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Zunächst war er noch optimistisch: Boris Johnson nimmt einen Tag nach Bekanntgeben der Corona-Infektion per Video an einer Konferenz teil.

© AFP/Andrew Parsons

Update

Britischer Premierminister auf Intensivstation: Wie Johnson den Ernst seiner Covid-19-Erkrankung herunterspielte

Er werde bald wieder arbeiten, er habe nur leichte Symptome: Boris Johnson beschwichtigte noch, als schon ein Krankenhausbett für ihn hergerichtet wurde.

Von Gloria Geyer

Nach Bekanntwerden seiner Coronavirus-Infektion Ende März gab sich der britische Premierminister Boris Johnson noch optimistisch, auch wenn er bereits ziemlich angeschlagen und erschöpft wirkte. Johnson verkündete, weiter arbeiten zu wollen und isolierte sich in seiner Dienstwohnung in Downing Street. Von dort aus wandte er sich per Videobotschaft an die Bevölkerung, wobei bereits erkennbar war, dass er abgenommen hatte.

Nach gut einer Woche in Quarantäne wurde der Premierminister schließlich am Sonntagabend in ein Krankenhaus eingeliefert. Er sei auf Anraten seines Arztes „zu einigen Routinetests“ ins Krankenhaus gegangen, hatte Johnson noch am Montag per Twitter mitgeteilt. Nach Angaben eines Regierungssprechers litt er unter Fieber und Husten. Die Regierungsgeschäfte wolle er dennoch aus dem Krankenhaus weiterführen, hieß es.

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Als Johnson am Montagabend schließlich auf die Intensivstation des St. Thomas Krankenhaus verlegt wurde, wurde klar, dass der Gesundheitszustand des Premiers doch kritischer ist, als bisher angenommen.

Die Regierung sprach von einer Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass Johnson beatmet werden müsse. Er habe zusätzlich Sauerstoff erhalten, werde aber nicht künstlich beatmet, sagte Kabinettsminister Michael Gove am Dienstag dem Hörfunksender LBC.

Der Korrespondent der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" Antonello Guerrera bestätigte auf seinem Twitter-Account, dass Johnsons Zustand "stabil" sei. Er habe mit ihm gesprochen. Der Premier erhalte Sauerstoffversorgung, atme jedoch alleine und benötige kein Beatmungsgerät. Es gebe keine Anzeichen einer Lungenentzündung.

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Den ersten Hinweis, dass der Premier schwerer erkrankte als er bisher eingestand, gab es bereits vergangene Woche. Wie der "Guardian" unter Berufung auf eine anonyme Quelle berichtet, wurde am Donnerstag ein Bett für den Premier im St. Thomas Krankenhaus in London hergerichtet. Auch ein konservativer Abgeordneter erhielt dem Guardian zufolge ähnliche Hinweise.

Johnson wollte vergangene Woche wieder arbeiten

Auf Nachfrage hätten Johnsons Berater erklärt, dass sich sein Zustand nicht verschlechtert habe, er habe nur „leichte Symptome“. Vielmehr hoffe Johnson am Freitag, nach Ablauf der 14-Tage Isolation, wieder auf die Arbeit gehen zu können. Am Freitag teilte Johnson schließlich mit, dass er sich zwar besser fühle, aber noch Fieber habe.

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Seine Lunge sollte deshalb mit verschiedenen Methoden untersucht werden. „Es handelt sich um einen vorsorglichen Schritt, da der Premierminister noch zehn Tage, nachdem er positiv auf das Coronavirus getestet wurde, Symptome hat“, hieß es in einer Regierungsmitteilung vom Freitagabend. Die Maßnahme weckte jedoch Zweifel an seiner Fähigkeit, die Amtsgeschäfte trotz Erkrankung fortzuführen. 

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Auch in Johnsons Umfeld wurden Befürchtungen lauter, dessen Erkrankung könnte sich unter seiner hohen Arbeitsbelastung verschlimmert haben. Viele der an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 leidenden Patienten zeigten Fieber- und Erschöpfungssymptome und nutzten die „Isolation, um zu schlafen und sich zu erholen“, erklärte Gesundheitsstaatssekretärin Nadine Dorries, die selbst eine Corona-Infektion überwunden hat.

Hintergründe zum Coronavirus:

Wie der "Guardian" berichtet sei auch seine Verlobte Carrie Symonds in großer Sorge: „Sie ruft Freunde an und sagt ihnen, wie ängstlich sie ist“, zitiert die Zeitung Bekannte. Darüber hinaus seien zudem einige konservative Abgeordnete besorgt, dass durch die Beschwichtigungsversuche der Regierung die Bevölkerung das Vertrauen verliere.

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Noch Anfang März hatte der Premierminister damit geprahlt, dass er Menschen in einem Krankenhaus, darunter Covid-19-Patienten, die Hände geschüttelt habe. Das werde er auch weiterhin tun, sagte er damals.

Die britische Regierung steht im Kampf gegen die Pandemie unter erheblichem Druck: Durch einen Schlingerkurs verlor sie wertvolle Zeit, um den Ausbruch einzudämmen. Im chronisch unterfinanzierten Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) gibt es zudem nicht genügend Tests, Schutzausrüstungen und Beatmungsgeräte. Erste Kliniken meldeten nach britischen Medienberichten sogar einen Mangel an Sauerstoff für die Beatmung der Lungenkranken. (mit dpa/AFP)

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