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Nächstes Ziel Bundestag - Friedrich Merz bei seiner Bewerbungsrede als CDU-Vorsitzender

© Michael Kappeler/dpa

CDU-Politiker will's wieder wissen: Friedrich Merz strebt zurück in den Bundestag

Vor zwölf Jahren kehrte Friedrich Merz frustriert der Politik und dem Bundestag den Rücken. Zwei Niederlagen später will der 65-Jährige zurück.

Von Robert Birnbaum

Dass der Friedrich plötzlich aufgezeigt hat, sagt einer aus der CDU im Hochsauerlandkreis, das habe ihn schon überrascht. Denn dass Friedrich Merz ein Bundestagsmandat in seinem alten Wahlkreis anstreben könnte, war bis vorige Woche überhaupt kein Thema – nicht einmal für Merz selbst.

Doch beim Wundenlecken nach seiner zweiten Niederlage im Rennen um den CDU-Vorsitz ist ihm offenkundig aufgegangen, dass ohne einen Sitz – und damit nicht zuletzt das Rederecht - im Parlament eine weitere Karriere in Berlin anzustreben schwierig werden könnte.

Das Problem ist nur: Der Wahlkreis hat schon einen Abgeordneten. Und Patrick Sensburg mag den Sitz nicht einfach kampflos räumen.

Das ist verständlich, gehört der Hochsauerland-Wahlkreis doch zu den wenigen im Land, in denen selbst der sprichwörtliche Besenstiel die Mehrheit sicher hätte, sofern ihm ein CDU-Parteibuch umgehängt würde. Sensburg hatte den Wahlkreis 2009 übernommen, nachdem sich Merz frustriert aus der Politik zurückgezogen hatte, und ihn seither drei Mal direkt gewonnen.

Sensburg hat schon zu Jahresanfang erklärt, dass er wieder antreten will. Damals unterstützte Merz den Nachfolger. Aber damals war er selbst auch noch CDU-Vorsitzkandidat und felsenfest davon überzeugt, diesmal auf dem direktem Weg bis ins Kanzleramt zu kommen. Anfragen, ob er nicht einen Wahlkreis als Direktkandidat übernehmen wolle, weil ein Mandat auch für einen Kanzler von Nutzen sein könnte, lehnte er seinerzeit dankend ab.

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Doch dann kam erst die Niederlage und danach die Abfuhr für den Versuch, sich das Wirtschaftsministerium zu ertrotzen. Einen Sitz im CDU-Präsidium schlug er selber aus. Merz verschwand vorerst von der Bildfläche.

Aber inzwischen erscheint ihm die Chance auf eine Zweitkarriere offenbar doch attraktiver als die Rente mit 65. In der heimatlichen „Westfalenpost“ bekundete Merz erst einmal nur, einem Mandat „nicht abgeneigt“ zu sein. Er versicherte zugleich, er wolle nicht gegen Sensburg in eine Kampfkandidatur gehen.

Intern war er da schon deutlicher geworden. Seit Sonntag weiß die CDU: „Fritze“ will das Mandat. Daraufhin nominierten ihn der größte CDU-Stadtverband Arnsberg und das benachbarte Sundern am Montagabend einstimmig als ihren Kandidaten.

Kein Interesse an Kampfkandidaturen

An diesem Dienstagabend befasste sich der Kreisvorstand mit der Sachlage. Die ist für die gemeinhin geordneten hochsauerländischen Verhältnisse ungewohnt verzwickt.

Offiziell wird der Kandidat im April gewählt. An einer wochenlangen offenen Feldschlacht ist eigentlich niemandem gelegen. Schließlich gab es sogar drei Interessenten – neben Merz und Sensburg Bernd Schulte, den der Ortsverband Meschede am Freitag ins Rennen schickte.

Schulte arbeitet im Büro von Armin Laschets Staatskanzleichef Nathanael Liminiski, was gleich zu Verschwörungstheorien führte, der Bundes- und Landesvorsitzende habe seine Finger im Spiel. In Düsseldorf wird versichert, nein, habe er nicht. Dabei läge ein Interesse Laschets auf der Hand, den unterlegenen Mitbewerber in die Bundestagsfraktion und unter Umständen sogar in eine Regierung einzubinden, die er selbst dann als Kanzler zu führen hofft. Welches Chaospotenzial ein frei schwebender Merz entfalten kann, hat Laschet schließlich lange genug studieren können.

Doch so oder so: Schulte hatte seine Kandidatur ausdrücklich als Kampfansagen an Sensburg angemeldet; gegen einen Bewerber Merz könnte sie der erst 34-Jährige ohne Gesichtsverlust zurückziehen. Im Zuge der Kreisvorstandssitzung machte Merz dann seine Bewerbung auch öffentlich: „Ich hätte große Freude daran, die Menschen und unsere Region im Bundestag zu vertreten“, ließ er via „Spiegel“ wissen.

Sensburg will trotzdem nicht aufgeben: „Wenn es sein muss, scheue ich auch keine Kampfkandidatur.“ Seine Aussichten, sich gegen den Promi-Bewerber zu behaupten, sind allerdings nach Einschätzung vor Ort überschaubar. Merz ist zwar kein Stammgast auf Schützenfesten. Aber seiner sauerländischen Heimat treu geblieben ist er jedenfalls. Wenn es nach der Basis geht, schätzt ein CDU-Funktionär, hätte er dort zwei Drittel der Mitglieder hinter sich.

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