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Der BER ist noch immer eine Baustelle.

© John MacDougall / AFP

Update

Berliner Flughafen: Lufthansa-Vorstand prognostiziert BER-Abriss

Thorsten Dirks glaubt nicht mehr an eine Eröffnung des BER. Der Lufthansa-Vorstand sagt Abriss und Neubau voraus. Flughafenchef Lütke-Daldrup hält dagegen.

Um den unvollendeten neuen Berliner Hauptstadtflughafen BER ist eine Abrissdebatte entbrannt. Angestoßen hat sie kein Geringerer als Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks, der die Billigtochter Eurowings führt. Nach am Samstag publik gewordenen Äußerungen, glaubt er offenbar nicht mehr an eine Eröffnung des BER und geht von einem Abriss aus. „Meine Prognose ist: Das Ding wird abgerissen und neu gebaut“, zitierte ihn die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Der Satz fiel demnach am Freitag auf dem „Unternehmertag am Tegernsee“, wo der Verantwortliche für die konzerninterne Billigfluglinie Eurowings geredet hatte.

„Das ist Unsinn“, sagte dazu Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Abend dem Tagesspiegel. „Statt sich von außen mit dem BER zu beschäftigen, wäre für die nationale Airline mehr Engagement für die Langstrecke in der deutschen Hauptstadt eine lohnende Aufgabe.“ Die Lufthansa hatte gerade angekündigt, dass die erst im vergangenen Jahr eröffnete Langstreckenverbindung zwischen Berlin und New York eingestellt wird.

Der neue Berliner Airport, an dem seit 2006 gebaut wird, ist ein Projekt der Flughafengesellschaft (FBB) der Länder Berlin, Brandenburg und der Bundesrepublik Deutschland. Die Eröffnung des BER, der 2012 in Betrieb gehen sollte, war zuletzt auf den Oktober 2020 verschoben worden.

Zwar gibt es auf der Baustelle erneut Verzögerungen. Doch betonte Lütke Daldrup: „Die Baumaßnahmen sind weitestgehend fertiggestellt. Wir sind schon länger in der Phase der Sachverständigengutachten und der Mängelbeseitigung“, sagte der BER-Chef. Der Flughafen werde im Oktober 2020 eröffnet.

Lufthansa-Sprecher rudert zurück

Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels relativierte die Aussagen Dirks inzwischen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das Unternehmen habe auf keinen Fall für einen Abriss des Flughafens plädieren wollen. „Das war eine zugespitzte Äußerung, um auf das Ausmaß der Probleme am Flughafen hinzuweisen“, ergänzte Matthias Eberle, Sprecher der LH-Billigfluglinie Eurowings. Lufthansa habe auch keinen solchen Ratschlag geben wollen.

Nach dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist eine Fertigstellung des BER ein Ziel der neuen Bundesregierung. „Die drei Gesellschafter sind sich einig: Der Hauptstadtflughafen wird fertiggebaut“, sagte auch Senatssprecherin Claudia Sünder dem Tagesspiegel. Aber jetzt wisse die Welt wenigstens, dass es Herrn Dirks gebe. „Anstatt darüber nachzudenken wie das Lufthansa-Logo von Gelb in Blau ausgetauscht wird, wäre es gut, wenn sich der Konzern um ein angemessenes und verlässliches Engagement in der Hauptstadt bemüht.“ Ähnlich äußerte sich auch der FBB-Aufsichtsratschef und brandenburgische Flughafensstaatssekretär Rainer Bretschneider. „Man sollte nicht so viel in bayerischen Bierzelten erklären.Das gilt auch für Lufthansa-Vorstände.“

In der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg steht die Lufthansa schon länger wegen zu geringen Engagements in der Kritik. Im Dezember 2017 war die Eröffnung es neuen Airports für Berlin und Brandenburg, die für 2018 erhofft wurde, auf Oktober 2020 verschoben worden. Die Kosten des ursprünglich mit 2,5 Milliarden Euro kalkulierten Projektes sind bereits auf 6,6 Milliarden Euro gestiegen. Ob der BER-Start 2020 klappt hängt maßgeblich auch von den am Bau beteiligten Konzernen ab. So verzögert sich die Fertigstellung der Steuerung der Entrauchungsanlage, für die der Siemens-Konzern verantwortlich ist, mindestens bis Frühjahr 2019. Eigentlich sollten am BER im Sommer 2018 alle Arbeiten beendet sein. Zuletzt hatte die Flughafengesellschaft bestätigt, dass wegen der überlangen Bauzeit im BER-Terminal, wo die Kosten von einer Milliarde Euro auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen sind, 700 längst veraltete Monitore ausgetauscht werden müssen. (mit dpa)

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