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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßt Besucher beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung.

© dpa

Bundestagswahl 2017: Der Kampf um Direktmandate: Die Union ist klar im Vorteil

Die grünen Polit-Promis Renate Künast und Özcan Mutlu müssen zittern. Auch Sigmar Gabriel ist nicht sicher im nächsten Bundestag. Ein Wahlkreis-Überblick.

Die Union steht vor deutlichen Zugewinnen, die SPD vor Verlusten. Die Linken könnten einen Wahlkreis mehr als 2013 gewinnen. Die Grünen wieder einen in Berlin. So sieht es aktuell bei den Parteien im Kampf um die Direktmandate ein. Grundlage ist der "In-or-Out-Faktor" von Tagesspiegel in Kooperation mit mandatsrechner.de Hier gelangen Sie direkt zum "In-or-Out-Faktor" und erfahren, wer in Ihrem Wahlkreis vorne liegt und wie die Hochrechnung genau funktioniert.

CDU/CSU

Im Wahlkreis 015, Vorpommern/Rügen/Greifswald I, ganz oben rechts im Nordosten, schießen die Spatzen mit Kanonen auf Angela Merkel. Denn gegen die Kanzlerin treten direkt immerhin vier Spitzenkandidaten anderer Parteien in Mecklenburg-Vorpommern an, von SPD, Grünen, AfD und NPD. Die Linke begnügt sich mit der Nummer drei der Liste, die Tierschutzpartei bietet ihren zweiten Mann auf. Zusammen werden sie alle aber wohl deutlich weniger Heu einfahren als Merkel, die vor vier Jahren 56,2 Prozent der Erststimmen holte. Nebenbei wird man beim Blick auf die Kandidatenliste mal wieder an Merkels zweiten Vornamen erinnert: Dorothea.

Wie Merkel wird auch Finanzminister Wolfgang Schäuble, in der entgegengesetzten Ecke im Südwesten, seinen Wahlkreis Offenburg sicher gewinnen. Wie überhaupt der Großteil der schwarzen Parteiprominenz in sicheren Wahlkreisen kandidiert, ob Gesundheitsminister Hermann Gröhe in Neuss I oder Innenminister Thomas de Maizière in Meißen oder Fraktionschef Volker Kauder in Tuttlingen-Rottweil. Oder der neuerdings mit Berliner Zuständen fremdelnde CDU-Jungstar Jens Spahn (Steinfurt-Borken). Der wahlkampfleitungsmäßig von Merkel etwas zurückgenommene Generalsekretär Peter Tauber geht in der hessischen Provinz in die Bütt (rund um Biebergemünd, Linsengericht und Hirzenhain).

Spannender als zuletzt könnte es Ursula von der Leyen machen, die im Wahlkreis Hannover II 2009 und 2013 gegen Edelgard Bulmahn von der SPD verlor. Bulmahn hat ihre politische Karriere beendet, jetzt tritt Yasmin Fahimi für die Sozialdemokraten an, die Ex-Generalsekretärin der Partei, jetzt Staatssekretärin bei Andrea Nahles im Bundessozialministerium. Eine Chance für die Verteidigungsministerin? Der Wahlkreis gehört in der Prognose zur Kategorie „unsicher“. Verliert Fahimi, dürfte sie wegen des schlechten Listenplatzes nicht in den Bundestag einziehen. Andererseits: Hannover wird seit 1949 von der SPD gehalten. Verliert Leyen, kann sie als Nummer eins der Landesliste ins Parlament einziehen – es sei denn, die CDU füllt ihr Kontingent an Sitzen allein mit Direktmandaten. Ausgeschlossen ist das nicht.

Und in Bayern? Es ist so spannend wie meist im Freistaat. Nicht einmal mehr in Nürnberg können die Sozialdemokraten der CSU Paroli bieten. Horst Seehofers Staatspartei holt alle Direktmandate und ist aller Voraussicht nach auch noch gut genug, den Spitzenkandidaten Joachim Herrmann über die Liste in den Bundestag zu hieven. Herrmann, Innenminister im Kabinett von Horst Seehofer und ohne Wahlkreis, soll Bundesminister werden. Auf Platz zwei der Liste steht schon Alexander Dobrindt – der Bundesverkehrsminister ist trotz oder wegen der Pkw-Maut ein Liebling der Partei und des Parteichefs.

