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Dieses Satellitenfoto von Planet Labs Inc. zeigt das Hotel Amarula Palma (M) mit seinem Hubschrauberlandeplatz unten links. Am Freitag geriet dort ein Konvoi von 17 Fahrzeugen in einen Rebellenhinterhalt, aus dem nur sieben Fahrzeuge entkommen konnten. Was mit den Insassen der restlichen zehn Wagen passierte, ist nicht bekannt.

© dpa

Brutaler Terror in Mosambik: Der Kampf ums Gas

Islamisten attackieren eine Hafenstadt in Mosambik. In den Straßen liegen enthauptete Leichen. Ziel ist die milliardenschwere Erdgasanlage auf einer Halbinsel.

Mosambiks Hafenstadt Palma sei praktisch menschenleer, berichten Augenzeugen. Eine Woche nach der bislang waghalsigsten Attacke auf Einrichtungen zur Erdgasgewinnung im Norden des südostafrikanischen Landes befindet sich das eigentlich 75.000 Einwohner zählende Städtchen in den Händen der extremistischen Organisation „Al-Sunna wa Jama’a“ (ASWJ).

Dem Rebellenangriff, für den der „Islamische Staat“ inzwischen die Verantwortung übernommen hat, forderte Dutzende Opfer, zigtausende Einwohner sind aus Palma geflohen, von Hunderten fehlt jede Spur. Der Angriff sei ein „Wendepunkt“ in der seit Jahren lodernden Kontroverse im Norden Mosambiks, sagt Ryan Cummings, Direktor der Beratungsfirma Signal Risk. Der Streit um die Einnahmen aus einem der größten Erdgasfelder der Welt sei nun endgültig ins internationale Bewusstsein gerückt.

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Die Attacke auf die Hafenstadt hatten am vergangenen Mittwoch rund 200 ASWJ-Kombattanten ausgeführt. Palma liegt nur wenige Kilometer von der Afungi-Halbinsel entfernt, wo derzeit eine der weltweit größten Einrichtungen zur Erdgasförderung im Wert von 20 Milliarden US-Dollar entsteht. Während die Halbinsel selbst von mehr als 1000 mosambikanischen Soldaten bewacht wird, stießen die Rebellen in Palma offenbar kaum auf Widerstand. Die wenigen dort stationierten Soldaten sollen beim ersten Kontakt mit den Angreifern geflohen sein.

„Es herrschte totales Chaos“, sagt Lionel Dyck, Gründer einer privaten südafrikanischen Sicherheitsfirma, die Mosambiks Regierung zum Kampf gegen die Rebellen angeheuert hat. „Es gab keinerlei Pläne zur Evakuierung, und die Straßen der Stadt waren bald von teilweise enthaupteten Toten gesäumt.“ Mit ihren Helikoptern habe die „Dyck Advisory Group“ mehr als 120 Menschen aus der Gefahrenzone gerettet.

Vor südafrikanischer Hilfe weicht die Regierung zurück

Kämpfer der im Volksmund „Al Schabab“ (die Jungs) genannten Extremistengruppe haben in den vergangenen drei Jahren zahlreiche Dörfer und kleinere Städte angegriffen – niemals aber so nahe der im noch im Bau befindlichen Förderungsanlagen. Erst vor wenigen Tagen hatte der französische Mineralölkonzern Total als Mehrheitsführer eines Konsortiums ausländischer Mineralölkonzerne die Bauarbeiten in Afungi wieder aufgenommen, die vor drei Monaten aus Sicherheitsgründen eingestellt worden waren. Sie wurden inzwischen erneut gestoppt.

Besorgt über das mögliche Scheitern der Erdgasgewinnung hat Südafrika jetzt seine Hilfe bei der Bekämpfung der Rebellen angeboten: Vor der Einladung einer ausländischen Streitmacht schreckt die mosambikanische Regierung noch zurück. Fachleute warnen ohnehin davor, den Konflikt mit militärischen Mitteln lösen zu wollen: Wichtiger sei es, dass aus der Hauptstadt Maputo Gespräche mit den Rebellen über die Verteilung der Einnahmen aus dem künftigen Erdgasexport aufgenommen werden.

Johannes Dieterich

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