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© picture alliance /dpa/Jan Woitas

Buschkowsky und die SPD: Eine neue Zeit? Nur Mut, SPD!

Die harsche Kritik des früheren Neuköllner Bürgermeisters Buschkowsky an seiner SPD sollte man nicht einfach abtun. Wenn sich die Partei nicht auf die Menschen zubewegt, verliert sie sich selbst. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Das alte Lied? Buschkowsky reloaded? Alter Meckerer und selbst ein Klugscheißer? Wer als Sozialdemokrat so fragt und das sofort auch als Antworten nimmt, der hat die Lage nicht verstanden. Die SPD ist nämlich am Abgrund, jawohl. Schon anderen großen Volksparteien ist das Volk weggelaufen. Alles kann passieren. Denn das Problem der SPD wird ja nicht geringer, es kann sich noch verschärfen – durch wahrscheinliche Niederlagen, mindestens starke Verluste, bei den kommenden Wahlen in Bayern, Hessen, Bremen, Europa, Brandenburg, Thüringen und Sachsen. Und dann, dann kommt der Parteitag 2019.

Zehn Prozent in Sachsen - das macht den Genossen Angst

Will sagen: Ein altes Lied wird wieder aktuell, wenn die Zeit gekommen ist. Der Resonanzraum heute ist es jedenfalls – er ist enorm. Dauerhaft unter 20 Prozent im Bund, was das bisher schlechteste Ergebnis war, ist doch schon bitter. Unter 18 geht aber auch noch, wie sich in Umfragen gezeigt hat. Und da ist noch nicht mal von haarsträubenden Zahlen im Osten die Rede, unter zehn Prozent in Sachsen zum Beispiel. Das alles macht vielen Genossen Angst.

Also, wer Buschkowsky einfach abtut und ihn am liebsten rausschmeißen will, dem gehört eigentlich umgekehrt das Parteibuch entzogen. Die Ästhetik seines Auftritts ist keine Kategorie zur Beurteilung seiner Kritik. In der Sache stimmt sie, und die nicht wahrzunehmen, wird zunehmend parteischädigend: Das Leben der Menschen, ihre Wirklichkeit – das ist der Maßstab. Die neuen „Arbeiter“ sind diejenigen Arbeitnehmer, die in ihren Unternehmen mit der Globalisierung, oft in ihrer Form von Digitalisierung, Schritt halten müssen. Die zugleich sicher sein wollen, dass sie es noch bis zur Rente schaffen, nicht nur irgendeiner, sondern möglichst einer auskömmlichen. Die sicher leben wollen, in allen Belangen.

Was die SPD jetzt tun soll? Sich öffnen, sich auf die Menschen zubewegen, ganz wörtlich genommen. Bürgerforen, wo immer es geht und wo immer sie regiert, Parteitage mit Parteifernen, Online-Foren für Ideen. Und überall, wie gerade im Bund, wacker und unverdrossen abarbeiten, was Menschen wirklich hilft, bei Rente, Pflege, Mobilität von Daten und Verkehr, Sicherheit.

Eigentlich ist das auch ein altes Lied: Mut zur Veränderung!

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