Was in Bayern tatsächlich für eine gewisse Spannung sorgt, ist der CSU-interne Wettbewerb um das beste Erststimmenergebnis im Wahlkreis. Sieger vor vier Jahren war mit 65,8 Prozent der Mayer Stephan in Altötting vor dem Ramsauer Peter in Traunstein. Dobrindt kam damals in Weilheim auf relativ maue 57,4 Prozent. Da ist Luft nach oben. Kleiner Erkenntnisbeifang am Rande: Auf der CSU-Landesliste gibt es keinen einzigen Franz Josef mehr.

16 Direktkandidaten der CSU haben es wegen der Vorhersehbarkeit des Wahlkreisergebnisses nicht für nötig gehalten, auf die Landesliste zu gehen. In Baden-Württemberg sind sogar 31 CDU-Direktkandidaten ohne Listenplatz. Auch dort holt die Union absehbar sämtliche Wahlkreise. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Rheinland-Pfalz. Sowie im Saarland. Es sei denn, Kanzleramtsminister Peter Altmaier, Merkels Getreuer, patzt im einzigen Duell zweier Bundesminister in Saarlouis gegen Justizminister Heiko Maas (SPD). Aber 2013 ging es klar zugunsten Altmaiers aus (gegen den jetzigen Saar-Umweltminister Reinhold Jost).

SPD: Noch gibt es Hochburgen

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bei einem Wahlkampfauftritt in Bochum.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bei einem Wahlkampfauftritt in Bochum.

© Kusch/ dpa

SPD

Ja, es gibt sie noch, die sozialdemokratischen Burgen, die einfach nicht fallen wollen. In einem Bundesland räumt die SPD sogar noch sicher alle Direktmandate ab: in Bremen mit seinen beiden Wahlkreisen. Ansonsten aber scheint sich auch bei dieser Wahl der Trend fortzusetzen, dass die Sozialdemokraten ihre Wahlkreisschwäche nicht beheben können. Es muss schon ein ziemlicher Swing hin zu Traditionsrot einsetzen kurz vor der Wahl, um das abzuwenden.

Aber einige Hochburgen halten die Sozialdemokraten eben tapfer. Aurich-Emden ganz oben im Nordwesten etwa, wo Johann Saathoff, Verwaltungswirt, fünf Kinder, auch dieses Mal nichts anbrennen lässt. Hamburg ist immer für einige Direktmandate gut. Und dann sind da die Ruhrgebiets-Wahlkreise, wo die „Sozis“ nach wie vor ihre dicken Wahlkreisergebnisse holen, freilich nicht mehr so dick wie früher. In NRW sind aber um die 20 Direktmandate drin, mehr als die Hälfte der SPD-Abgeordneten im größten Wählerreservoir der Republik wird aber über die Liste in den Bundestag rutschen. Kanzlerkandidat Martin Schulz führt die Landesliste in Nordrhein-Westfalen an, einen eigenen Wahlkreis hat er nicht. Als Wohnsitz ist beim Bundeswahlleiter 10963 Berlin angegeben.

Außenminister Sigmar Gabriel steht auf einem recht aussichtslosen Platz 25 der SPD-Landesliste in Niedersachsen, also muss er das Direktmandat in Salzgitter-Wolfenbüttel wieder gewinnen. Absolut sicher ist das bei einem schwachen Bundesergebnis der Partei nicht, wenn das auch in seinem Wahlkreis durchschlägt. Aber seit Gabriel das Außenamt lenkt, sind seine Beliebtheitswerte gestiegen. Fraktionschef Thomas Oppermann wird im nahe gelegenen Göttingen mal wieder eine Zitterpartie erleben, es geht dort immer knapp zu im Rennen mit der CDU. Aber drei Mal lag Oppermann vorn, seit er 2005 dort erstmals antrat. Regelmäßiger Drittplatzierter in Göttingen seit 1998 ist übrigens Jürgen Trittin von den Grünen.

Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil hat sein Mandat in Gifhorn-Peine nicht sicher (wäre aber über die Liste drin, wie auch Landes-Spitzenkandidat Oppermann). Die Frauen im Kabinett gehen aussichtslos in die Rennen im Wahlkreis: im Rheinland Barbara Hendricks (Kleve) und Andrea Nahles (Ahrweiler), Katarina Barley in Trier. Dort dominiert überall die CDU. Aber alle drei haben vordere Listenplätze, Nahles ist auch Spitzenkandidatin in Rheinland-Pfalz. Nebenbei entdeckt: Zwei frühere Landesfinanzminister drängen in den Bundestag, Carsten Kühl aus Rheinland-Pfalz, der zittern muss, und Nils Schmid aus Baden-Württemberg, der sicher drin ist.

Im Süden und im Osten sieht es auch bei dieser Wahl wieder finster aus für die SPD. Ändern wird sich das erst, wenn die Partei wieder nachhaltig eine Drei vor das bundesweite Prozentergebnis bekommt. Für die innerparteiliche Parlamentskultur kann die Schwäche in den Wahlkreisen Folgen haben: Je stärker die SPD von Listen-MdB geprägt wird, umso geringer dürfte die Neigung der Partei sein, bei der mutmaßlich anstehenden Wahlrechtsreform die Zahl der Wahlkreise zu erhalten.

Linke: Regionalpartei Ost

Sahra Wagenknecht (Die Linke) beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung.
Sahra Wagenknecht (Die Linke) beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung.

© Zinken/dpa

Linke

Was die Stärke in den Wahlkreisen angeht, wird sich das Top-Ergebnis der Linkspartei von 2009 auch dieses Mal nicht einstellen. Damals holte die Linke 16 Direktmandate. Nun werden es wohl drei bis sechs werden. In Berlin sind der Partei nach der Prognose vier Direktmandate so gut wie sicher – Gregor Gysi ist sogar so siegesgewiss, dass er erst gar nicht für die Landesliste kandidierte. In den Bundestag kommen per Direktmandat wohl auch Petra Pau, Stefan Liebich und Gesine Lötzsch. Die Hälfte der Mandate in der neuen Fraktion wird aus den Ost-Ländern inklusive Berlin kommen, damit hat die Linkspartei ihren Charakter als ostdeutsche Regionalpartei immer noch nicht völlig abgestreift.

Zwischen Rügen und Erzgebirge wird die Linkspartei in den meisten Wahlkreisen, die sie nicht gewinnt, als Nummer zwei abschneiden. Parteichefin Katja Kipping ist Listenführerin in Sachsen, hat im Wahlkreis in Dresden aber keine Aussicht auf das Direktmandat. Dagegen ist nicht auszuschließen, dass Dietmar Bartsch, zusammen mit Sahra Wagenknecht bundesweiter Spitzenkandidat, in Rostock der CDU den Wahlkreis wegnehmen kann.

An der Wahrnehmung als Regionalpartei ändert auch nichts, dass Spitzenkandidatin Wagenknecht auf dem ersten Platz der Linken-Liste in Nordrhein-Westfalen steht. Ihr Lebensgefährte Oskar Lafontaine tritt, wie schon 2013, im Saarland nicht mehr an, ist dort als Landespolitiker aber immer noch ein (wenn auch schwächer gewordener) Stimmenmagnet für die Partei. Was man von Ko-Parteichef Bernd Riexinger nicht sagen kann – er tritt in Stuttgart an und wird dort schwach abschneiden.

Die Linken profitierten wie die Grünen vor vier Jahren davon, dass weder FDP noch die damals sehr junge AfD in den Bundestag einzogen. Im absehbaren Sechs-Parteien-Parlament wird es enger werden, was den kleinen Parteien mehr Nachteile schafft als den großen: Eine kleinere Fraktion muss ja dennoch alle Themen abdecken können. Als Oppositionsfraktion (und das wird die Linke bleiben) ist das immer noch ein bisschen schwerer als mit Regierungsanbindung.

