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Bundestagswahl: Wie wollen Eltern abstimmen?

Am 27. September wird der neue Bundestag gewählt. Für eine aktuelle Studie wurden Mütter und Väter nach ihren Vorlieben befragt. Wir wollen sie entscheiden, und was ist ihnen besonders wichtig?

Von Maris Hubschmid

Familienpolitik ist ein wichtiges Thema. Das haben mittlerweile nahezu alle Parteien erkannt und es zum Gegenstand ihrer Wahlprogramme gemacht. Wie der Bundestag aussähe, wenn ausschließlich Menschen mit minderjährigen Kindern an die Urnen schreiten dürften, das hat das Berliner Meinungsforschungsinstitut Forsa im Rahmen einer repräsentativen Studie für die Zeitschrift „Eltern“ herausgefunden. Demnach würden sich 35 Prozent der Väter und Mütter für die CDU entscheiden, 26 für die SPD, 15 für die FDP und 13 für die Grünen. Acht Prozent der Befragten bevorzugten die Linke. Verglichen mit aktuellen Umfragewerten bietet das Ergebnis nur leichte Überraschungen: Deutschlands Eltern wählen etwas linker als die Gesamtbevölkerung. Das kann aber auch daran liegen, dass sie in der Regel jünger als der Durchschnitt aller Bundesbürger sind.

Interessant ist allerdings, was sie alle eint. Familienpolitik spielt für die meisten eine mindestens genauso große Rolle wie die Wirtschaftskrise oder die Altersversorgung. 81 Prozent sprechen dabei der Bildungspolitik die größte Bedeutung zu. Und fast alle (91 Prozent) äußern scharfe Kritik am Föderalismus und fordern eine bundesweite Vereinheitlichung des Schulsystems. Denn in Zeiten, in denen von Arbeitnehmern die Flexibilität erwartet wird, ihrem Job hinterherzuziehen, werden regional abweichende Lehrpläne zum Problem.

Auch in punkto Familienförderung sind sich die Eltern einig. 77 Prozent wünschen sich eine stärkere finanzielle Entlastung, immerhin jeder dritte Befragte favorisiert dabei eine Kindergrundsicherung von 300 bis 400 Euro. Ebenfalls ein Drittel plädiert für mehr Kindergeld und 25 Prozent hätten gern weitreichendere steuerliche Freibeträge. Die deutliche Mehrheit von 66 Prozent hingegen befürwortet, eher in Bildung und Betreuung zu investieren, statt direkte Zahlungen an Familien vorzunehmen, damit alle gleichermaßen profitieren. Viele haben nämlich den Eindruck, Finanzhilfen über Steuern gleich wieder zu verlieren.

Ganze drei Viertel sehen immer noch Handlungsbedarf bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, darunter besonders Alleinerziehende und Eltern mit niedrigem Einkommen, die keine Möglichkeit haben, sich Dienstleistungen, also Unterstützung bei der Kinderbetreuung, zu erkaufen. Ein flexibleres Betreuungsangebot und umfangreichere Teilzeitangebote mit besseren Aufstiegschancen könnten in diesem Fall nach Meinung vieler Befragten Abhilfe schaffen.

Für 88 Prozent der Eltern gehört zu einer echten Wahlfreiheit die des Lebensmodells. Immer noch verdient ein Mann im Schnitt erheblich mehr als eine ihm gleichgestellte Frau. Daher bleibt sie, wenn es darum geht, die Kleinen zu hüten, schon aus Vernunftgründen eher zu Hause. Erwirtschaften beide das Familieneinkommen zu gleichen Teilen, sind die zu leistenden Abgaben zudem wesentlich höher, als wenn die Last nur auf den Schultern eines Elternteils liegt. Das Alleinverdienermodell wird daher häufiger praktiziert, als Eltern eigentlich lieb ist.

Von der Betreuungsoffensive der Bundesregierung will ein Großteil (72 Prozent) bisher kaum etwas gemerkt haben. Gerade bei Grundschülern gebe es Engpässe. Eine weitere, herbe Absage geht in Richtung von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU): Mehr als die Hälfte aller Eltern zeigten sich mit dem Schulsystem so unzufrieden, dass sie ihr Kind am liebsten auf eine Privatschule schicken würden, wenn sie es sich leisten könnten.

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