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Ein Bild aus besseren Zeiten, als Wasser noch nicht knapp war.

© Jörg Carstensen/dpa

Bienen retten, Balkon bepflanzen, Wasser sparen: Über die täglichen Tücken eines Öko-Daseins

Die Dürre grassiert, Pflanzen verdorren. Trotzdem sollen Menschen ihren Wasserverbrauch reduzieren. Das ist leichter gesagt als getan. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Von Ludwig Wittgenstein, dem Denker, stammt der Satz: „Ein philosophisches Problem hat die Form: Ich kenne mich nicht mehr aus.“ Demnach besteht ein Großteil des Lebens aus philosophischen Problemen. Die Mysterien beginnen bereits im Alltag, beim Klopapier zum Beispiel. Das soll möglichst umweltfreundlich sein. Rund ein Dutzend Kilogramm davon verbraucht jeder Deutsche pro Jahr. Um das Papier weich zu machen, wird viel Wald abgeholzt. Deshalb ist es am besten, wenn bei der Produktion recyceltes Altpapier benutzt wird.

Woher erkennt nun der Verbraucher, dass sein Klopapier sauber ist? Na, am „Blauen Engel“, dem Öko-Gütesiegel. Das wird, in einigen Abständen, auf die Lagen aufgedruckt. Die Farbe für das Siegel muss hergestellt, das Siegel selbst maschinell auf die Lagen gepresst werden. All das kostet Energie und trübt die Ökologie-Bilanz ein. Die Bescheinigung einer ökologischen Qualität wird selbst zum ökologisch bedenklichen Akt.

Ist die Blüte kräftig, freut sich die Biene

Oder die Bienen. Die werden immer weniger, vor allem wegen der Pestizide. Zum Glück gibt es immer mehr Hobby-Imker, gerade auch in Städten. Jeder könne einen Beitrag dazu leisten, die Tiere zu schützen, heißt es. Durch eine üppige Balkonbepflanzung etwa, mit heimischen Garten- und Küchenkräutern, Sonnenhut und Mädchenauge. Ist die Blüte kräftig, freut sich die Biene. Allerdings: Balkonblumen brauchen Wasser, in heißen Sommern sogar sehr viel Wasser.

Und Wasser ist knapp, Berlin und Brandenburg verzeichnen niedrige Grundwasserpegel. Die Dürre grassiert, Pflanzen verdorren. Menschen werden aufgerufen, ihren Wasserverbrauch drastisch zu reduzieren. Wie verträgt sich das mit einer voluminösen Balkonbepflanzung zum Wohle der Bienen?

Ein unangenehmer Geruch, begleitet von Schimmelbildung

Wegen des Wassermangels sollen Joghurt- und Quarkbecher nicht ausgewaschen werden, bevor sie in den Plastikmüll wandern. Doch dieser Rat führt in das nächste Problem, jedenfalls bei anhaltend hohen Raumtemperaturen. Im Restjoghurt und Restquark kann sich schnell ein unangenehmer Geruch verbreiten, begleitet von Schimmelbildung. In aufgeheizten Dachgeschosswohnungen tritt der Effekt besonders schnell ein.

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Wasser sparen! Selbst an diese Direktive lassen sich freilich Fragezeichen setzen. Die Berliner Wasserwerke empfehlen, Leitungen, die einige Zeit nicht benutzt worden waren, gründlich durchzuspülen, bevor sie wieder in Betrieb genommen werden.

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Andernfalls könne man für die Qualität des Wassers nicht garantieren. Zwar ist das gesamte öffentliche Berliner Trinkwassernetz frei von Bleirohren. Aber in den letzten Metern vor dem Wasserhahn fließt es eben doch oft durch uralte, bleihaltige Rohre. Das betrifft vor allem Altbauten sowie un- oder teilsanierte Gebäude. Außerdem muss die Trinkwasser-Installation in Mehrfamilienhäusern regelmäßig auf Legionellen überprüft werden. Hier gilt ebenfalls: laufen lassen!

„Ein philosophisches Problem hat die Form: Ich kenne mich nicht mehr aus.“ Sagte Wittgenstein, der auch gerne Verwirrung stiftete. Von einigen Menschen wird das Sich-nicht-auskennen als unerträglich empfunden. Sie greifen nach jeder verfügbaren Antwort, um sich ihrer Ratlosigkeit zu entledigen. Meistens scheitern sie.

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