Grüne: Nur ein Direktmandat

Der Bundesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Cem Özdemir, im Sommersalon auf dem Spielbudenplatz in St.Pauli.
Der Bundesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Cem Özdemir, im Sommersalon auf dem Spielbudenplatz in St.Pauli.

© Wendt/dpa

Grüne

Mit dem zweiten Direktmandat wird es wohl auch 2017 nichts werden. In Berlin nicht – die Prognose ergibt, dass nur der Sieg von Ströbele-Nachfolgerin Canan Bayram in Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost als sicher gelten kann. Und auch im restlichen Bundesgebiet nicht. Seit 2009 Cem Özdemir fast 30 Prozent Stuttgart I holte, hegen die Grünen dort Hoffnungen. 2013 blieben sie unerfüllt, auch jetzt sieht es nicht nach einem Überholmanöver auf Platz eins im Wahlkreis aus. Das Mandat geht wahrscheinlich wieder an die CDU. Dafür hat Stuttgart aber einen grünen Oberbürgermeister.

Zurück nach Berlin: Renate Künast und Özcan Mutlu werden wohl ihre Bundestagsmandate verlieren, wenn die Listenplätze drei und vier bei einem schwachen Grünen-Ergebnis bundesweit nicht ziehen. Künast darf noch hoffen, für Mutlu wird es wohl nicht reichen.

Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt hat das einzige Grünen-Mandat in Thüringen über die Liste mutmaßlich sicher, wenn die Partei nicht völlig einbricht (und danach sieht es nach den Umfragen nicht mehr aus). In Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland kann es passieren, dass die Landesliste nicht zieht. Damit könnten die Grünen die einzige Fraktion im Bundestag sein, die nicht aus allen Flächenländern Abgeordnete stellt (allerdings ist das, mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit, auch bei der FDP und der AfD möglich).

Das grün-schwarz regierte Baden-Württemberg dürfte mit neun Listen-Abgeordneten, gemessen an der Gesamtwählerzahl in den Ländern, wieder die relativ stärkste Region der Grünen werden. Aber das Ergebnis wird nicht gut genug sein, um alle aktuellen Abgeordneten wieder in den Bundestag zu hieven. Treffen wird es wohl die Außenpolitikerin Franziska Brantner. Fraktionschef Anton Hofreiter wird im Wahlkreis München Land wohl Dritter, steht aber auf Platz zwei der Landesliste. Den Top-Platz nimmt dort Claudia Roth ein, wer sonst, die in Augsburg den dritten Platz zu verteidigen hat.

FDP: Solist mit neuem Orchester

FDP-Chef Christian Lindner ziert die Plakate der Partei.
FDP-Chef Christian Lindner ziert die Plakate der Partei.

© Gollnow/ dpa

FDP

Mit etwa 55 Abgeordneten kann die FDP rechnen, wenn sie um die acht Prozent holt. Im Mittelpunkt des Interesses ist natürlich Parteichef und Wahlplakatsolist Christian Lindner (ein Slogan lautet: „Jetzt wieder verfügbar: Wirtschaftspolitik.“). Er tritt als Spitzenkandidat auf der Landesliste in Nordrhein-Westfalen an und zudem als Direktkandidat im Wahlkreis 100, Rheinisch-Bergischer Kreis. Das hätte interessant werden können, träte Wolfgang Bosbach dort wieder für die CDU an, aber der eigenwillige Innenpolitiker hat seinen Abschied genommen. Lindners Vorgänger als FDP-Kandidat bekam 2013 nur magere 1,8 Prozent der Erststimmen, weshalb der FDP-Chef jetzt, ohne Bosbach als Konkurrenten, ein Vielfaches holen dürfte.

