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Will Ströbele Nachfolgerin werden: Canan Bayram von den Grünen.

© DAVIDS/Sven Darmer

Casdorffs Agenda: Die Grünen brauchen auch ihre Linken

Die Kreuzberger Grünen wollen sich den Mund nicht verbieten lassen. Das wird vor allem von Ströbeles Nachfolgerin Canan Bayram verlangt. Ein Kommentar.

Wer, wenn nicht die Grünen, muss unbequem unangepasst sein? Das ist ihr Gründungsmythos, und wenn sie den ganz und gar verleugnen wollen – dann können die Bürger ja gleich FDP wählen. Oder CDU. Zumal so schon einiges klingt, was die Vorderleute der ehedem alternativen Partei sagen. Lange, womöglich zu lange von zu vielen in einem Mainstream- Politsprech, dem die Kanten abgeschliffen worden sind, auf dass es nur ja keinem weh tut.

Das gilt weniger für die auf der rechten Seite; Boris Palmer verteidigen sie alle. Aber die Linke nicht. Und wenn die statt „Bezahlbarer Wohnraum“ lieber „Die Häuser denen, die drin wohnen“ sagt, führt das genau zu dem Zank, der jetzt über Berlin hinaus Wirkung entfaltet.

Denn die Kreuzberger, also die vielen Anhänger des legendären Hans-Christian Ströbele, wollen sich den Mund nicht verbieten lassen – und verlangen das auch von Ströbeles Nachfolgerin im Wahlkreis, Canan Bayram. Ihre Klientel braucht diese andere Sprache, wenn Bayram gewählt werden soll.

Dialektisch gewendet ist das ihre Art Realpolitik, wenn auch eine fundamentalistische. Die anderen, die Realissimos, sind fundamental dagegen, weil sie ihre Chancen im angegrünten Bürgertum schwinden sehen. Was beide Seiten vereinen sollte: In einer bürgerlichen Koalition brauchen die Grünen auch ihre Linken, damit sie unterscheidbar bleiben.

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