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Generalmajor Carsten Breuer.

© Nicolas Armer/dpa

Carsten Breuer offiziell vorgestellt: Ein General leitet den Corona-Krisenstab

Das Vorbild ist ein Italiener mit Alpini-Hut: Generalmajor Carsten Breuer, der Leiter des neuen Corona-Krisenstabs, soll die Impfkampagne beschleunigen.

Von Robert Birnbaum

Generalmajor Carsten Breuer soll nach dem Willen der Ampel-Parteien die schleppenden Corona-Impfungen noch vor Weihnachten auf Trab bringen. Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz stellte den Offizier, der in den vergangenen Jahren die Amtshilfe der Streitkräfte führte, am Dienstag als seinen künftigen Leiter des neuen Krisenstabs vor.

In der grauen Uniform des Heeres fuhr Breuer, der am Mittwoch 57 Jahre alt wird, zum Kanzleramt, während Bund und Länder in einer Videokonferenz berieten.

„Bis Weihnachten sollen bis zu 30 Millionen Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen möglich gemacht werden. Dafür soll der Kreis derjenigen, die Impfungen durchführen dürfen, deutlich ausgeweitet werden“, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert nach der Schalte mit.

„Die umgehende Einrichtung eines neuen Bund-Länder-Krisenstabs im Bundeskanzleramt wird Koordinierung und Zusammenarbeit bei der Steuerung der Impfkampagne, bei Impfstofflieferung und -verteilung stärken. General Carsten Breuer wird diesen Krisenstab leiten.“

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Wenn Carsten Breuer den neuen Corona-Krisenstab übernimmt, muss sich der Generalmajor im Wort- wie im übertragenen Sinne nicht groß umstellen. Den Schreibtischstuhl könnte Breuer von seinem bisherigen Dienstsitz in der Julius-Leber-Kaserne im Wedding sogar bequem zu Fuß hinübertragen.

Auch sein Aufgabengebiet nimmt er mit. Denn der 56-jährige ist als Chef des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr bisher für die Amtshilfe der Armee in zivilen Katastropheneinsätzen zuständig.

Seine Truppe hat seit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 gut zu tun. In der Leber-Kaserne gehen die Anfragen von Ländern und Gemeinden ein, die die Bundeswehr um Hilfe bitten - vom Impfeinsatz über Aushilfe in überlasteten Gesundheitsämtern bis hin zur sicheren Tiefkühl-Lagerung der Impfstoffe von Biontech und Moderna.

Breuer und seine Leute kennen sich also aus im föderalen Geflecht der Republik. Das macht ihn zur logischen Wahl, soll sein künftiger Stab doch eng mit den Ländern zusammenarbeiten und, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag erläuterte, unter anderem die Impfkampagne vorantreiben.

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Da scheint unverkennbar das Vorbild durch, das bei dem Ampel-Stab Pate stand. In Italien hat es der General Francesco Figliuolo als Chef der Impfkampagne zum Legendenstatus gebracht.

Ministerpräsident Mario Draghi hatte den Logistiker mit Einsatzerfahrung im Kosovo und in Afghanistan im März zum Covid-Sonderkommissar ernannt. Der 60-Jährige, der in voller Uniform samt Ordensbändern und dem Federhut der Gebirgsjägertruppe aufzutreten pflegt, scherte sich wenig um die Zuständigkeit der Regionen für das Gesundheitssystem.

Figliuolo baute ein Netz aus Impfzentren und Verteilern auf, warb Mitarbeiter an, wo immer er sie fand, und sorgte dafür, dass Italiens magere Impfquote in acht Monaten auf 78 Prozent unter die Top Vier in der EU anstieg

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Ganz so hemdsärmelig wird sein deutscher Kollege nicht agieren können - da ist der deutsche Länderstolz vor. Aber er und die Verantwortlichen der zivilen Seite kennen sich ja schon.

Breuer begann seine Karriere 1984 bei der Flugabwehr des Heeres. Er hat seither vielfältige Kommando- und Stabsaufgaben übernommen, unter anderem beim zentralen Afghanistan-Kommando in Kabul.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) holte ihn sich als Verantwortlichen für das neue Weißbuch der Bundeswehr, das seit 2016 Grundlage für die Sicherheitspolitik der Bundesregierung ist.

Ein zweiter General ist schon länger im Corona-Einsatz

Noch unklar ist, wie sich Breuers Job von dem eines Kameraden in Uniform abgrenzt. Generalarzt Hans-Ulrich Holtherm war 2020 von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) als Leiter einer neuen Abteilung für "Gesundheitsschutz, Gesundheitssicherheit, Nachhaltigkeit" aus dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm geholt worden.

Der gelernte Tropenmediziner Holtherm leitet in Zusammenarbeit mit dem Innenministern ebenfalls einen Krisenstab. Der tritt nach Angaben eines Spahn-Sprechers einmal in der Woche zusammen und liefert zudem einen täglichen Lagebericht. Ob er weiter besteht, muss wohl Spahns Nachfolger entscheiden – den bisher außer vielleicht Scholz selbst niemand kennt. (mit dpa)

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