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Kulturtechnik oder Relikt einer aussterbenden Zeit? Die Schreibschrift ist in Deutschland Teil des Schullebens. Das soll vorerst auch so bleiben.

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Bildungsverband: Die Schreibschrift soll erhalten bleiben

In Finnland ist sie schon abgeschafft, doch Deutschland will sie vorerst beibehalten: Die Schreibschrift soll auch in Zeiten der Tastatur erhalten bleiben. Die Mehrzahl der Deutschen findet das gut.

Die Mehrheit der Bundesbürger ist dafür, dass Schüler weiterhin eine Form der Schreibschrift lernen sollen. Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warnt davor, das Schreiben mit der Hand an deutschen Schulen abzuschaffen. Seit Donnerstag tagt die Kultusministerkonferenz in Leipzig. Sie will sich unter anderem mit dem Thema „Erhalt der Schreibschrift“ beschäftigen. Hintergrund sind demnach ähnliche Überlegungen wie in Finnland: Dort sollen Kinder künftig nur noch tippen lernen, statt mit der Hand zu schreiben.

„Bei der Handschrift geht es nicht alleine darum, dass man ein Kulturgut bewahren will, sondern dass das Schreiben mit der Hand für die Kinder viele Vorteile bringt“, sagte der Verbandsvorsitzende Udo Beckmann am Donnerstag im RBB-Inforadio. Wenn Schüler nur noch tippen lernen, werde die Hirnleistung nicht mehr so gefordert wie beim Schreiben mit der Hand.

Zwei Drittel der Deutschen finden, dass Schüler weiter eine Form der Schreibschrift lernen sollen. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach halten dies 65 Prozent der 1.400 befragten Frauen und Männer über 16 Jahre für wichtig. Nur für gut jeden Vierten ist dies unwichtig.

Die Meinung über die Schreibschrift hängt vom Alter ab

Die Demoskopen stellten allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen fest. Während sich von den Menschen über 44 mehr als drei Viertel für die Beibehaltung der Schreibschrift in der Grundschule aussprachen, waren es von den 30- bis 44-Jährigen nur 58 Prozent. Bei den Befragten unter 30 war das Stimmungsbild geteilt: Während für 43 Prozent die Beibehaltung der Schreibschrift keine Rolle spielt, bleibt dies für 40 Prozent weiterhin wichtig.

Das Schreiben selbst sei ein sehr komplexer Vorgang, der beim Tippen mit der Tastatur am Computer, Smartphone oder Tablet wegfällt. „Da wischt man schnell was weg, oder wenn Sie drei Buchstaben eingeben, werden Ihnen schon Vorschläge für bestimmte Worte gemacht. Sie müssen also gedanklich die Wortbildung nicht mehr selbst nachvollziehen“, kritisiert Beckmann.

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung räumte zugleich ein, dass nichts dagegen spreche, wenn Kinder rechtzeitig den Umgang mit modernen Medien lernten. „Aber beim Schreiben mit der Hand geht es darum, dass auch motorische Fähigkeiten geschult werden.
Darüber gibt es eindeutige Studien. Die verkümmern dann“, betonte Beckmann. Er verwies auf Südkorea, wo man Kinder frühzeitig in den Schulen mit Tablets ausgestattet habe, „weil man meinte, dass die Kinder damit schneller und flüssiger arbeiten könnten“. Später sei festgestellt worden, dass bestimmte Fähigkeiten in der Rechtschreibung, in der Wortbildung und in den Merkfähigkeiten verloren gingen. dpa

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