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Vermummte Einsatzkräfte stehen vor einem Kiosk im Stadtteil Berlin-Neukölln. Behörden kämpfen inzwischen bundesweit vernetzt gegen Clans.

© Paul Zinken/dpa

Bremer Clan-Chef Ibrahim Miri: Bamf will schon kommende Woche über Asylantrag entscheiden

Bundesinnenminister Horst Seehofer macht den Fall eines Bremer Clanmitglieds zur Chefsache. Entsprechend schnell soll entschieden werden.

Nach der illegalen Einreise des erst kürzlich in den Libanon abgeschobenen Clan-Mitglieds Ibrahim Miri bemühen sich mehrere Behörden bundesweit, die Sache schnell zu einem Ende zu bringen.

Nach dpa-Informationen will das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) möglichst schon in der nächsten Woche über den Asylantrag entscheiden, den einer der führenden Köpfe des deutsch-libanesischen Miri-Clans gestellt hat. Dem Vernehmen nach soll der Fall wegen der Dringlichkeit nicht in Bremen, wo er seinen Antrag gestellt hat, bearbeitet werden, sondern in der Bamf-Zentrale in Nürnberg.

Zunächst muss jedoch geklärt werden, ob der Asylantrag, den er gestellt hat, als Erstantrag oder als Folgeantrag zu bewerten ist. Denn der Libanese, der 2014 wegen bandenmäßigen Drogenhandels zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, hatte 1986 bereits einen Asylantrag gestellt. Damals war er 13 Jahre alt.

Der Mann war - nachdem er bereits viele Jahre lang ausreisepflichtig gewesen war - im Juli in den Libanon abgeschoben worden. Spezialeinsatzkräfte hatten ihn am 10. Juli in den frühen Morgenstunden geweckt und festgenommen. Ibrahim Miri wurde nach Schönefeld geflogen und von dort mit einem Learjet in den Libanon abgeschoben. Es war eine klare Ansage der Sicherheitsbehörden und der Innenminister an die kriminelle Großfamilie: Die Gangart wird verschärft.

Am Mittwoch tauchte er nun mit seinem Anwalt in der Bremer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge auf, doch der Besuch währte nur kurz. Die Polizei rückte an und nahm den 46-Jährigen fest. Sein Anwalt sagte Radio Bremen, sein Mandant werde im Libanon von schiitischen Milizen mit dem Tode bedroht. Außerdem wolle er juristisch gegen seine Abschiebung vorgehen.

Bremer Clan-Mitglied beschäftigt das Innenministerium

Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) interessiert sich für den Fall. „Der Minister lässt sich fortlaufend über den aktuellen Verfahrensstand informieren“, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag. Die Polizei hatte den Intensivtäter am vergangenen Mittwoch festgenommen.

Ein Amtsgericht ordnete Abschiebehaft bis zum 2. Dezember an. Der Clan-Chef hatte sich selbst den Behörden gestellt und die illegale Einreise eingeräumt. Geprüft wird aktuell auch, ob er erneut in Strafhaft genommen werden könnte. Denn zum Zeitpunkt seiner Abschiebung hatte er seine Strafe noch nicht vollständig abgesessen.

Miri ist Oberhaupt einer weit verzweigten Großfamilie mit 2500 Mitgliedern, von denen mindestens 1200 bereits im Visier von Polizei und Justiz in Deutschland standen. Er kam als 13-Jähriger aus dem Libanon nach Bremen, war Chef des inzwischen verbotenen Rockerclubs Mongols MC und wird mit einer Vielzahl von Straftaten in Verbindung gebracht. Neben Erpressung geht es bei dem Clan um Handel mit Waffen, Kokain und Marihuana. 2014 wurde Miri wegen bandenmäßigen Drogenhandels zu sechs Jahren Haft verurteilt. Seit 2017 gab es erste Freigänge für ihn, im Dezember 2018 kam er auf Bewährung frei. (dpa)

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