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Die nordkoreanische Botschaft in Madrid war Schauplatz eines brutalen Überfalls.

© REUTERS/Perez

Überfall auf Nordkoreas Botschaft in Madrid: CIA, Exil-Nordkoreaner oder eine dritte Kraft?

Ende Februar wird die nordkoreanische Botschaft in Madrid überfallen. Die Täter gehen brutal vor. Offen ist, wer hinter der Attacke steckt.

Es war ein brutaler und rätselhafter Überfall, der nun noch ein Stück rätselhafter geworden ist: Am 22. Februar, wenige Tage bevor in Hanoi die Gipfelgespräche zwischen den USA und Nordkorea begannen, hatte eine unbekannte Gruppe die nordkoreanische Botschaft in Madrid überfallen. Die vermutlich zehn Eindringlinge gingen dabei äußerst rabiat vor, fesselten und schlugen acht nordkoreanische Botschaftsangehörige und nahmen ihnen Computer und Handys ab.

Eine Frau konnte sich befreien und zu den Nachbarn flüchten. Als die alarmierten Polizisten ankamen, versicherte ihnen ein asiatisch aussehender Mann, dass alles in Ordnung sei. Kurz darauf flüchteten die Eindringlinge mit Computern, Smartphones und Dokumenten in zwei Autos. Die Zeitung „El Pais“ berichtete, dass die spanische Polizei den US-Geheimdienst CIA mit dem Überfall in Verbindung bringt. Doch nun haben unbekannte Quellen der „Washington Post“ erzählt, dass eine bisher nicht bekannte Oppositionsgruppe von Exil-Nordkoreanern namens „Cheollima Civil Defense“ hinter dem Angriff stecken soll.

Ein Twitter-Account namens „Cheollima Civil Defense“ teilte den entsprechenden Artikel der „Washington Post“ über die „Gruppe im Schatten“ und kommentiert:  „Wir treten aus dem Schatten.“ Auf ihrer amateurhaft zusammengebastelten Internetseite finden sich Motive und Ziele der Gruppe: „Nieder mit der Herrschaft der Kim-Familie! Wir stehen auf für unser Volk! Lang lebe das Freie Joseon!“ Dazu veröffentlicht die Gruppe ein Video, auf dem ein Mann angeblich in Nordkorea Bilder von Kim Jong Il und Kim Il Sung zerstört – ein in Nordkorea undenkbarer Frevel, der im Arbeitslager enden kann.

Die Gruppe fordert zugleich Journalisten auf, ihre Identität geheim zu halten, weil sie sonst dem nordkoreanischen Geheimdienst zum Opfer fallen könnten. „Einige von uns sind bereits Angriffen auf unser Leben und das unserer Familien entkommen“, heißt es, andere hätten nicht so viel Glück gehabt. Das klingt nach einer Gruppe von Nordkoreanern im Exil. Oder auch nach etwas ganz anderem.

Auch eine interner Machtkampf in Nordkorea könnte die Ursache sein

Der Nordkorea-Experte Andrei Lankow hält es in einem Beitrag für „NK News“ für möglich, dass die Gruppe von einem ausländischen Geheimdienst benutzt oder gar vorgeschoben worden ist. Eine derart schwierige und aufwändige Aktion benötigt entsprechendes geheimdienstliches Know-How und Geld. Am wahrscheinlichsten erscheint dem Nordkorea-Spezialisten, dass der Geheimdienst CIA dahinter stecken könnte. Das fehlerhafte Koreanisch auf der Webseite der „Cheollima Civil Defense“ weise darauf hin, dass der Text von einem Nicht-Koreaner geschrieben sein könnte. Auch könnte der Angriff dazu gedient haben, Informationen über den ehemaligen nordkoreanischen Botschafter Kim Hyok Chol zu bekommen, der eine zentrale Figur in den Abrüstungsgesprächen war.

Auch der südkoreanische Geheimdienst könnte in Frage kommen. Allerdings scheint es als nicht wahrscheinlich, dass dieser die Annäherungspolitik seines Präsidenten Moon Jae-in sabotieren will. „Der Angriff könnte auch von einer Fraktion innerhalb der nordkoreanischen Elite initiiert worden sein“, vermutet der Nordkorea-Experte Andrei Lankow. Er setzt jetzt darauf, dass die Nachforschungen der spanischen Polizei etwas mehr Licht ins Dunkel bringen.

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