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Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn am Donnerstag bei einem Firmenbesuch im nordenglischen Wakefield.

© Oli SCARFF/AFP

Brexit: Corbyns Selbsthypnose

Der Labourchef ruft nach Neuwahlen, falls Mays Brexit-Plan im Parlament scheitert. Glaubt er wirklich, das würde etwas ändern? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Albrecht Meier

Wer angesichts des Gewürges des politischen Betriebs in London immer noch auf einen halbwegs glücklichen Ausgang des ganzen Brexit-Dramas hofft, der setzt möglicherweise auf folgendes Szenario: Das Unterhaus macht demnächst den Weg frei für ein zweites Referendum, bei dem sich die Briten diesmal für die EU entscheiden.

Es ist wohlgemerkt nur ein Szenario von vielen, die im Fall einer Niederlage der britischen Premierministerin Theresa May bei der Abstimmung über den EU-Austrittsvertrag in der kommenden Woche denkbar sind. Für das Gedankenspiel spricht immerhin, dass ein großer Teil der Anhänger des britischen Labour-Chefs Jeremy Corbyn ein zweites Referendum will.

Corbyn selbst konnte allerdings mit der EU noch nie so richtig etwas anfangen. Der altlinke Labour-Vorsitzende will daher von den Wünschen seiner Parteibasis nichts wissen – und pokert lieber. Angesichts der drohenden Niederlage Mays fordert er von der Premierministerin, sie solle dann möglichst schnell den Weg für Neuwahlen frei machen. Die Forderung Corbyns trägt allerdings Züge einer Selbsthypnose, welche die Wirklichkeit weit gehend ausblendet. Denn am Brexit-Schlamassel und dem drohenden No-Deal-Szenario würden Neuwahlen nichts ändern.

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