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Der Ur-Enkel von Benito Mussolini, Caio Giulio Cesare Mussolini, kandidiert für das EU-Parlament.

© Remo Casilli / REUTERS

Caio Giulio Cesare Mussolini: Als Kandidat aufgestellt, gerade weil er ein "Duce"-Enkel ist

Der Ur-Enkel von Benito Mussolini will für die Neofaschisten ins EU-Parlament einziehen. Dafür setzt er bewusst auf den Namen des Diktators. Ein Porträt.

Seine Geschichte kann man sich nicht aussuchen. Aber man kann wählen, wie man darauf seine Zukunft aufbaut. Einen bewusst provokativen Weg hat Caio Giulio Cesare Mussolini gewählt. Der Mann, dessen pompöser Name wirkt, als sollte die gesamte Geschichte Italiens in eine Zeile gequetscht werden, verkürzt diesen für seine Kampagne zur EU-Wahl allein auf Mussolini. Nur das steht, durchaus selbstbewusst, auf seinen Wahlplakaten.

So will der Ur-Enkel des Faschistenführers Benito Mussolini für die neofaschistische Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) einen Sitz im EU-Parlament ergattern. Nominiert worden ist er, nicht obwohl er ein Mussolini ist – sondern weil.

Denn in Italien ist der Name weniger berüchtigt als berühmt. Gegen Mussolini-Porträts auf Weinflaschen geht Italiens Justiz nur nachlässig vor, Duce-Denkmäler gibt es überall im Land, regelrechte Pilgerreisen zum Grab von Mussolini werden meist toleriert – obwohl die Verherrlichung des Faschismus strafbar ist. Der 50-jährige Nachfahre des „Duce“ selbst marginalisiert ihn: „Ich denke, dass der Faschismus eine wichtige Zeit der italienischen Geschichte gewesen ist, die noch vertiefend von den Historikern untersucht werden muss. Aber ich denke, dass nach über 80 Jahren der Moment gekommen ist, nach vorne zu schauen.“

Kandidatur vor faschistischem Denkmal

Geschichtsbewusst ist Mussolini durchaus: Seine Kandidatur gab der bis dato unbekannte Marineoffizier im römischen Stadtviertel „Esposizione Universale di Roma“ bekannt – ein Denkmal faschistischer Architektur. Die letzten zwölf Jahre lebte Mussolini in den Vereinigten Arabischen Emiraten, er arbeitete unter anderem für einen Rüstungskonzern. Seine Jugend verbrachte er in Venezuela.

Dass sich Mussolini nun Chancen auf das EU-Parlament ausrechnen darf, ist ein weiteres beunruhigendes Signal der Vitalität der extremen Rechten in Italien. Kürzlich hatte der Lega-Chef und Vize- Ministerpräsident Matteo Salvini sich geweigert, an den Feierlichkeiten zum Tag der Befreiung vom Faschismus teilzunehmen.

Auch weil Salvini den rechten Rand bereits so sehr bedient, ist es für Fratelli d’Italia wichtig, mit einem „echten Mussolini“ ein Zeichen zu setzen. Davon gibt es mehrere: Seine Tante Rachele Mussolini sitzt für Fratelli d’Italia im Stadtrat von Rom, seine Tante Alessandra Mussolini zog bereits 2014 ins EU-Parlament ein. Damals jedoch für die Forza Italia. Für Mussolini-Verwandte stehen gleich mehrere Parteien offen. Fabian Löhe

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