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Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg, spricht während eines Pressegesprächs zum Ende des Afghanistaneinsatzes der Bundeswehr.

© dpa/Sebastian Gollnow

Bischöfe fordern Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes: „Das kann und sollte ungemütlich werden“

Am Rande ihrer Vollversammlung kritisieren die katholischen Bischöfe das jähe Ende des Afghanistan-Einsatzes - und werfen der Regierung "bad governance" vor.

Afghanistan ist nicht vorbei und es darf nicht vorbei sein“, sagte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick. „Es ist um der Menschen wichtig, dass wir Afghanistan im Blick behalten, um der Menschen willen, die dort leben.“ Der Bamberger Erzbischof ist Vorsitzender der „Kommission Weltkirche“ der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die sich vor allem um die Arbeit der katholischen Hilfswerke kümmert. Gemeinsam mit dem für Friedensarbeit zuständigen Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer und dem katholischen Militärbischof Franz-Josef Overbeck aus Essen zog er am Mittwoch am Rande der Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda ein kritisches Resümee des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch.

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Dabei mahnten die Bischöfe ein kultursensibleres Vorgehen bei künftigen Bundeswehreinsätzen an. „Wirksame Unterstützung von außen muss sich mit den Menschen und ihrer Kultur verbinden“, sagte Wilmer. „Dazu braucht es Verbindlichkeit, Respekt, Geduld und die Fähigkeit, sich auf die Kultur der anderen einzulassen.“ Der Bundesregierung warf Wilmer gar „bad governance“, also schlechtes Regieren, vor: „Es macht viele, auch mich, ratlos und wütend, wie unvorbereitet und wenig geordnet die westlichen Kräfte auf die Entwicklungen im Land reagierten“. Nötig sei nun eine Auseinandersetzung mit dem Verlauf des Einsatzes. „Das kann und sollte ungemütlich werden.“

Künftig soll es im Einsatzland immer auch um politische Bildung gehen

Schick plädierte dafür, Militäreinsätze so zu konzipieren, dass sie „von vornherein als Friedensdienst geplant und durchgeführt werde“. Neben medizinischer und humanitärer Hilfe im Einsatzland müsse es immer auch um politische Bildung gehen. In Afghanistan müsse man aus Sicht des Bamberger Erzbischofs indes nun auch mit den Taliban verhandeln. „Man darf die Taliban nicht bestärken und durch Verhandlungen aufwerten“, sagte Schick. „Aber man muss mit ihnen sprechen, um die humanitäre Hilfe fortzusetzen.“

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