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Auch in Paris gilt eine nächtliche Ausgangssperre.

© REUTERS

Bewegungseinschränkung in Corona-Zeiten : Frankreich kennt die „Corona-Leine“ schon

In Deutschland kann der Bewegungsradius in Corona-Hotspots eingeschränkt werden. In Frankreich wurden bereits weit striktere Maßnahmen verhängt. 

Die Franzosen haben angesichts der Corona-Pandemie bereits einige Erfahrungen mit Ausgangsbeschränkungen, wie sie am Dienstag beim Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Ministerpräsidenten beschlossen wurden. Was in Deutschland „Corona-Leine“ genannt wird, heißt in Frankreich „confinement“ – der im Nachbarland mittlerweile eingebürgerte Begriff für weit gehende Beschränkungen bei der Mobilität. In Frankreich wurden indes sehr viel striktere Regeln erlassen als in Deutschland. 

Die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten haben sich darauf verständigt, dass der Bewegungsradius in Corona-Hotspots auf 15 Kilometer eingeschränkt werden kann. Beim „confinement“ in Frankreich, das im vergangenen Jahr einmal im Frühjahr und ein zweites Mal vor Weihnachten verhängt wurde, galt in der schärfsten Variante der Ausgangsbeschränkung sogar eine Ein-Kilometer-Regel: Wer nicht zur Arbeit musste oder sonst einen triftigen Grund hatte, durfte sich nur einen Kilometer vom Wohnort entfernen. Daran mussten sich beispielsweise Freizeitsportler halten. 

Epidemiologin verteidigt die Einschränkungen

Zu denen, die in Frankreich im vergangenen November die drastische Einschränkung der Bewegungsfreiheit befürworteten, gehört die Epidemiologin Catherine Hill. Die 74-Jährige, die der französischen Agentur für die Sicherheit von Medikamenten und Medizinprodukten angehörte, erklärte seinerzeit, dass dies erheblich zur Vermeidung von Kontakten und damit auch von Ansteckungsmöglichkeiten beitrage. 

Als Staatschef Emmanuel Macron Ende Oktober zum zweiten Mal die strikten Ausgangsbeschränkungen verkündete, waren die wenigsten Franzosen überrascht davon. Seinerzeit wurden über 40.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert. Nach dem 14. Dezember wurden die Ausgangsbeschränkungen während des Tages zwar aufgehoben, aber durch nächtliche Ausgangssperren ersetzt. Gesundheitsminister Olivier Véran hat jüngst nicht ausgeschlossen, dass die Mobilitätsbeschränkungen am Tage wieder eingeführt werden könnten, falls es das Infektionsgeschehen gebieten sollte.  

Mehr als 66.000 Tote seit Beginn der Pandemie

Im Vergleich zum bisherigen Höhepunkt bei den Corona-Neuinfektionen im alten Jahr sind die Zahlen im Nachbarland inzwischen zurückgegangen, aber sie sind weiterhin Besorgnis erregend hoch. Am Mittwochabend wurden 25.379 neue Covid-19-Fälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Am selben Tag wurden 283 Corona-Tote registriert. Seit dem Beginn der Pandemie sind in Frankreich 66.565 Menschen an dem Virus gestorben. 

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Regierungssprecher Gabriel Attal sagte am Mittwoch, dass das Infektionsgeschehen in Frankreich derzeit weniger gravierend sei als bei vielen Nachbarn in der EU. Dennoch betonte Attal: „Wir haben noch einige schwere Monate vor uns.“ Vor allem im Osten des Landes breite sich das Virus stark aus, erklärte der Regierungssprecher. In 15 Départements gilt die Ausgangssperre dort bereits um 18 Uhr. Davon sind 6,5 Millionen Franzosen betroffen. Im Rest des Landes wurde eine Ausgangssperre ab 20 verhängt.  

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