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Mehrere Menschen sitzen in der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) registrierte ein deutliches Plus an Asylanträgen.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Besonders hohe Nachfrage aus Afghanistan: Zahl der Asyl-Erstanträge in Deutschland steigt wieder

Mehr als 100.000 Menschen suchen hierzulande Schutz. Insbesondere das Abklingen der Pandemie und die Afghanistan-Krise sorgen für mehr Anträge – auch in der EU.

Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist in diesem Jahr wieder angestiegen. Wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in seiner Statistik ausweist, nahm die Behörde bis Ende September 100.278 Erstanträge entgegen.

Das sind 35,2 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, das allerdings stark von der Corona-Pandemie, den geschlossenen Grenzen und der weitgehenden Einstellung des Flugverkehrs geprägt war.

Von 2016 bis 2020 waren die Zahlen stetig gesunken. Laut „Welt am Sonntag“ überschreitet die Zahl der Asyl-Erstanträge in Deutschland nun im neunten Jahr in Folge die 100.000er-Marke.

Von den Erstantragstellern waren den Bamf-Zahlen zufolge etwa 19,5 Prozent Kinder im Alter von unter einem Jahr, die in Deutschland geboren wurden. Die Zahl der Folgeanträge stieg nach der Übersicht des Bundesamtes um 162 Prozent auf 31.454.

Kinder in der niedersächsischen Landesaufnahmebehörde Friedland.
Kinder in der niedersächsischen Landesaufnahmebehörde Friedland.

© Swen Pförtner/dpa

Damit nahm das Bundesamt von Januar bis September insgesamt 131.732 Asylanträge entgegen (+ 52,9 Prozent). Im vergangenen Jahr haben etwa 102.500 Menschen einen Erstantrag gestellt, darunter waren 26.500 Anträge von Kindern, die bereits in Deutschland geboren wurden.

Erstanträge am häufigsten aus Syrien

Die meisten Asylbewerber, die erstmals um Schutz baten, kamen auch in diesem Jahr aus Syrien, Afghanistan und Irak. 40.472 Erstanträge stammten von Menschen aus Syrien (+ 57,1 Prozent), 8531 von Schutzsuchenden aus dem Irak (+ 22,2 Prozent). Besonders stark legte die Zahl der Antragsteller aus Afghanistan zu, insgesamt registrierte das Bamf bis Ende September 15.045 Erstanträge (+ 138 Prozent).

Wartende auf der Start- und Landebahn des Kabuler Flughafens im August 2021. Die Machtübernahme der Taliban hatte zahlreiche Menschen in Afghanistan in die Flucht geschlagen.
Wartende auf der Start- und Landebahn des Kabuler Flughafens im August 2021. Die Machtübernahme der Taliban hatte zahlreiche Menschen in Afghanistan in die Flucht geschlagen.

© AFP/Fotograf:in nicht genannt

In Afghanistan haben im August die militant-islamistischen Taliban die Macht übernommen. Die Lage galt aber auch vorher schon als äußerst instabil. Im gesamten Jahr 2020 hatte das Bundesamt 9901 Erstanträge auf Asyl von Afghanen verzeichnet. Die Zahl ist deutlich geringer als etwa im Jahr 2016, als mehr als 127.000 Anträge von Afghanen eingegangen waren, wie aus der Statistik des Bundesamtes hervorgeht.

Die Organisation Pro Asyl appellierte an die derzeitige und die künftige Bundesregierung sowie an die 20 wichtigsten Industrieländer und Schwellenstaaten (G20), mehr für die Aufnahme gefährdeter Menschen aus Afghanistan zu tun. „Wir fordern die Bundesregierung auf, endlich ein Bundesaufnahmeprogramm zu starten (und) den Weg für dieses ergänzende Landesaufnahmeprogramme frei zu geben“, sagte der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt.

Zahl der Schutzsuchenden in der EU steigt deutlich

Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Zahlen der EU-Asylbehörde EASO berichtet, wurden in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres in keinem anderen EU-Land so viele Asylanträge gestellt wie in Deutschland. Das zweitwichtigste Land für Schutzsuchende ist dem Bericht zufolge Frankreich (54.105 Anträge), gefolgt von Spanien (41.799 Anträge) und Italien (37.492 Anträge).

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In den Zeitungen der Funke Mediengruppe erläuterte EASO-Direktorin Nina Gregori, dass die Zahl der Schutzsuchenden in Europa insgesamt deutlich steigt. „Im August 2021 registrierten die EU-Staaten rund 56.000 Fälle von internationalen Schutzgesuchen“, sagte sie. Das sei der dritte Monat mit einer deutlich steigenden Zahl von Asylanträgen in der EU. Damit sei fast das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie erreicht.

Zudem erklärte Gregori, in diesem Jahr sei einer der Hotspots der Migration in der Region um Belarus, vor allem in Lettland und Litauen. Die Situation in den Anrainerländern sei sehr ernst. „Litauen registriert normalerweise 500 Asylanträge pro Jahr. In dieser Zeit registrieren die Behörden mehr als 2.500 Asylanträge von Flüchtlingen aus Belarus seit Beginn der Fluchtbewegungen Anfang des Sommers“, sagte die EASO-Direktorin. Die EU müsse die Aufmerksamkeit auf die Hilfe für die osteuropäischen Staaten lenken, um sie künftig bei Asylfragen besser zu unterstützen. (dpa, epd, KNA)

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