zum Hauptinhalt
Auf Du und Du mit dem Wolf: Immer mehr Wölfe kommen nach Deutschland zurück. Dass ihr Bestand steigt ist wie die Erholung der Bestände bei Fischottern oder Bibern ein Erfolg des Naturschutzes.

© dpa

Biodiversität: In schlechtem Zustand

43 Prozent der Wirbeltiere in Deutschland sind in ihrem Bestand gefährdet. Doch die Bürger unterschätzen diese Krise.

In Deutschland werden 207 Wirbeltiere auf einer „Roten Liste“ geführt. Das bedeutet: 43 Prozent der in Deutschland lebenden Wirbeltiere sind in ihrem Bestand gefährdet. 37 Arten gelten bereits als ausgestorben. Das ist das Ergebnis des Berichts „Daten zur Natur“, den am Montag Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und die Chefin des Bundesamts für Naturschutz (BfN), Beate Jessel, in Bonn vorgestellt haben. Altmaier sagte, es sei für den Schutz der Biodiversität – dazu gehört auch der Erhalt von Ökosystemen und der genetischen Vielfalt – wesentlich, „dass der Ausbau der erneuerbaren Energien naturverträglich gestaltet wird“. Naturschützerin Jessel lobte die Ausweisung großer Schutzgebiete und warb für mehr Naturschutz.

In der Bundesrepublik stehen rund 15 Prozent der Landfläche unter einem relativ strengen Naturschutz. Da sich diese Gebiete teilweise überschneiden, ist die exakte Fläche schwer zu bestimmen. Dazu kommen noch Regionen, die unter Auflagen bewirtschaftet werden dürfen. Bis 2020 hat sich die Staatengemeinschaft zum Ziel gesetzt, 17 Prozent der Landfläche unter Schutz zu stellen. Das hat der Weltnaturschutzgipfel vor zwei Jahren im japanischen Nagoya beschlossen. Bei Meeresschutzgebieten ist Deutschland dagegen führend, berichtete Jessel. Seit der Aufnahme des Wattenmeers als Weltnaturerbe stehen mehr als 30 Prozent der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone, also der küstennahen Gewässer, unter Schutz.

Dass der Zustand der Natur in Deutschland besser eingeschätzt wird, als er tatsächlich ist, zeigte eine Veranstaltung am Wochenende. Zeitgleich in 25 Ländern trafen sich zufällig eingeladene Bürger zu einer Konferenz über den Schutz der biologischen Vielfalt. Die Ergebnisse der Diskussion, die jeweils einen ganzen Tag einnahm, soll beim nächsten Weltgipfel der Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) im Oktober im indischen Hyderabad präsentiert werden. In Deutschland trafen sich etwa 100 Bürger aus dem ganzen Land im Berliner Naturkundemuseum. Nur jeder Fünfte von ihnen sieht Deutschland vom globalen Artensterben stark betroffen. Entsprechend machten sich auch nur 60 Prozent der Gruppe Sorgen wegen des dramatischen Verlusts der biologischen Vielfalt. Im Weltdurchschnitt waren dagegen mehr als 75 Prozent der an den „World Wide Views on Biodiversity“ beteiligten Bürger sehr besorgt. In der Demokratischen Republik Kongo sogar 87,5 Prozent – und das, obwohl sie in einer intakteren Natur leben als in Deutschland.

Der Direktor des Naturkundemuseums, Johannes Vogel, kritisierte, dass „Politiker noch nicht verstanden hätten, was für das Überleben der Menschheit wirklich wichtig ist“. Damit meinte er, dass von geschätzt etwa 30 Millionen Arten lediglich gut zwei Millionen bereits bestimmt worden sind. Für zehn Milliarden Euro wären Biologen seiner Einschätzung nach in der Lage, alle Arten zu bestimmen. Doch die Mittel für diese Forschung seien minimal.

Dabei könnte eine genaue Kenntnis der Arten dabei helfen, globale Probleme wie die Anpassung an den Klimawandel oder die Ernährungskrise zu bewältigen. Der Klimawandel führt bereits jetzt zu einer Verschiebung der Arten Richtung Norden. Einige können sich nicht schnell genug anpassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false