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Ex-Bildungsministerin Annette Schavan, hier beim Katholikentag 2016 in Leipzig, will sich nicht weiter um den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung bewerben.

© imago/epd/Friedrich Stark

CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung: Schavan gibt Kampf um KAS-Chefposten auf

Der Führungsstreit ist offenbar entschieden: Der frühere Bundestagspräsident Lammert dürfte in Zukunft die Konrad-Adenauer-Stiftung leiten.

Im Kampf um den Vorsitz bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat Annette Schavan offenbar aufgegeben. „Für den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung stehe ich nicht zur Verfügung“, sagte die frühere Bundesbildungsministerin am Samstag der „Schwäbischen Zeitung“. Damit dürfte der Wahl des ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zum Nachfolger von Hans-Gert Pöttering, der die Stiftung seit acht Jahren leitet, nichts mehr im Wege stehen. Bestimmt werden soll der neue Vorsitzende am 1. Dezember.

Stipendiaten planten offenen Brief für Lammert

Mit ihrem Rückzieher reagierte Schavan auf den heftigen Widerstand, der ihr entgegengeschlagen war. Nach Tagesspiegel-Informationen wollten sich aktuelle und ehemalige KAS-Stipendiaten am Montag per offenen Brief für Lammert stark machen. Der bisherige KAS-Vize habe während seiner Zeit als Bundestagspräsident „mit klarem politischen Profil überparteilich Respekt und Anerkennung gewonnen“, heißt es in dem Schreiben, das in einer geschlossenen Facebook-Gruppe kursiert und es am Samstag bereits auf 480 Unterzeichner brachte.

Als promovierter Sozialwissenschaftler und Honorarprofessor bringe Lammert zudem „ die notwendige wissenschaftliche Integrität mit, die für dieses würdevolle Amt notwendig ist“.

Schavan war nach Plagiatsaffäre als Ministerin zurückgetreten

Eine klare Spitze gegen Annette Schavan, die nach der Aberkennung ihres Doktortitels im Jahr 2013 wegen Plagiaten in ihrer Dissertation weder über eine Berufsqualifikation noch über einen akademischen Abschluss verfügt. Schavan hatte damals als Ministerin zurücktreten müssen und bekam den Botschafterposten am Heiligen Stuhl zugeschanzt – trotz Protesten aus dem Auswärtigen Amt. Dieser wurde ihr nun noch mal bis Mai 2018 verlängert. Danach würde die 62-Jährige, die sich beharrlich als Opfer einer bösartigen Kampagne darstellt, ohne politische Aufgabe dastehen.

Unter den Stipendiaten gab es etliche, die in dem offenen Brief auch auf die fehlende Eignung Schavans verweisen wollten. Sie konnten sich allerdings nicht durchsetzen. Es wäre, so hieß bei den Kritikern, „ein verheerendes Signal“, ausgerechnet eine Promotionsbetrügerin an die Spitze einer Bildungsorganisation setzen zu wollen, die auf gute Zusammenarbeit mit Hochschulen angewiesen sei und sich zu einem nicht unwesentlichen Teil der Förderung besonders Begabter widme. Derzeit unterstützt die Stiftung 2610 Studierende und 434 Promotionsstipendiaten.

Sorge um die Unabhängigkeit der Stiftung

Dazu kam die Sorge um die Unabhängigkeit der Stiftung. „Die KAS soll kein verlängerter Arm der CDU sein, sondern zur politischen Debatte in diesem Land beitragen“, betonte der Historiker Andreas Rödder, der im KAS-Vorstand sitzt. Schavan galt als Kandidatin von Angela Merkel, die beiden sind befreundet. Und hätte sich die umstrittene Ex-Ministerin am Ende nicht durchsetzen können, wonach es immer stärker aussah, wäre auch Merkel beschädigt gewesen.

Lammert hatte bereits erklärt, für den Vorsitz der KAS zur Verfügung zu stehen. Und Pöttering hatte durchblicken lassen, dem ehemaligen Bundestagspräsidenten den Vortritt lassen zu wollen. Gegen Schavan dagegen hätte es der 72-Jährige, so glaubten viele zu wissen, auf eine Kampfkandidatur ankommen lassen.

"Nicht auf der Suche nach anderen Tätigkeiten"

Der „Schwäbischen Zeitung“ versicherte Schavan nun, dass sie ihre Aufgaben als Botschafterin beim Heiligen Stuhl „gerne und mit Freude“ wahrnehme. Deshalb sei sie „nicht auf der Suche nach anderen Tätigkeiten“. Im „Spiegel“, der am selben Tag erschien, hatte sie allerdings noch Interesse am KAS-Vorsitz durchblicken lassen: „Wenn ich vorgeschlagen werde, werde ich mich damit beschäftigen.“ Es gebe Leute, die sie für die richtige Kandidatin hielten, fügte sie hinzu. Und versicherte, sich selber dafür nie ins Spiel gebracht zu haben.

In der CDU nennen sie diese Behauptung dreist. Monatelang habe Schavan ihre Parteifreunde in dieser Sache per Telefon bedrängt. Habe betont, dass in der Stiftung endlich mal eine Frau ran müsse. Daran erinnert, dass sich Lammert doch ins Privatleben zurückziehen wolle. Behauptet, bereits eine Zusage der Kanzlerin zu haben. Womöglich hat ihr Merkel nun höchstselbst klargemacht, dass es so nicht geht.

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