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Japanische Analysten verfolgen die US-Wahl.

© AFP

Update

Börse reagiert auf US-Wahl: Trump-Sieg rüttelt die Finanzmärkte durch

Die Märkte reagieren auf den Wahlsieg von Donald Trump: Einige Börsen brachen zu Handelsbeginn so stark ein wie zuletzt nach dem Brexit-Referendum. Doch nach anfänglicher Panik hielten sich die Verluste in Grenzen.

Von Carla Neuhaus

Börsianer fühlten sich am Mittwoch kurzzeitig an den Brexit erinnert. Wie im Sommer hatten sie auch diesmal auf einen anderen Ausgang spekuliert. Trumps Sieg hat sie geschockt. „Die Märkte erleben einen Brexit reloaded“, sagte Daniel Saurenz, Analyst bei Feingold Research am Morgen. Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein sagte: „Ein als unwahrscheinlich geltendes Ereignis wurde Wahrheit. Donald Trump gewinnt die US-Präsidentschaftswahl und stößt damit die Welt vor den Kopf.“ Entsprechend groß sei die Verunsicherung an den Finanzmärkten. Die Folge war ein Auf und Ab der Kurse.
Besonders stark reagierten die Börsen in Asien, die bereits kurz nach Bekanntwerden des Wahlsiegs von Donald Trump für den Tag schlossen. In Tokio fiel der Nikkei-Index um 5,4 Prozent. Die Kurse in Hongkong gaben um 2,2 Prozent nach, die in Sydney um fast zwei Prozent.

Die europäischen Börsen erholten sich schnell

In Europa dagegen hatten die Aktionäre den ersten Schock bereits überwunden, als die Börsen hier öffneten. Der deutsche Leitindex Dax startete zwar mit Verlusten von 2,9 Prozent in den Handel, verringerte das Minus aber schnell –am Nachmittag lag er sogar im Plus. In den USA lag der Leitindex Dow Jones bereits von Handelsbeginn an im positiven Bereich. „Trotz aller Aufregung gilt: An den Börsen wird das Leben weitergehen“, erklärte Anlagestratege Heinz-Werner Rapp vom Vermögensverwalter Feri Investment die Entwicklung.
Unter Druck standen in Deutschland vor allem die Aktien der Autobauer. Sie fürchten die Abschottung der USA unter Trump und haben Angst, künftig weniger Autos in den Vereinigten Staaten verkaufen zu können. Für VW, Daimler und BMW wäre das ein harter Schlag. Schließlich sind die USA immer noch der weltweit zweitgrößte Pkw-Markt nach China. Jedes achte Auto, das aus Deutschland exportiert wird, geht in die USA. Bei Volkswagen ist man noch aus einem anderen Grund besorgt. VW-Chef Matthias Müller sagte, er hoffe, dass sich das Wahlergebnis nicht negativ auf die Verhandlungen mit den US-Behörden über die Dieselaffäre auswirke. Die Aktien deutscher Pharmakonzerne wie Bayer und Merck legten dagegen nach dem Sieg Trumps sogar zu. Für sie ist die Wahlentscheidung eine gute Nachricht. Hätte Hillary Clinton gewonnen, hätten sie sich auf eine Begrenzung von Medikamentenpreisen einstellen müssen. Mit einem Präsidenten Trump können die Chefs der Pharmakonzerne dagegen besser leben.

Auch der Dollar erholte sich wieder

Der Dollar ging auf Achterbahnfahrt. Am Morgen legte der Euro im Vergleich zur US-Währung erst kräftig zu, gab dann aber seine Gewinne wieder vollständig ab. Das spiegelt die Unsicherheit vieler Anleger wider. Einerseits sagen Experten voraus, dass Anleger aufgrund des Wahlergebnisses Kapital aus den USA abziehen könnten – das würde den Dollar unter Druck setzen. Andere sagen jedoch, der Dollar sei weiterhin eine Art sicherer Hafen und würde deshalb profitieren. Klarer als bei der US-Währung war der Trend beim mexikanischen Peso, der auf ein Rekordtief abstürzte. Im Wahlkampf hat Trump immer wieder gegen Mexiko gewettert, gar angekündigt, eine Mauer an der Grenze zu errichten, um illegale Einwanderer fernzuhalten. Gefragt war dagegen alles, was Sicherheit verspricht. Gold etwa wurde teurer. Auch in Bundesanleihen schichteten Anleger ihr Vermögen um. Überraschender Gewinner an den Märkten war am Mittwoch dagegen Russland, wo die Kurse gegen den Trend zulegten. Auch der russische Rubel stabilisierte sich gegenüber dem Dollar. Der Grund: Analysten spekulieren darauf, dass Trump die Sanktionen gegen Russland lockern dürfte. Im Wahlkampf hatte Trump sich für eine Annäherung zwischen den USA und Russland ausgesprochen und auch explizit die Führungsqualitäten des russischen Präsidenten Wladimir Putin gelobt.

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