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Betreuung: Pflege in Kliniken immer schlechter

Das "Pflege Thermometer 2007" stellt fest, dass sich die Situation in den Krankenhäusern weiter verschlechtert. Das Institut für angewandte Pflegeforschung warnt vor einem weiterem Stellenabbau.

Berlin - Die Pflegesituation in deutschen Krankenhäusern wird immer schlechter. Das belegt das „Pflege-Thermometer 2007“ des deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP), das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. 263 Pflegedienstleiter hatten dem DIP für dessen Umfrage über die Patientenversorgung in ihren Krankenhäusern Auskunft gegeben. Mit dem Ergebnis: 30 Prozent der Befragten berichteten, dass die Möglichkeit, eine ausreichende pflegerische Versorgung anzubieten, in den vergangenen zwei Jahren gesunken ist. Ein Drittel der Einrichtungen gibt an, operierte Patienten nicht in dem notwendigen Maße durch tägliche Übungen wieder fit für den Alltag machen zu können.

Grund dafür ist offenbar ein deutlicher Stellenabbau beim Pflegepersonal. In deutschen Kliniken werden inzwischen pro Jahr ein Million Patienten mehr versorgt als noch 1995. Die Zahl der Pflegekräfte aber ist in den vergangenen zwölf Jahren gesunken: Rund 50 000 Pflegestellen wurden abgebaut. DIP-Projektleiter Frank Weidner erwartet, dass diese „Rationierung der Pflege“ noch weiter fortschreitet. 52 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass sich der Abbau des Pflegepersonals in den kommenden fünf Jahren fortsetzen wird. Eine Entwicklung, die sich nach Weidners Ansicht negativ auf die Patientensicherheit auswirkt: „Wir sind in Sorge, dass Patienten ernsthaft gefährdet werden.“

Die „schweren Fälle“ unter den Patienten regelmäßig zu beaufsichtigen, gelingt lediglich einem Viertel der befragten Einrichtungen. Der abnehmende Kontakt zwischen den Patienten und dem Pflegepersonal hat außerdem Folgen für die Schmerzbehandlung: So kommt es in gut drei Viertel der Krankenhäuser vor, dass Patienten länger als 15 Minuten auf ein notwendiges Schmerzmittel warten. Einigen Einrichtungen gelingt es kaum, hygienische Mindeststandards einzuhalten: 14 Prozent der Befragten berichteten, ihre Patienten nicht täglich waschen zu können. In über 90 Prozent der befragten Einrichtungen kommt es vor, dass auf eine „Patientenklingel“ nicht entsprechend schnell reagiert wird.

Dazu kommt, dass das Aufgabenspektrum des Pflegepersonals künftig trotz der gestiegenen Arbeitsbelastung auch noch erweitert werden: Nach und nach soll das Pflegepersonal ärztliche Tätigkeiten in Diagnostik und Therapie übernehmen, beispielsweise Narkosen überwachen und Routineuntersuchungen durchführen. „Die Krankenhäuser vor einer großen Herausforderung“, betonte Frank Weidner.

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