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Friedrich Merz.

© imago/Eibner

CDU-Personal: Die vier Kandidaten für die Nachfolge Merkels

Merz, Kramp-Karrenbauer, Spahn und Laschet - die vier Nachfolgekandidaten für den CDU-Vorsitz in Portraits.

Friedrich Merz

Was für ein rhetorisches Talent! Wann immer „der Lange“ auf Parteitagen oder im Parlament das Wort ergriff, die Unionisten waren ergriffen. Bei ihrer Seel’, so viel Wucht, so viel Klarheit. Das haben sie schon vermisst all die Jahre. Friedrich Merz, bald 63, ist ein Naturtalent – nur nicht immer politisch. 2000, nach dem erzwungenen Abschied Wolfgang Schäubles aus den Spitzenämtern in Partei und Fraktion, wurde er Fraktionschef, zwei Jahre, bis er so naiv war zu glauben, dass sich Angela Merkel den Verzicht auf die Kanzlerkandidatur 2002 nicht von Edmund Stoiber bezahlen lassen würde. Vergessen, dass Merz im Amt bleiben sollte. Dass er gehen musste, hat ihn gekränkt, und Kränkungen heilen nie. Merkel und Merz: vom Traum-Duo zum Albtraum. Zweimal hat Merz es noch versucht, aber er konnte es nicht. Nicht mit Merkel. Seine Ideen klingen bis heute nach, die Steuerreform auf einem Bierdeckel oder die „Leitkultur“. Er würde bestimmt die AfD ärgern. Stattdessen: Internationaler Rechtsanwalt, Aufsichtsrat, Investmentfonds, Wirtschaft halt – das, was er aus dem Effeff kann. Und Chef der Atlantik-Brücke. Ob Merz es jetzt könnte? Mit Merkel im Kanzleramt? Kommentar aus dem Inneren der CDU: zu alt, zu Lobby, zu illoyal in der Vergangenheit. Aber reden kann er wie kein Zweiter. (cas)

Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU.

© Carsten Rehder/dpa

Annegret Kramp-Karrenbauer

AKK hätte im Kabinett Merkel Ministerin werden können, die Kanzlerin hatte ihr das zum Jahresbeginn angeboten – als Zeichen des Willens der Erneuerung an die CDU. Doch Annegret Kramp-Karrenbauer war das nicht genug. Die 56-Jährige will gestalten und hat schon damals erkannt, dass sie das am Wirkungsvollsten kann, wenn sie das höchste freie Parteiamt übernimmt – das der Generalsekretärin. Vom ersten Tag an signalisierte Kramp-Karrenbauer: Sie ist nicht das Sprachrohr ihrer Parteichefin, sondern geht eigene Wege. Zwar in Absprache, aber doch unabhängig von der Regierungschefin. Kramp-Karrenbauer hat die CDU-Zentrale umgebaut und mit ihrer „Zuhörtour“ einen ersten Schritt zur programmatischen Erneuerung der Partei getan. Dosiert und dennoch für jeden verständlich hat sie sich in den Auseinandersetzungen der Koalition in diesem Sommer als Sprachrohr der Vernunft gezeigt. Die Rechts- und Politikwissenschaftlerin blickt auf fast 18 Jahre Regierungserfahrung im Saarland zurück, zuletzt als Ministerpräsidentin. In ihrer pragmatischen Sicht auf die Politik ist sie der nun scheidenden Parteivorsitzenden zwar am nächsten und hat dennoch wegen ihres verbindenden und vermittelnden Stils die besten Karten, zur nächsten Vorsitzenden der CDU gewählt zu werden. (asi)

Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit.
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit.

© Kay Nietfeld/dpa

Jens Spahn

Mit Kampfkandidaturen kennt sich Jens Spahn aus. Vor vier Jahren hat der wuchtige Münsterländer (1,91 Meter, Schuhgröße 49) im CDU-Präsidium schon mal den Kandidatenfrieden gestört – und dort als damals noch einfacher Abgeordneter einen leibhaftigen Minister namens Gröhe weggebissen. Nun will es der 38-Jährige gegen die Generalsekretärin wissen. Nach Annegret Kramp-Karrenbauers Ankündigung dauerte es nur Minuten, bis er ebenfalls seinen Hut in den Ring warf. Das wird spannend, denn Spahn kommt als echte Alternative daher. Der Gesundheitsminister und vormalige Finanzstaatssekretär steht für eine konservative, wirtschaftsnahe CDU – also eine, die den einen wieder mehr Reibungsfläche, den andern wieder mehr Heimatgefühl verheißt. Dazu passt, dass Spahn einen schärferen Kurs in der Flüchtlingspolitik will und sich diesbezüglich auch international vernetzt hat – etwa mit Österreichs Jung-Kanzler Sebastian Kurz. Mit Trumps umstrittenem US-Botschafter Richard Grenell kann es der Polit-Profi ebenfalls. Die Jungen hat Spahn hinter sich, wie sein umjubelter Auftritt jüngst beim Deutschlandtag des Parteinachwuchses belegt. Und sein Ziel, ausgegeben am Abend der Wahlschlappe in Hessen, könnte auch CDU-Veteranen leuchtende Augen bescheren. Es lautet: „Zurück zu alter Stärke.“ (raw)

Armin-Laschet, CDU-Landeschef und nordrhein-westfälischer Ministerpräsident.
Armin-Laschet, CDU-Landeschef und nordrhein-westfälischer Ministerpräsident.

© Federico Gambarini/dpa

Armin Laschet

Ob auch er beim Parteitag im Dezember kandidieren will, das hat Armin Laschet erst einmal offen gelassen – aber angekündigt, dass er gleichwohl bei der Besetzung des hohen Amtes ein Wörtchen mitreden will. Weil er der Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen ist, dem bevölkerungsreichsten Bundesland und weil ein Drittel aller CDU-Mitglieder, die beim Parteitag stimmberechtigt sein werden, aus seinem Landesverband kommen. An Laschets Votum wird also kaum ein Weg vorbeiführen. Im Kampf um Merkels Partei-Erbe gibt er jetzt den Vermittler. Die Partei dürfe nicht auseinanderfliegen, sagt er und spricht vom Versöhnen der unterschiedlichen Interessen. Junge, Alte, Wirtschafts- und Arbeitnehmervertreter: In den nächsten Tagen will Laschet mit allen großen Landesverbänden und den Interessengruppen sprechen. Und dann in gut einer Woche darüber entscheiden, ob sein Landesverband die Kandidatur von Annegret Kramp-Karrenbauer unterstützt oder die des nordrhein-westfälischen Parteifreundes Jens Spahn – oder womöglich auch die eines ganz anderen. „Maß und Mitte“ und ein Bekenntnis zur „Volkspartei“ hat Laschet als Messlatte für die Nachfolge im höchsten Parteiamt erhoben. Eigenschaften, die man ihm selbst durchaus zuschreiben würde. (asi)

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