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Jim Mattis

© AFP

Buch des Ex-Pentagon-Chefs: Jim Mattis' beredtes Schweigen über Donald Trump

Der ehemalige US-Verteidigungsminister spricht zu Klimawandel, Führung und Verschuldung der USA – und kritisiert damit indirekt den US-Präsidenten.

Die Spannung war groß. Als das Buch des ehemaligen US-Verteidigungsministers Jim Mattis herauskam und seine Vermarktungstour angekündigt wurde, wollten alle Politik-Interessierten wissen: Kritisiert Mattis, der Ende 2018 nach zwei Jahren als Pentagon-Chef aufgab und außer in einem Brief an Präsident Donald Trump seither nichts zu seinen Rücktrittsgründen gesagt hat, nun seinen Ex-Chef? Die schnelle Antwort lautet: Nein. Mattis, der an diesem Sonntag 69 Jahre alt wird, nutzt diese Bühne nicht. In seinem Buch erwähnt er Trump nur im Vorwort. Aber der pensionierte Vier- Sterne-General und Ex-Marine gibt ausführlich Hinweise darauf, was ihn an der Politik dieser Regierung stört. Und wie man aus seiner Sicht richtig führt.

Am Freitagabend kam Mattis nach Washington und führte diese Dialektik bei der Vorstellung seines Buchs „Call Sign Chaos. Learning to Lead“ vor. Die Schlange war lang, der Saal in der George Washington University ausverkauft. Der Moderator, „New York Times“-Kolumnist David Brooks, stellte die eigentliche Frage erst gegen Ende: Ob Mattis Trump denn nun endlich kritisieren würde? Er habe ja einen Brief geschrieben, hob Mattis an. Mit Blick auf den Umgang Washingtons mit den Nato-Partnern mahnte er darin, Alliierte mit Respekt zu behandeln. Auch lehnte er die Entscheidung Trumps ab, einen Großteil der in Syrien stationierten US-Streitkräfte abzuziehen. Dem habe er nichts hinzuzufügen, sagte Mattis nun. Er argumentiert mit dem Pflichtgefühl, das er gegenüber dem gewählten „Commander in Chief“ auch weiterhin habe. Es gebe den guten Rat: „Wenn ein Mann in Uniform in den Ruhestand geht, sollte auch seine Zunge in Rente gehen.“

Dabei hat Mattis, dessen Rücktritt viele als „den Abgang des letzten Erwachsenen im Weißen Haus“ bedauerten, einiges zu sagen. Zum Beispiel zu den Klimawandel- Skeptikern, zu denen Trump gehört. Hier gehe es um Wissenschaft, nicht um Politik. „Selbst wenn es nur eine Möglichkeit ist, dass es den Klimawandel und die daraus erwachsenden Gefahren gibt: Wäre es nicht gut, sich dagegen abzusichern?“ Auch kritisierte er die unter Trump extrem gestiegene Verschuldungsrate der USA: Keine Nation könne erfolgreich sein, wenn sie ihren Haushalt nicht im Griff habe und die Schulden zu hoch seien. Ausdrücklich warnte Mattis vor einer weiteren Spaltung der Gesellschaft, ein klarer Seitenhieb auf den Präsidenten, der politische Gegner, Minderheiten und kritische Medien gerne angreift: Ziel des Regierens sollte es sein zu einen. Dass „Stammesdenken“ derzeit zunehme, beunruhige ihn sehr „Wir müssen wieder zu einander finden.“

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