Natürlich wird man auch auf Wolfgang Kubicki schauen müssen, der (wie schon 2013) wieder kandidiert, obwohl der FDP-Fraktionschef im Kieler Landtag die Hauptstadt auch schon mal als Sündenpfuhl ausgemacht hatte, in dem er zum Trinker werden würde. Im Bundestag ist er sicher über die Liste, aber was kommt im Wahlkreis Steinburg/Dithmarschen Süd heraus? Vor vier Jahren waren es, gemessen am Ego Kubickis, geringe 5,1 Prozent der Erststimmen. Aber Direktmandate strebt die FDP nicht an, weshalb sie einst auch die Zweitstimmenkampagne erfand. Sie ist als einzige größere Partei auf Bundes- und Landesebene derzeit nicht direktmandatsfähig.

Im Bundestag wird die FDP viele neue Gesichter zeigen, von denen man einige auch schon kennt, aber nur wenige alte Bekannte aus der Zeit vor 2013, als sie aus dem Parlament flog. Die Hamburgerin Katja Suding wird dabei sein und Partei-Generalsekretärin Nicola Beer. Doch wird die FDP-Fraktion mal wieder ziemlich männerlastig sein. Die Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff und Michael Theurer wechseln aus Straßburg nach Berlin, der Finanzpolitiker Otto Fricke ist wieder da und auch Euro-Rebell Frank Schäffler. Sowie Hermann Otto Solms, Jahrgang 1940, der es noch einmal wissen will.

AfD: Keine Direktmandate in Sicht

Frauke Petry, Bundesvorsitzende der AfD bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Frauke Petry, Bundesvorsitzende der AfD bei einer Pressekonferenz in Berlin.

© Kappeler/ dpa

AfD

Seit die Alternative für Deutschland in den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und sogar Baden-Württemberg (Pforzheim und Mannheim) Direktmandate errang, stellt sich die Frage, ob ihr das auch bei Bundestagswahlen gelingen kann. Wahlforscher und Demoskopen waren jedoch stets skeptisch, und auch die Prognose für den Tagesspiegel auf der Basis der „Politbarometer“-Ergebnisse deutet nicht auf AfD-Wahlkreissieger hin. Nicht einmal zweite Plätze sind absehbar. Die Rechtspartei braucht eine aufgewühlte Stimmung (was der aktuelle Wahlkampf nicht bietet) und profitiert in der Regel von einer geringen Wahlbeteiligung. Die dürfte am 24. September aber steigen, weil zum einen die AfD selbst Nichtwähler mobilisiert, zum anderen aber auch ihre Gegner stärker in Bewegung versetzt.

Am ehesten wäre das Erringen eines Direktmandats wohl den beiden führenden Ost-Promis der Partei zuzutrauen gewesen – Alexander Gauland in Frankfurt-Oder-Spree und Frauke Petry in der Sächsischen Schweiz, einer Hochburg rechtsextremer Umtriebe. Interessant wird dennoch sein, wie sich die Erst- und Zweitstimmen in den Wahlkreisen auf alle Parteien neu verteilen, in denen bekanntere AfD-Politiker antreten. Am Bodensee zum Beispiel tritt Ko-Spitzenkandidatin Alice Weidel an, die neben den Rechtsaußenwählern auch gern FDP- Anhänger rechts der Mitte ansprechen würde.

Von den möglicherweise mehr als 60 Abgeordneten einer AfD-Fraktion im Bundestag kämen nach den vorliegenden Prognosen sechzehn aus dem Osten und Berlin. Die Abgeordnetenrunde wird also stark von Westdeutschen dominiert sein, mit einem Süd-Nord-Gefälle, während sie bisher ihre größeren Erfolge im Osten hatte. Das dürfte Reibereien mit sich bringen.

Ob es im Bundestag ein Wiedersehen mit dem früheren hessischen CDU-Abgeordneten Martin Hohmann gibt, der nach einer als antisemitisch eingestuften Rede 2004 aus der Partei flog, ist unklar: Sein sechster AfD-Listenplatz in Hessen reicht nur bei einem starken Ergebnis der Partei um die zehn Prozent.

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