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Notarztwagen an der Stelle eines Selbstmordanschlags im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul.

© Rahmat Gul/dpa

Casdorffs Agenda: Afghanistan ist kein sicheres Rückkehrland

Die Sicherheitslage hat sich dramatisch verschlechtert. Die Bundesregierung schiebt trotzdem weiter Flüchtlinge ins krisengeschüttelte Land ab. Unwissen - oder Ignoranz? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Afghanistan ist nach Syrien das unsicherste Land der Welt. Das sagen alle Experten und Hilfsorganisationen, das sagen der Global Peace Index und das UN-Flüchtlingshilfswerk. Die Sicherheitssituation – besonders in Kabul – hat sich in den vergangenen Wochen noch einmal dramatisch verschlechtert. Das Auswärtige Amt benennt keine Fakten, die eine Abschiebung rechtfertigen könnten. Auch ein neuer Lagebericht, seit Monaten erwartet, fehlt unverändert.

Die Bundesregierung aber schickt schon wieder ein Flugzeug mit abgeschobenen Flüchtlingen in das krisengeschüttelte Land. Was ist das: Ignoranz? Unwissen? Dabei reicht ein Blick auf die Berichterstattung seit der bisher letzten Sammelabschiebung am 25. April: „Mehr als 20 Tote bei Taliban-Angriffen“; „Elf Kinder sterben bei Angriff auf Nato-Konvoi“; „25 Tote bei Doppelanschlag in Kabul“; „Koordinierte Attacken – Zahlreiche Tote bei Anschlägen in Kabul“.

Besonders häufig wird Kabul als Anschlagsziel genannt – die Stadt, die eine „Schutzalternative“ sein soll. Sichere Gebiete für Rückkehrer: eine Illusion. Pro Asyl fordert jetzt die Bundesländer zum Handeln auf. Recht so. Ein Abschiebemoratorium wird dringend, ja zwingend.

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