch viel gefragter ist sein Teampartner Jens Spahn, als Gesundheitsminister das Gesicht des politischen Krisenmanagements. Bisher macht er seine Sache gut. Als ihn Angela Merkel vorigen Dienstag in der Fraktionssitzung lobte, bekam er donnernden Beifall, auch von Leuten, die dem jungen Münsterländer sein taktisches Bündnis mit Laschet verübeln.

In Zeiten des Coronavirus hängt für die CDU viel von Spahn ab

Doch von seinem Gespür für richtige Zeitpunkte und Tonfälle hängt nun einmal viel ab für die Union. Dass die CDU bei allen Verlusten nach wie vor stärkste Volkspartei geblieben ist, hat auch mit dem Grundvertrauen in die Fähigkeit der Union und ihrer Kanzlerin zu tun, Krisen vom Land abzuwenden. Ginge dabei diesmal in Sachen Coronavirus Gravierendes schief, kann der Schaden bis in den Bundestagswahlkampf 2021 reichen.

Darum müssen alle Spahn die Daumen drücken und in Kauf nehmen, dass der 39-Jährige sich nebenbei für höhere Ämter empfehlen kann. Ob er damit mehr dem Teamführer Laschet nützt oder am Ende eher sich selbst, ist die Frage. Aber auf die will in Zeiten der Coronavirus-Krise auch noch niemand wirklich eine Antwort wissen.

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