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Genießt die Aufmerksamkeit. Carles Puigdemont bei seinem Auftritt in Berlin.

© imago/Jens Schicke

Carles Puigdemont: Eine katalanische Inszenierung

Carles Puigdemont wird nach Belgien gehen, um von dort für ein unabhängiges Katalonien zu kämpfen. Seinen Abschied aus Deutschland inszeniert er staatsmännisch.

Von Frank Jansen

Er kommt mit vier Anwälten, zwei aus Deutschland, zwei aus Spanien. Die geballte juristische Kompetenz wirkt wie ein Fingerzeig auf die Bedeutung des Mannes, der am Mittwochvormittag den Saal der Bundespressekonferenz in Berlin betritt. Carles Puigdemont will offenbar seine Aura mit der Aura des Hauses verbinden, in dem häufig Mitglieder der Bundesregierung auftreten. Der Anführer der katalanischen Separatisten, im Oktober 2017 von der spanischen Regierung als Ministerpräsident Kataloniens abgesetzt, inszeniert seinen Abschied aus Deutschland als staatsmännischen Auftritt.

So gelingt dem Mittfünfziger mit der Beatles-Frisur ein kleiner propagandistischer Coup, bevor er ein Wort gesagt hat. Die Botschaft, nicht nur für Deutschland, sondern für die gesamte EU und ganz besonders für Spanien, ist eindeutig: Puigdemont tritt als Politiker auf, der nach dem unfreiwilligen Aufenthalt in der Bundesrepublik durchstarten will.

Der Kampf geht in Belgien weiter

Er kündigt an, sich am Sonnabend wieder nach Belgien zu begeben und von dort seinen Kampf für die Unabhängigkeit Kataloniens fortzusetzen. Aus Deutschland nehme er „tausende Briefe“ von Leuten mit, „die Unterstützung zeigen“, sagt Puigdemont. Er spricht manchmal so schnell auf Spanisch und Katalanisch, dass die Dolmetscherin Mühe hat, jeden Satz zu übersetzen. „Wir alle sind stärker und mit noch größerer Entschlossenheit“, sagt er und bedankt sich „bei den Deutschen allgemein“, die ihn herzlich aufgenommen hätten. Sogar das Personal der JVA Neumünster wird gelobt, in der Puigdemont nach seiner Festnahme im März wegen eines europäischen Haftbefehls aus Spanien zwölf Tage einsaß. Die Wärter hätten ihn „mit Respekt und Wohlwollen behandelt“.

Der Mann vertritt allerdings einen beinharten Kurs. Die Unabhängigkeit Kataloniens ist für ihn nicht verhandelbar. Berichte über Firmen, die Katalonien wegen der politischen Unsicherheit nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom Oktober 2017 verlassen hätten, bezeichnet er als „Gerüchte“. Dass der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, im Mai von Erkenntnissen sprach, Russland unterstütze die katalanischen Separatisten, um den Nato-Staat Spanien zu schwächen, wehrt Puigdemont als „fake news“ ab.

Der Termin mündet in Jubel. Vor dem Gebäude warten 30 Katalanen, sie rufen „President!“. Einige haben sich gelbe Schleifchen angeheftet, aus Solidarität mit den in Spanien inhaftierten Separatisten. Auch Puigdemont trägt ein Band am Revers. Er genießt das Bad in der Menge. Noch eine Bilderbotschaft für Spanien.

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